Coburg Ein Sprachtalent feiert 101. Geburtstag

Hans-Heinrich Eidt gratulierte Ellas Sophia Bähring zum 101. Geburtstag. Foto: Schäfer/Lukas Schäfer

Als junges Mädchen kam Ellas Sophia Bähring aus der Türkei nach Coburg. An ihrem besonderen Festtag erzählt sie von ihren Anfängen in der Vestestadt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mit einem ansteckenden Lächeln sitzt Ellas Sophia Bähring an diesem Dienstagvormittag mit einer Tasse Kaffee gemütlich an ihrem Küchentisch und freut sich über den Besuch ihrer Großnichte Katharina, die zu diesem besonderen Anlass auch ihre kleine Tochter Rosalie (4) mitgebracht hat. Denn an diesem Tag feiert Ellas Sophia Bähring ein ganz besonderes Fest: ihren 101. Geburtstag. Schmunzelnd verrät sie ihren Gästen ihr Geheimnis für ein langes Leben. „Ich habe wohl immer ausreichend viel getrunken und bin auch immer viel geschwommen.“

Ellas Sophia Bähring wurde am 23. Mai 1922 in Istanbul geboren. Aufgewachsen ist sie in Yesilköy am Marmarameer. „Ich war die Drittgeborene von fünf Kindern und ein Zwillingskind“, erzählt sie. Ihr Vater Wiliam war zwar in der Türkei geboren, ist aber Deutscher gewesen. „Er hat damals als Lokomotivführer beim Orient-Express gearbeitet“, berichtet die Jubilarin.

Ihre Mutter Evlambia Mavrojeni ist ebenfalls in der Türkei geboren, war aber Griechin. So ist es vielleicht auch kein Wunder, dass Ellas Sophia Bähring gleich vier Sprachen beherrscht: Deutsch, Türkisch, Griechisch und Französisch. Im Jahr 1934 kam sie mit ihrer Familie nach Coburg. „Das war damals nicht leicht für mich. Ich hatte eine glückliche Kindheit in der Türkei und plötzlich sind wir nach Oberfranken gezogen“, erinnert sich die Jubilarin. „Ich konnte damals kein Wort Deutsch und wurde von den anderen Kindern als Kümmeltürke bezeichnet. Aber ich habe mich dann schnell in Coburg eingelebt und bin auch immer hier wohnhaft geblieben.“

Mit ihrem Sprachtalent arbeitete sie früher als Dolmetscherin für die türkischen und griechischen Gastarbeiter. Außerdem war sie als Schneiderin für Puppenkleider tätig. Sie selbst hat keine Kinder, allerdings kümmerte sie sich um den Sohn ihrer Schwester. Später war sie Dreh- und Angelpunkt der Familie und pflegte Angehörige.

Als Vertreter der Stadt Coburg gesellte sich auch Hans-Heinrich Eidt zu den Gratulanten und überreichte der Jubilarin einen großen Blumenstrauß. „Charoumena jenethlia“, richtete er seine Glückwünsche auf Griechisch an Bähring. „Ich kenne die Familie schon länger und freue mich, persönlich gratulieren zu dürfen. Es kommt wirklich nicht sehr oft vor, dass ich einem Bürger oder einer Bürgerin zum 101. Geburtstag gratulieren kann.“ Auch die kleine Rosalie staunte über das bunte Geschenk. „Der Blumenstrauß ist ganz schön schwer“, versicherte sie.

Besondere Vorsätze für das neue Lebensjahr hat sich Ellas Sophia Bähring nicht gemacht: „Ich schaue mal, was auf mich zukommt!“

Autor

Bilder