Coburg Eine letzte Verschnaufpause

Lückenreißer und Torjäger: Der explosive und dynamische Rückraumspieler Christoph Neuhold befindet sich im Aufbautraining. Der Zeitpunkt seiner Rückkehr ins Team des HSC 2000 Coburg ist noch nicht absehbar. Foto: Iris Bilek

Der HSC 2000 Coburg liegt auf Aufstiegskurs. Die heiße Phase in der 2. Handball-Bundesliga beginnt in zwei Wochen. Eine Zwischenbilanz mit Cheftrainer Jan Gorr.

 
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Coburg - Neun Spiele liegen in der dieser Zweitliga-Saison noch vor dem HSC 2000 Coburg. Neun Spiele, in denen es laut Cheftrainer Jan Gorr in jedem einzelnen um Alles oder Nichts geht. HBW Balingen-Weilstetten führt die Tabelle an, Coburg folgt mit drei Punkten weniger auf dem Konto. Dahinter lauern die HSG Nordhorn-Lingen und der ASV Hamm-Westfalen auf Ausrutscher der beiden Topteams.

2. Handball-Bundesliga

Das Restprogramm des HSC Coburg:

20.04. Lübeck-Schwartau (6. - H)

26.04. TV Großwallstadt (16. - A)

28.04. DJK Rimpar Wölfe (8. - H)

04.05. HSV Hamberg (12. - A)

10.05. Balingen-Weilstett. (1. - H)

18.05. TuS Ferndorf (9. - A)

25.05. Hamm-Westfalen (4. - H)

01.06. TuS N-Lübbecke (5. - A)

08.06. Dessau-Roßlau (19. - H)

In Klammern: Aktuelle Platzierung - Heimspiel (H) beziehungsweise Auswärtsspiel (A)

Das Finale verspricht Hochspannung, denn nur die ersten Zwei schaffen am Ende den Sprung in das deutsche Oberhaus - gern als stärkste Handball-Liga der Welt tituliert. "Wir sind jetzt auf der Zielgeraden. Jedes Spiel zählt für sich", sagt Jan Gorr. Diese Saison sei reizvoll, etwas ganz Besonderes. Denn: Heuer steigen fünf Mannschaften direkt ab. Nur wenige können sich entspannt zurücklehnen, für viele geht es ums Überleben. Der HSC-Trainer erwartet deshalb neun durchwegs schwere Partien. "Die einen Gegner verfügen über große individuelle Qualität, die anderen kämpfen um die Existenz."

Sieben Siege, drei Niederlagen - so lautet die bisherige Rückrundenbilanz des HSC. Jan Gorr zeigt sich grundsätzlich zufrieden. Die doppelten Punktverluste in Dresden ("Da mussten wir mit einer stark ersatzgeschwächten Truppe antreten") und Nordhorn ("Ein starkes Team, da kann man verlieren") ärgern den Coburger Chefcoach weniger, eher schon die unnötige Niederlage in Wilhelmshaven. "Das war das einzige wirklich schlechte Spiel in der Rückrunde."

Was Jan Gorr hingegen gefällt: "Unterm Strich ist die Tendenz sehr positiv in den vergangenen Wochen". Es zahle sich extrem aus, dass alle Spieler bis auf Christoph Neuhold wieder dabei sein können. Damit sei die Stabilität ins Team zurückgekehrt. Vergessen ist das große Verletzungspech, das die Coburger bis Weihnachten heimgesucht hatte. Die WM-Pause kam wie gerufen.

Auch wenn beim Start ins Restprogramm im Februar noch nicht alles rund gelaufen ist, letztlich bekam der HSC 2000 die Kurve. "Anfangs war unsere Deckung noch nicht sattelfest. Das hatte personelle Gründe. Prakapenia, Hagelin und Timm mussten sich noch öfters Pausen nehmen. Vieles war Flickschusterei", meint Gorr. "Wir brauchen aber ein stabiles Abwehrfundament, um unsere volle Leistung zeigen zu können. Nur wenn das gegeben ist, dann kann die Mannschaft vorne mitspielen. Sonst nicht."

Der Ausfall von Neuhold, der nach einem Bandscheibenvorfall operiert werden musste, habe den HSC schwer getroffen. Aus zweierlei Gründen, wie der Coburger Trainer sagt. "Christoph ist als Lückenreißer und Torjäger nicht nur wegen seiner Dynamik und Explosivität ein wichtiger Faktor in unserem Spiel. Es ist auch seine positive und emotionale Art, die unsere Mannschaft mitreißt. Diese Rolle ist nur schwer anderweitig zu vergeben." Der Österreicher befindet sich derzeit im leichten handball-spezifischen Aufbautraining ohne Zweikampf. Der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist noch nicht absehbar.

