Coburg Eine offene Rechnung

Nach dem letzten Gastspiel des ASV Hamm-Westfalen in Coburg war HSC-Trainer Jan Gorr (links) nach einer bitteren Klatsche nicht nach Lachen zumute. Dagegen strahlte sein ehemaliger Torhüter Oliver Krechel, nun in Diensten des Gegners, nach dem Wiedersehen übers ganze Gesicht. Foto: Henning Rosenbusch

Der HSC 2000 will in der 2. Handball-Bundesliga im Duell Zweiter gegen Dritter seine makellose Heimbilanz ausbauen. Das Team von Jan Gorr plant Revanche für die letzte 23:32-Klatsche gegen den ASV Hamm-Westfalen.

 
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Coburg - An das vergangene Duell ihres HSC 2000 Coburg gegen den ASV Hamm-Westfalen erinnern sich die Fans der Gelb-Schwarzen mit Schrecken. Auch wenn Ende Mai dieses Jahres in der HUK-Arena im Zweitliga-Handballspiel des gastgebenden Tabellen-Dritten gegen den Vierten gegen Ende der Saison 2018/2019 der Kampf um die beiden Aufstiegsplätze bereits entschieden war: Da leistete sich die Mannschaft von Jan Gorr einen solch blutleeren Auftritt, wie ihn das treue Publikum keinesfalls verdient hatte.

Damals durften die beiden Ex-Coburger in Diensten der Gäste, Torwart Oliver Krechel und Rückraumspieler Stefan Lex, mit ihren Kollegen einen 32:23-Triumph an alter Wirkungsstätte bejubeln. Auch im Jahr davor hatten sich die Vestestädter in ihrem Heimspiel dem ASV mit 22:28 geschlagen geben müssen. Dennoch ist die Hoffnung beim HSC groß, es diesmal als aktueller Zweiter mit 14:4 Zählern gegen den einen Punkt dahinter liegenden Dritten besser zu machen. Wenn es am Samstag um 19.30 Uhr erneut auf der Lauterer Höhe gegen das Team von Trainer Kay Rothenpieler geht, werden beim Gastgeber im Idealfall, bis auf den langzeitverletzten 20-jährigen Youngster Jakob Knauer, wieder alle Mann an Bord sein.

Wieder fit?

Die muskulären Oberschenkel-Probleme beim Tschechen Stepan Zeman nach dem Krefeld-Spiel und auch die Schultereckgelenk-Verletzung bei Kapitän Sebastian Weber scheinen so weit überstanden, dass ein Einsatz der beiden Kreisläufer am Samstag möglich werden kann. "Sie machen in dieser Woche wieder Handball-Gehversuche unter voller Belastung im Mannschaftstraining. Ich hoffe, dass es klappt", freut sich HSC-Trainer Jan Gorr darauf, künftig personell wieder aus dem Vollen schöpfen zu können. Auch bei Rückraumspieler Knauer ist Land in Sicht. Nach seiner Schulter-Operation wird er in der Reha in Bischberg fit gemacht. "Er darf schon erste Pässe spielen und kann, wenn alles weiter so gut läuft, im Dezember wieder eingreifen." Das bedeutet, dass über kurz oder lang die beiden Aushilfen, der 31-jährige Dominic Kelm und der 36-jährige Girts Lilienfelds, wieder ins zweite Glied zurücktreten dürfen beziehungsweise müssen. Kreisläufer Kelm eventuell bereits schon in dieser Woche, Rückraum-Akteur Lilienfelds nach der Rückkehr von Knauer. Die beiden Backups haben mit starken Leistungen die verletzungsbedingten Ausfälle voll kompensieren können und wurden von den Fans entsprechend gefeiert.

Doch egal wer an diesem Samstag auf die Platte gehen oder auf der Bank Platz nehmen wird: Gegen Hamm-Westfalen ist Revanche angesagt. "Beim letzten Heimspiel hat uns der ASV in ganz vielen Bereichen Grenzen aufgezeigt. Wir wollen ganz viel dafür tun, dass es diesmal anders läuft. Unser Gegner hat zweifellos viel Qualität, aber wir haben mit unserer jüngsten Serie auf hohem Niveau ebenfalls gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist. Das wollen wir weiter auskosten", betont der 41-jährige Chefanweiser der Vestestädter. Schließlich hat der HSC nach drei klaren Erfolgen gegen Krefeld, Dormagen und Ferndorf zuletzt auch die harte Nuss in Dresden geknackt und nach vorher zwei Auswärtsniederlagen im Elbflorenz mit einer willensstarken Leistung und einem 32:28-Erfolg den Bann gebrochen.

