An einem Novembermorgen, an dem die ersten zarten Schneeflocken auf dem herbstkalten Boden schmelzen, gewährt Timo Ottinger schonungslosen Einblick in das Trauma seiner Familie. "Was uns angetan wurde", setzt er an, bricht ab, der Satz hängt in der Luft. Er schüttelt den Kopf, steht auf, holt Kaffee, braucht eine Pause. Zehn Jahre nach dem Tod seines Vaters erzählt der 48-Jährige stockend von den Ereignissen jener Nacht, die seine Familie auseinander riss. "Verdrängen, vergessen", sagt er. "Aber das funktioniert nicht." Timo Ottinger hat den Tatort gesehen. Die Bilder bekommt er nicht mehr aus dem Kopf; die Wörter, mit denen er die Szenen dort beschreibt, sind krass, für Außenstehende unwirklich und nur schwer zu fassen.