Coburg - Der sonst eher funktionale und emotionslose Eingangsbereich des Coburger Landratsamtes lädt den gesamten September zum Nachdenken über das Thema Flucht ein. Gleich rechts neben dem Haupteingang steht in dieser Zeit eine rund 1,60 Meter große Skulptur aus einem Lindenstamm, die bei genauerem betrachten eine traurige Geschichte erzählt: Im oberen Bereich ist die Silhouette Afghanistans zu sehen. Darunter ein Flugzeug, das Bomben abwirft und Zerstörung bringt. Ein großes Auge vergießt Tränen, die in einem Meer der Trauer münden. Neben dem Gewässer laufen Menschen . "Es ist meine Familie, die im Zweiten Weltkrieg aus Jugoslawien geflohen ist", sagt Ernst Müller. Der Altenkunstadter "Holzformer" - wie er sich nennt - hat das Kunstwerk in rund einem Monat gemeinsam mit dem afghanischen Flüchtling Elham Rahmani geschaffen. Die beiden haben sich über einen Zeitungsartikel kennen gelernt. Inzwischen ist Müller auch Taufpate des zum Christentum konvertierten Afghanen, der seit etwas mehr als drei Jahren in Deutschland ist und in einer Weismainer Sammelunterkunft lebt. "Dort leben 250 Menschen aus 16 Nationen und es gibt viel Langeweile", sagt Müller und fügt an: Die Kunst, zu der der Landwirt erst während seiner Flucht gefunden hat, sei ein Mittel gegen das monotone Leben in der Unterkunft.