Coburg Bratwurstsemmeln, Tanz und Trachten

Der Landkreis sucht zwei Heimatpfleger. Deren Aufgabenfeld ist weit gefasst. Es verlangt viel Wissen über Sitten und Bräuche im Coburger Land.

 
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Coburg - Ob im Coburger Land tatsächlich jede Stadt ihre besondere Art hat, Hühner aufzuschneiden, bleibt dahin gestellt. Bei der Bratwurstsemmel ist die Lage jedoch glasklar: Der Coburger schneidet sie hochkant auf, was die Fachwelt als evangelische Variante bezeichnet, während der eher katholisch geprägte Kronacher und Lichtenfelser den Schnitt quer setzt.

Über solche für den Coburger fundamentalen Kenntnisse muss der Heimatpfleger verfügen, den der Landkreis sucht. Er braucht aber auch Spezialwissen. Zum Beispiel darüber, dass es kleine, aber feine Unterschiede zwischen Bratwürsten in der Region gibt. Nicht nur zwischen Kronach (die "Feinen"), Hildburghausen (die "Groben") und der Vestestadt (die "Besten"), sondern tatsächlich auch im Coburger Land.

So genießt man im Raum Neuensorg/Weidhausen eine Bratwurst ohne "Schleiß", wie der Naturdarm vom Schwein bezeichnet wird. Die heißt "Gewickelte", wird paniert und dann gebraten, erläutert Nina Kutscher aus dem Büro des Landrats. Dieter Pillmann, Pressesprecher des Landratsamtes, verweist auf Schafsbratwürste, die zu besonderen Anlässen im Gerätemuseum des Coburger Landes in Ahorn angeboten werden und, bis auf das eine oder andere Gewürz, mit der traditionellen Bratwurst in Stadt und Landkreis nichts zu tun haben.

Vom neuen Kreisheimatpfleger, der ehrenamtlich gegen eine Aufwandsentschädigung tätig ist, wird einiges erwartet. Er soll Erfahrung aus den Bereichen Volkstanz, Volksmusik, Tracht, Mundart, Handwerke, Handarbeit, Bräuche, Regionalgeschichte, regionale Küche und Laientheater mitbringen. Ideal wäre es, wenn er im Landkreis Coburg wohnt und Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement zeigt. "Wünschenswert" sind, wie es in der Ausschreibung des Landratsamts Coburg heißt, "gute Kenntnisse und Vorerfahrungen im Bereich Heimat und Brauchtum" sowie "gute Ortskenntnisse". Die beiden Kreisheimatpfleger sollen Veranstaltungen auf Kreisebene organisieren, Themen zu Brauchtum und Heimat "in Form von Vorträgen oder Schriften" veröffentlichen und ein landkreisweites Netzwerk von "Experten" für vielfältige Arbeitsgebiete aufbauen. Dieter Pillmann räumt ein, dass dieses weit gefasste Aufgabenfeld von einem ehrenamtlichen Heimatpfleger kaum zu bewältigen ist. Deshalb hat der Kreistagsausschuss für Bildung, Kultur und Sport entschieden, die Kreisheimatpflege auf drei Personen zu verteilen. Den Bereich Bau und Denkmalpflege deckt bereits Reiner Wessels ab. Für Brauchtum und Tradition werden zwei Mitarbeiter gesucht. Deren Amtszeit beträgt fünf Jahre.

Insgesamt sind für das neue Kreisheimatpflegekonzept, das nach dem frühen Tod des Ahorner Museumsleiters Lothar Hofmann erarbeitet wurde, 6300 Euro jährlich als Aufwandsentschädigung vorgesehen. Weitere 1500 Euro stehen für Veröffentlichungen und Veranstaltungen im Bereich Tracht, Tradition und Brauchtum zur Verfügung.

Jetzt hofft Tamara Freitag vom Fachbereich Bildung, Kultur und Sport auf Interesse von Bewerbern. Sie können sich telefonisch (09561/514-675) oder per E-Mail
( tamara.freitag@landkreis-coburg.de ) melden.

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