Für die Autofahrer sind die Warnschilder eine wirksame Unterstützung. Allerdings sollte man sich nicht blind auf sie verlassen. Denn sie bieten keine Garantie. Auch auf unbeschilderten Streckenabschnitten können plötzlich Waldtiere auf der Fahrbahn auftauchen. „Ich hatte vor knapp fünf Jahren einen Wildunfall auf der B 4. Ich fahre die Strecke schon seit 30 Jahren, aber wenn plötzlich ein Reh auf der Fahrbahn steht, bleibt kaum Zeit zu überlegen und man vergisst alle Verhaltensregeln“, erklärt Norbert Schreiber auf der Lauterer Höhe. Auch seine Frau Lisa achtet seitdem zu jeder Jahreszeit auf die Warnschilder. „Wenn ich irgendwo ein Wildwechsel-Schild sehe, reduziere ich sofort die Geschwindigkeit. Viel mehr kann man aber eigentlich nicht tun.“
Die Wildtiere überqueren besonders häufig in Waldabschnitten und an Feldrändern die Straßen. Und das vor allem in den Abend- und frühen Morgenstunden während der Dämmerung. Der ADAC empfiehlt daher ein vorausschauendes Fahrverhalten. Tiere können Geschwindigkeiten nicht abschätzen und werden durch das Scheinwerferlicht geblendet. Sollte sich eine Kollision nicht mehr vermeiden lassen, auf keinen Fall ausweichen: „Es ist ganz entscheidend, die Lenkung gerade zu halten und keine unnötige Lenkbewegung ins Spiel zu bringen, weil sie sonst in den Gegenverkehr geraten können und es einen Zusammenstoß mit anderen Autofahrern geben kann“, erklärt David Dorado vom ADAC Südbayern. Nach einem Zusammenstoß sollte unbedingt die Fahrbahn geräumt werden, um nachfolgenden Verkehr nicht noch zusätzlich zu gefährden. „Sollte das Tier noch leben, muss am Unfallort der Förster oder Jäger verständigt werden“, so Polizeisprecher Stefan Probst. „Das Tier darf auf keinen Fall mitgenommen werden. Das kann eine Anzeige wegen Wilderei nach sich ziehen.“ Der Schaden am Fahrzeug kann über eine vorhandene Teil- oder Vollkaskoversicherung reguliert werden.
Moderne Sicherheitstechnik
Das Wild folgt oft bestimmten Pfaden, den Wildwechseln. Wo diese über die Straße führen, ergeben sich besondere Gefahrenstellen, die durch entsprechende Verkehrszeichen gekennzeichnet werden. Wildunfälle können prinzipiell das ganze Jahr und zu jeder Tageszeit passieren. Um das Wild und die Autofahrer zu schützen, werden an bekannten Gefahrenstellen geeignete Maßnahmen getroffen. Dazu gehören Absperrungen durch Wildschutzzäune oder andere Verbauungen. „Neben den amtlichen verkehrsregelnden Maßnahmen kommen zur Eindämmung von Wildwechselunfällen im Einzelfall auch noch bauliche oder sonstige Maßnahmen infrage – insbesondere durch den Jagdpächter: Duftstoffe, Wildzäune, Reflektoren und ähnliches“, so Köhler. Zusätzlich können die Waldbewohner auch mit reflektierenden CD-Scheiben oder Haarsäcklein abgeschreckt werden.
Bereits seit Februar 2019 dient die B 303 zwischen der Anschlussstelle Schonungen und Waldsachsen (Landkreis Schweinfurt) neben drei weiteren Örtlichkeiten in Bayern als Teststrecke für das Wildwarnsystem „Animot“. Dazu wurde auf den Straßenleitpfosten jeweils ein Infrarot-Gerät installiert, das in einem Umkreis von 30 Metern die Umgebung absucht. Wird ein Wildtier von dem System erfasst, werden die Autofahrer durch die blinkenden Lampen an den Leitpfosten gewarnt. Dadurch können Autofahrer ihre Geschwindigkeit anpassen und sich auf eine mögliche Begegnung mit Wildtieren einstellen. Grundsätzlich entscheiden die zuständigen Straßenverkehrsbehörden, wo und welche Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen anzubringen sind. „Die Zuständigkeit der Straßenverkehrsbehörden richtet sich im Allgemeinen nach der betroffenen Straßenklasse und dem betroffenen Streckenabschnitt“, so Köhler abschließend.