Ottowind - Ratsch, ratsch, ratsch. Das Schälmesser flitzt über die Kartoffel, legt das butterblumengelbe Innere frei, dann plumpst es - "platsch!" - zum Waschen in einen Eimer mit Wasser. Marina Schrijer steht in ihrer Küche in Ottowind, lacht und schält und erzählt von ihrer Leidenschaft für gutes Essen. "Was bei uns im Garten wächst, das essen wir, je nach Saison", sagt sie. "Das Gartenjahr beginnt für uns im April, wenn Grünspargel und Spinat wachsen, und zieht sich durch bis in den Dezember. Da ernten wir Grün- und Rosenkohl." Obst und Gemüse wachsen im Bauerngarten hinter der Scheune oder draußen auf dem Acker. "Kürbisse, Bohnen, Mangold, Kohlrabi", zählt sie nur einige der Pflanzen auf, die sie hegt und pflegt und die der Familie immer einen frischen Mittagstisch garantieren. "Zugekauft werden eigentlich nur Blumenkohl und Champignons", erklärt Marina Schrijer und lädt ein zu einem Besuch in ihren Gemüsegarten. Hier pflückt sie Tomaten, knipst Petersilienstängel und Basilikum: "Für unser Sommerfamiliengericht - gefüllte Tomaten mit Thunfisch, Gouda und viel Petersilie." Der Gouda ist eine Hommage an die Heimat ihre Mannes Jan ("Holland!"), der Thunfisch ersetzt die klassische Hackfleischfüllung, den beiden afghanischen Pflegesöhnen zuliebe, die seit Dezember mit auf dem Hof leben. Jetzt, in den Ferien, spielen die Jungs Fußball, fahren Rad - "bis nach Coburg, sie kennen alle Schleichwege", sagt ihre Pflegemutter. "Nachdem unsere drei Kinder außer Haus waren, war es einfach zu still", meint Marina Schrijer und trägt ihre Ernte zurück ins Haus. Die Kartoffeln sammelt sie unterwegs im alten Rübenkeller ein, hier lagern sie bergeweise auf dem kühlen Boden. Zurück in der Küche köpft sie die Tomaten, durchsticht die harten Trennwände im Inneren mit einem Teelöffel, schöpft das Fruchtfleisch ab. Die Tomatenhütchen reiht sie neben dem ausgehöhlten Gemüse auf, "damit später der passende Deckel zur Tomate da ist." Dann kommt die Füllung rein, den Tomatenhut setzt sie obenauf. Dicht nebeneinander geschichtet kommen die kleinen Leckerbissen in einen flachen Topf, die Sauerrahmsoße gießt sie dazu. "Es darf nicht kochen", mahnt sie und schaltet den Herd auf eine niedrige Stufe.