Coburg feiert „Singphoniker“ Wohlklang mit Witz

Bernd Schellhorn
Mit Noblesse und viel Humor zeigen die Singphoniker, dass zu allen Zeiten wunderbare Musik entsteht. Foto: Bernd Schellhorn

Mit den „Singphonikern“ startet der Verein e.V. in sein Jubiläumsjahr. Fünf herrliche Stimmen begeistern das Publikum mit Glanzstücken aus allen Epochen.

 
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Nach zwei kurzweiligen Stunden kennt sich das zahlreich erschienene Publikum des Verein e. V. in der Geschichte der Vokalmusik aus. Denn die Singphoniker, dieses grandiose Ensemble aus fünf Sängern plus begleitendem Pianisten, legen dar, wie schön und unterhaltsam Ensemble-Gesang sein kann.

Die Fünf singen sich von den großen Renaissance-Meistern bis in den Pop mit wunderbar gepflegten und geschulten Stimmen. Mit Ehrfurcht wagen sie sich an das Volksgut und verleihen ihm alle gebührende Aufmerksamkeit. Das allein schon zeigt ihre Größe. Selten wird man die Ballade von der „Loreley“ durchdachter gestaltet vernehmen. Und den „Giesinger Mond“, den sie aus der bayerischen Nacht mit edelster Straßenmusik-Laune besingen, den sieht man gutmütig lächelnd auf uns herabsehen.

So ist es immer, wenn uns die Könner bezaubern. Es wird so vieles verständlich von einem Augenblick auf den nächsten. Weil wir jedes gesungene Wort verstehen, selbst wenn es in Englisch daherkommt. Weil sich jede Nuance perfekt in Schale wirft für uns, damit wir sie erkennen dürfen. Und weil uns bewusst wird, wie unglaublich witzig und gleichzeitig vornehm so ein Abend im Stil der Comedian Harmonists sein kann.

Denn die waren ja die Vorbilder der Singphoniker und deshalb gibt es dieses im Jahr 1982 gegründete Ensemble immer noch. Natürlich haben die Sänger schon ein paar Mal gewechselt, aus der ersten Formation ist keiner mehr dabei. Aber man hat darauf geachtet, dass sich die Ersatzmänner perfekt einpassen. Deswegen bleibt das Niveau des Vokal-Ensembles auf internationaler Höhe.

Wenn also in lockerer Moderation der Tenor über seinen Bass-Kollegen behauptet: „Der singt in Regionen, wo andere nach Öl bohren“, dann trifft das den Nagel auf den Kopf. Und der Counter-Tenor? „Wo’s für andere dünn wird, da fängt er an zu klingen.“ Die fünf Herren decken mit ihren Stimmen ein Universum an Klängen ab. Wenn es sein soll, sogar mit orchestraler Wucht. So manche Dame im Publikum erhob sich erschrocken aus dem Sitz, als die Singphoniker mit wuchtigem Fortissimo die Ouvertüre aus dem „Barbier von Sevilla“ inszenierten.

Aber sie können eben in aller Kunst und fabelhaften Leichtigkeit auch die großen Madrigale der Renaissance interpretieren, genauso wie die romantischen Klänge von Schubert, Rheinberger und Silcher bis zur Moderne des Carl Orff. Obendrein zelebrieren sie den Jazz und die Ballade. Auch Songs von Billy Joel finden sich in ihrem Programm und sogar Chart-Breaker wie Pharell Williams „Happy“. Die Singphoniker machen vor nichts halt. Ihre Auswahl zeigt, dass in allen Zeiten wunderbare Musik entsteht.

Mit allergrößter Selbstverständlichkeit brennen sie im Foyer der HUK ein Feuerwerk der guten Laune, der höchsten Vokal-Kunst und der klugen Darbietung unerwarteter Gesangstechnik und Harmonien an. Sie wispern, pfeifen, gurren, tremolieren, skandieren Fanfaren, imitieren Instrumente und singen.

Diese Singphoniker plus Pianist kommen unerhört nobel daher. Das begeisterte Publikum ruft Bravo und feiert sie mit ausdauerndem Applaus.

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