Coburg Coburg: Landestheater startet mit Globe Songs und Jazz

Die Neuen im Ensemble (von links): Jule Stegner (FSJ Kultur), Anna Moldau (Requisite), Antonia Langner (FSJ Kultur), Corinna (Requisite), Fabian Appelshäuser (Dramaturgie Schauspiel), Sirin Reinhold , Pauline Vorberg (beide Regieassistenz), Nathan Harris und Mairi Harris-Grewar (beide Korrepetition), dahinter Katalin Naszály (Regieassistenz), Rannveig Káradóttir (Sopran) und Intendant Bernhard F. Loges, rechts im Bild Marina Schmitz (Schauspiel). Foto: Ungelenk

Das Landestheater startet in eine Spielzeit voller Unwägbarkeiten. Zur Begrüßung blickt Intendant Bernhard F. Loges besorgt und kämpferisch auf das Kulturklima im Lande.

 
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Coburg - So schnell waren sie noch nie: Gerade mal sechs Tage nach Ende der Theaterferien heißen Künstler/innen aller Sparten ihr Publikum am Sonntag willkommen. Weil’s im Juli so überaus gut ankam, kredenzen sie beim musikalischen Hofgartenspaziergang "Theater im Vorübergehen" wieder klingende Kostproben. Am Abend dann lädt Frankyboy alias Dirk Metzmacher zum swingenden Sinatra-Abend "Fly Me To The Moon" ein, der schon in der vergangenen Saison wegen Corona von der Reithalle ins Große Haus aufgestiegen ist. Schwungvoll soll und dürfte er also geraten, der Start in diese Spielzeit voller Unwägbarkeiten, deren Motto weit mehr ist als ein Slogan: "Theater lebt!"

Vorhang auf!

6. September, 18 Uhr:

Fly Me To The Moon

Sinatra in concert

mit Dirk Mestmacher und Marina Pechmann (Wiederaufnahme)

6. September, 11 Uhr:

Landestheater im Vorbeigehen

Musikalischer Hofgartenspaziergang (Wiederaufnahme)

8., 15. September:

Streichsalat

Kindergartenkonzerte mit Frederik Leberle und Musikerinnen und Musiker des Philharmonischen Orchesters

11., 15. September:

Schwein gehabt!

Musikalische Erzählung für

Sprecher und Bläserquintett

in Kindergärten

19., 20. September:

1. Sinfoniekonzert

mit Werken von Beethoven

26. September, 19.30 Uhr:

Globe Songs Episode I

Ein popmusikalische Weltreise

von Rudolf Hild und Matthias Straub (Premiere)

27. September, 11 Uhr:

1. Kammerkonzert im Rathaussaal

Werke von Peter Maxwell Davies und Ludwig van Beethoven

2. Oktober, 19.30 Uhr:

Das Tagebuch der Anne Frank

Monooper von Grigori Frid

(Wiederaufnahme)

3. Oktober, 19.30 Uhr:

Das Abschiedsdinner

Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière

(Premiere)

11. Oktober, 18 Uhr:

Bezahlt wird nicht!

Komödie von Dario Fo (Premiere)

15. Oktober, 19.30 Uhr:

Love Of Autumn

Musical-Liederabend

30. Oktober, 19.30 Uhr:

Social Dis-Dancing

Ballett mit Musik von Roland

Fister, Johann Sebastian Bach,

Philip Glass (Premiere)

14. November:

Der kleine Lord

Familienstück (Premiere)

4. Dezember:

Alcina

Oper von Händel (Premiere)

Das Theaterleben hat sich freilich grundlegend gewandelt, seit der Lockdown im März alle (Spiel-)Pläne in Makulatur verwandelte. Distanz heißt das Gebot auf, vor und hinter der Bühne; auf Sicht Fahren ist angesagt, bis Jahresende stehen nur klein besetzte Produktionen auf dem Programm. Dass ab Januar, wie erhofft, große Oper über die Bühne gehen kann - Wagners "Walküre" gar - ist unwahrscheinlich: "Wir werden Plan B rechtzeitig kommunizieren", erklärte Intendant Bernhard F. Loges bei der Ensemblebegrüßung am Donnerstag.

