Ebersdorf – Das teilten Landtagsabgeordneter Jürgen W. Heike, CSU, und Landrat Michael Busch, SPD, am späten Abend mit. Heike und Seiler waren in der CSU langjährige politische Weggefährten, und von 1978 bis 1984 war der Verstorbene erster Stellvertreter des damaligen Landrats Helmut Knauer.

Bürgermeister Bernd Reisenweber würdigte Günter Seiler als „Baumeister der Gemeinde Ebersdorf“. Sein Tod mache ihn tief betroffen. „Mit Günter Seiler verlässt uns ein Mann, der durch sein beispielloses Wirken um die Gemeinde Ebersdorf bei Coburg in unser aller Erinnerung bleiben wird“, erklärte Reisenweber. In seiner Amtszeit von 1979 bis 2002 habe er als 1. Bürgermeister Ebersdorf geprägt und aufgebaut. Die Schule, die Frankenland-Halle, die Abwasserbeseitigungsanlage, viele Sportstätten, Maßnahmen der Dorferneuerung und der Städtebauförderung sowie die Erschließung von 20 neuen Baugebieten würden, so Reisenweber, „die maßgebliche Handschrift von Günter Seiler tragen“.

Als Freund und Weggefährte Günter Seilers bleibe dem amtierenden Bürgermeister immer sein Wahlspruch aus Dantes „Göttlicher Komödie“ in Erinnerung: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.“ Genauso habe es Günter Seiler gehalten. In all seiner Zeit des Schaffens sei er immer Mensch geblieben und habe die Hochachtung und das Vertrauen seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger stets als Ansporn genommen, sich weiterhin zum Wohle der Gemeinde einzusetzen.

Trotz seiner schweren Krankheit hätten seine Gedanken bis zuletzt der Kommunalpolitik und seiner Heimatgemeinde gegolten. So habe er noch den offiziellen Baubeginn der Kreisstraße CO 13 vor wenigen Tagen miterleben können, „ein Projekt, dass er maßgeblich mit auf den Weg gebracht hat und auf dessen endgültige Realisierung er 25 Jahre warten musste“, betonte Reisenweber.

Die Gemeinde Ebersdorf habe ihm viel zu verdanken, „und sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke bei allen, die ihm nahe standen. Im Namen des Gemeinderats und der Verwaltung danke ich Günter Seiler für alles, was er uns gegeben hat“, würdigte Bernd Reisenweber den Verstorbenen.

Seine kommunalpolitische Laufbahn hatte Günter Seiler im Jahr 1966 begonnen. Damals zog er als jüngstes Mitglied in den Gemeinderat von Ebersdorf ein. 1972 entsandten ihn die Wählerinnen und Wähler in den Coburger Kreistag. 1979 wurde er der CSU-Politiker im bis dato „roten“ Ebersdorf zum Bürgermeister gewählt.

Als Bürgermeister führte Günter Seiler viele Jahre lang den Kreisverband Coburg und den Bezirksverband Oberfranken im Bayerischen Gemeindetag als Vorsitzender. Der Gemeindetag ist die Dachorganisation der Bürgermeister. Zudem gehörte der Ebersdorfer dem Landespräsidium des Gemeindetags an.

Günter Seiler hob 1974 den CSU-Ortsverband Ebersdorf mit aus der Taufe, den er bis 1977 führte. Anschließend stand er mehrere Jahre an der Spitze des CSU-Kreisverbands Coburg-Land. Darüber hinaus brachte er sich im CSU-Bezirksvorstand ein. Über mehrere Jahre war Günter Seiler Vorsitzender des Aufsichtsrats der Coburger Bank, die später in der VR-Bank Coburg aufging.

Für seinen unermüdlichen und beispielhaften Einsatz verlieh ihm der Gemeinderat Ebersdorf den Ehrenring und die Ehrenbürgerwürde. 2004 wurde ihm der Ehrentitel „Altbürgermeister der Gemeinde Ebersdorf“ zuerkannt.

Günter Seiler wurde am 24. August 1934 in Almerswind im Landkreis Sonneberg geboren. Seine Familie zog, als er ein Kleinkind war, zunächst nach Au bei Küps und von dort aus 1939 nach Frohnlach. Er wuchs mit drei Brüdern auf und besuchte die Volksschule in Frohnlach, bevor er an die Oberrealschule nach Coburg, das heutige Gymnasium Ernestinum, wechselte und dieses 1954 mit einem sehr guten Abitur abschloss. In Frankfurt am Main war der Ebersdorfer zunächst bei der Flugsicherung tätig und wechselte dann in den gehobenen Dienst der Finanzverwaltung Ingolstadt, nachdem er 1959 die Beamtenfachhochschule Herrsching
als Steuerinspektor abschloss.

Nach der Heirat mit seiner Frau Elfriede am 29. November 1956 wurde er ins Finanzamt nach Coburg versetzt und arbeitete als Betriebsprüfer, zuletzt als Steueramtsrat. Neben seiner Tätigkeit im Finanzamt erwarb er im Abendstudium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Nürnberg das Verwaltungs-Diplom. Als Dozent für Buchführung war der Diplom-Finanzwirt (FH) an der VHS Coburg sowie für die Ausbildung der Bilanzbuchhalter an der Industrie- und Handelskammer zu Coburg im Bereich Steuerrecht tätig.