Der ASV dürfte gewarnt sein. Dass die Aufgabe für die Nordrhein-Westfalen, mit zwei Auswärtssiegen in Bietigheim und Hamburg sowie einem Unentschieden in Konstanz die fünftbeste Auswärtsmannschaft der Liga, diesmal vermutlich ein ganzes Stück schwerer wird, weiß einer, der beide Lager kennt. Der 28-jährige Torwart Oliver Krechel, mit seinen leidenschaftlichen Einsätzen in seiner Zeit beim HSC 2000 ein Publikumsliebling, ist zwar derzeit hinter seinem überragend haltenden Kollegen Felix Storbeck die Nummer zwei auf dieser Position, doch hat auch er bisher immer seine Leistung gebracht, wenn er ran musste. Möglicherweise bekommt er von seinem Coach genau in Coburg seine Chance von Beginn an.

Ein Sahnetag

"Das letzte Aufeinandertreffen war ein Sahnetag von uns. Da hatte der HSC eine Woche vorher den Aufstieg verspielt und die Luft war halt raus. Jetzt am Samstag sind die Vorzeichen anders: Beide Klubs wollen aufsteigen und sind gut in die Saison gestartet", beschreibt "Oli" Krechel die Ausgangssituation. "Wir haben leider vor drei Wochen das Topspiel in Essen verloren. Daher sind wir umso heißer, die zwei Punkte aus Coburg mitzunehmen. Und wir haben den Vorteil, dass wir in der Rückrunde die Topteams zu Hause empfangen können."

Freundschaften müssen während der zu erwartenden heißen 60 Minuten auf der Platte am Samstag freilich ruhen. "Man telefoniert natürlich noch mit ehemaligen Kollegen oder schreibt sich Nachrichten, wie mit Lukas Wucherpfennig oder Felix Sproß", sagt der Zwei-Meter-Mann und freut sich sehr auf den erneuten Besuch auf der Lauterer Höhe. "Es haben einige alte Weggefährten und gute Bekannte ihr Kommen angekündigt." Für Coburgs Rückraum-Linken Christoph Neuhold bedeutet diese Begegnung ebenfalls ein Wiedersehen mit Ex-Kollegen

Die Länderspielpause am vergangenen Wochenende ist sicherlich beiden Mannschaften entgegengekommen, vor allem auch um Verletzungen auszukurieren. "Wir haben das genutzt, um den Jungs, die zuletzt viel gespielt haben, etwas Zeit zu geben, um sich zu pflegen oder zwei bis drei Tage wegzufahren. Wir haben aber andererseits auch im athletischen Bereich noch einmal ordentlich trainiert, um für das anspruchsvolle Restprogramm bis Dezember gerüstet zu sein", berichtet Jan Gorr. Nach Hamm geht es zum Erstliga-Absteiger Bietigheim, ehe der thüringische Nachbar ThSV Eisenach, aktuell Tabellenvierter und punktgleich mit Hamm (beide 13:5) die Punkte aus Coburg mitnehmen möchte. Trotz weiterer hoher Hürden wie DJK Rimpar und Hamburger SV könnte es darauf hinauslaufen, dass es am letzten Hinrundenspieltag am Freitag, 20. Dezember, zu einem absoluten Spitzenspiel in Essen kommt, wenn der HSC 2000 beim TuSEM antreten muss.

Während das Zukunftsmusik ist, gilt es für HSC-Toptorjäger Florian Billek - mit 64 Treffern in der 2. Liga auf Platz zwei hinter Niklas Weller (71; HSV Hamburg) und vor Fabian Huesmann (60; ASV Hamm-Westfalen) - und seine Kollegen in der Gegenwart als nächstes den sechsten Sieg im sechsten Heimspiel zu erkämpfen.

Schwere Aufgabe

Beim ASV konnte Spielmacher Merten Krings beim jüngsten 27:21-Erfolg gegen Rimpar erstmals nach seiner Syndesmosebandverletzung wieder eingreifen. "Von ihm geht ebenso permanente Torgefahr aus wie von seinem erstligaerfahrenen Positionskollegen Sören Südmeier mit seinen Qualitäten im Eins-gegen-Eins und bei Schlagwürfen", weiß Jan Gorr. Auch durch die Achse mit Stefan Lex und das "Zwei-Meter-Tier am Kreis" Jan Brosch sieht der Coburger Coach schwere Aufgaben auf die HSC-Deckung zukommen. Er sucht bis Samstag nach Lösungen.

HSC 2000 Coburg (Aufgebot): Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum - Felix Sproß, Maximilian Jaeger, Marcel Timm, Sebastian Weber (?), Stepan Zeman (?), Dominic Kelm, Christoph Neuhold, Andreas Schröder, Tobias Varvne, Pontus Zetterman, Girts Lilienfelds, Florian Billek, Lukas Wucherpfennig. - Es fehlt: Jakob Knauer (langzeitverletzt).

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