Nach der vermeidbaren 27:29-Niederlage beim Wilhelmshavener HV sahen schon viele HSC-Fans die Felle in puncto Aufstieg davonschwimmen. "Wir haben selber für die extrem hohe Erwartungshaltung gesorgt mit der starken Hinrunde, die wir mit der neu zusammengestellten Mannschaft uns so noch gar nicht zugetraut haben", meint Jan Gorr. Es gebe aber keinen Automatismus. Auf eine gute Vorrunde müsse nicht zwangsläufig eine genauso gute Rückrunde folgen.

Aber danach sieht es aktuell aus. Die Art und Weise der Siege in Hagen, gegen Emsdetten und zuletzt in Essen deuten darauf hin. "Wir wollen mit Ehrgeiz und Akribie wieder auf den Level der Hinrunde kommen. Das letzte Spiel in Essen war sehr positiv. Wir haben dabei die Inhalte gezeigt, die uns in der Vorrunde ausgezeichnet haben."

Der Aufstieg scheint möglich. Aber Gorr warnt. "Wir bewegen uns auf dünnem Eis. Zwei Drittel der Mannschaft besteht aus jungen talentierten Leuten, die diese Situation so noch nicht erlebt haben. Ein Drittel sind Erfahrene, die in schwierigen Situationen Verantwortung übernehmen müssen. Wenn dies zu 100 Prozent erfüllt wird, dann sind wir eines der Topteams der Liga. Das muss aber Woche für Woche bestätigt werden. Gelingt das nicht, dann werden wir Schwierigkeiten haben, den Gegner auf Distanz zu halten."

Der HSC-Trainer betont, dass man der Mannschaft noch immer Zeit geben müsse, damit sie sich konsolidieren und etablieren kann, um das vorhandene Potenzial rauszuholen. Enorm großen Einfluss auf die Resultate hätten auch die Leistungen des Torhütergespanns Jan Kulhanek/Konstantin Poltrum, mit dem er aktuell sehr zufrieden ist. "Beide arbeiten konzentriert und ergänzen sich gut. So wünsche ich mir das."

Mit den Zuschauerzahlen bei den Coburger Heimspielen ist Gorr ebenfalls zufrieden. "Ich glaube, es gab über die Saison hinweg einen kontinuierlichen Anstieg. Es gibt mittlerweile einen harten Kern von Fans, eine richtige Community." Der HSC 2000 will noch mehr Leute und Sponsoren für den Handball begeistern. Geschäftsführer Michael Häfner und die Marketing-Verantwortlichen Phillipp Rebhan und Dominic Kelm gingen professionell an das Thema heran. "Eins ist klar", sagt Jan Gorr, "eine sportlich höhere Erwartungshaltung bedingt, dass auch der wirtschaftliche Rahmen sukzessive erweitert wird."

Das nächste Spiel bestreitet der HSC 2000 Coburg wegen der bevorstehenden Länderspiel-Pause erst am 20. April um 19.30 Uhr in der HUK-Arena. Zu Gast ist der Tabellensechste VfL Lübeck-Schwartau. Ein letztes Verschnaufen vor dem Start in die heiße Phase der Saison. "Personell gesehen ist die Pause gut für uns", meint der Coburger Chefcoach. "Jakob Knauer und Marcel Timm sind beim Lehrgang der U21-Nationalmannschaft, Patrick Weber ist krank und Florian Billek hat eine Zahn-OP hinter sich. Wir werden die Zeit nutzen, um angefallene Themen schwerpunktmäßig anzugehen."

Die Planungen für die Saison 2019/20 seien laut Jan Gorr abgeschlossen. Stepan Zeman (Kreis) und Andreas Schröder (Rückraum links) stehen als Neuzugänge fest. Nicht verlängert wird hingegen der auslaufende Vertrag von Petr Linhart. "Er hat noch immer Probleme mit dem operierten Knie. Wir werden ihn aber auch über die Saison hinaus unterstützen. Petr kann bei uns medizinische Behandlung in Anspruch nehmen und mittrainieren, bis er einen neuen Verein gefunden hat", sagt der HSC-Trainer. Ob im Fall des Aufstiegs weitere Verstärkungen denkbar wären, dazu will sich Gorr nicht äußern. "Wir sollten nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen."

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