Coburg – Oberbürgermeister Norbert Tessmer wünschte dem „gut gewachsenen Baum eine gute Überfahrt“ über den Ärmelkanal von Deutschland nach England. Damit verband der OB die Hoffnung, „dass auch die Aufstellaktion“ gut läuft. Dass dieser Wunsch keine Floskel ist, zeigte sich vor einigen Jahren, als auf dem Coburger Marktplatz ein Christbaum aufgestellt werden sollte. Er zerbrach auf dem Transport dorthin.

Aber daran wollte am Samstagmittag am Albertsplatz niemand denken. Der Ort, an dem der Lkw mit der am Freitag im Callenberger Forst gefällten Nordmanntanne stand, war ganz bewusst ausgewählt worden. Schließlich ist Prinz Albert, der mit Queen Victoria verheiratet war und Namensgeber des Platzes in der von Grund auf erneuerten Ketschenvorstadt ist, der prominenteste Vertreter des Herzogshauses Sachsen-Coburg und Gotha. Er hat in Großbritannien nicht nur eine europäische Herrscher-Dynastie begründet, sondern auch die Tradition, zu Weihnachten geschmückte Nadelbäume aufzustellen.

Coburgs 2. Bürgermeisterin Dr. Birgit Weber dankte ihrem Sprecher Michael Selzer und dem Leiter des Stadtmarketings, Michael Böhm, dass sie Anfang des Jahres die Idee hatten, in Anlehnung an Prinz Albert einen Christbaum aus Coburg an einem prominenten Platz in London zu präsentieren. Das sei für die Vestestadt und ihr Umland, „eine ganz tolle Sache, um uns bekannt zu machen“.

Ein Dank ging auch an Christine Zitzmann, Landrätin des Kreises Sonneberg. Sie hatte zugesagt, dass die Fachschule für Glas in Lauscha die Kugeln zur Verfügung stellt. Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Monaten die 2000 goldenen, mundgeblasenen Kugeln gefertigt, die einen Wert von 10.000 Euro darstellten und allesamt Unikate sind. Wenn der Baum in einer Woche vor Windsor Castle in London in vollem Glanz erstrahlen wird, dann sei dies, so Weber, für Coburg „etwas ganz Großartiges“.

Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha verwies mit einem Schmunzeln auf die Tradition seiner Familie: „Früher haben wir geheiratet, heute schicken wir einen Baum.“ Prinz Hubertus verhehlte nicht, dass er es sich einfacher vorgestellt habe, eine passende Tanne im Callenberger Forst zu finden. Schließlich durfte sie eine vorgegebene Höhe und Breite weder über- noch unterschreiten. Es habe mehrerer Begehungen bedurft, „bis wir in einer Ecke das wunderbare Exemplar einer Nordmanntanne gefunden haben“, die jetzt auf die Reise nach England geschickt wird.

Christine Zitzmann, Landrätin des Kreises Sonneberg, freute sich, das so viele Coburger, aber auch Bürger aus Lauscha und Steinach, zur Entsendung des Baumes am Samstag gekommen waren. Sie erlebten, so Zitzmann, ein „Jahrhundertereignis“, über das man noch sprechen werde, „wenn ich schon lange nicht mehr im Amt bin“. Der Baum stehe auch für die Zusammenarbeit des Coburger und Südthüringer Landes unter dem Motto „grenzenlos fränkisch“. Das Fazit der Sonneberger Landrätin: „Ein fantastisches Ereignis!“