Die freudige Wiedersehen nach sechs Wochen Sommerpause musste diesmal ohne Küsschen und Umarmungen gefeiert werden, und die alljährliche "Regierungserklärung" des künstlerischen Chefs fiel nachdenklicher und eindringlicher aus denn je. Besorgt und kämpferisch beleuchtete Loges die Bedeutung, aber auch die Bedrohung der Kultur in Zeiten der Pandemie.

Gerade vor dem Hintergrund wachsender Ängste und Verunsicherung unterstreicht er die wichtige soziale Funktion des Theaters als Ort des Austauschs, der Unterhaltung und der Reflexion, des Zur-Ruhe-Kommens und des Begreifens: "Kultur zeigt uns, wie wir als Menschen sind". "Wenn in einer postfaktischen Welt die Wahrheit zur Privatsache wird, muss Kultur dagegenhalten", betont der Intendant mit Blick auf den Boom abstruser Weltanschauungen. Auch jenseits des Theaterhorizonts sieht er das Kulturklima in Gefahr: "Die Einstellung von Feuilletons einiger Zeitungen finde ich problematisch". Umso stärker wiegt für Loges das klare Bekenntnis Coburgs zu seinem Theater durch das einstimmigen Stadtrats-Votum für das Globe, mit dessen Bau am 1. Oktober begonnen wird: "Das gibt Mut!", betont der Intendant. Und er versäumt nicht, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Abteilungen für ihr Engagement und ihre Flexibilität in den turbulenten Lockdown-Monaten zu danken.

"It’z Jazz" zur Premiere

Dass sich ihre Mühe lohnt, beweist die Nachfrage des Publikums, das die Theaterklasse gleich am ersten Tag der Spielzeit förmlich stürmte: "Es gab eine Schlange auf dem Schlossplatz", so Loges. Heiß begehrt sind vor allem Karten für die erste Neuproduktion der Saison: "Globe Songs Episode I" laden ab 26. September zur pop- und rockmusikalischen Welt- und Zeitreise durch die Fünfziger bis Neunziger ein. Am Premierenwochenende kommen überdies die Jazzfans auf ihre Kosten: Unter dem Motto "It’z Jazz around the Globe" gastieren die weltmusikalischen Echo-Gewinner Quadro Nuevo, die Pianistin Marialy Pacheco und das Scott Hemingway Sextett am 25. und 27. September im Landestheater.

Zwei hintersinnige Komödien gehen im Oktober an den Start: Beim "Abschiedsdinner" möchte sich ein gestresstes Best-Ager-Paar zeitraubender Freude entledigen; "Bezahlt wird nicht!" skandieren wütende Hausfrauen in Dario Fos gleichnamigem Stück - und treffen mit ihrem revolutionären Furor durchaus den aktuellen Nerv der Zeit. Von Nähe und Abstand erzählen die Choreographen Wubkje Kuindersma, Tara Yipp und Mark McClain in ihrem Ballettabend "Social Dis-Dancing". Und auch Opern-Freunde gehen nicht leer aus: Mit den erlaubten 16 Musikern im Orchestergraben lässt sich klangliche Poesie der Händel-Oper "Alcina" herbeizaubern, versichert Bernhard F. Loges. Immerhin bis zu 160 Zuschauer/innen können nach aktuellem Stand der Verordnungen im Großen Haus Platz nehmen, unter bestimmten Voraussetzungen dürfen auch kleinere Gruppen eingelassen werden. Um die Platzierung bestmöglich zu organisieren, wird das Publikum gebeten, das Kassenpersonal zu kontaktieren, Onlinekauf ist derzeit nicht möglich, allerdings Reservierung per Email.

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