Coburg Hardcore-Humor zum Finale

Mit dem Nürnberger Comedian ist die Open-Air-Reihe im Amphitheater am Kunstverein zu Ende gegangen. Erst einmal...

 
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Schaf im Wolfspelz oder bloß die Underground-Variante von Waltraud & Mariechen? In jedem Fall ein sprachgewaltiger Vollfranke: Bembers. Foto: Ungelenk

Coburg - Gut, dass es schon um 18 Uhr losgeht. Ein üppiges Abendessen sollte man nämlich niemals vor der Begegnung mit Bembers zu sich nehmen, besser danach. Denn was auch immer der Nürnberger Comedian erzählt: Er tut es sehr plastisch und mit Liebe zum Detail - gerne auch zum unappetitlichen. Damit hat sich Roman Sörgel alias Bembers in den letzten neun Jahren einen einschlägigen Ruf als derber Dampfschmarrer erworben, dessen Anekdoten aus dem entschleunigten Dasein eines Südstadt-Anarchos von keinerlei politischer Korrektheit oder sprachlicher Sensibilität getrübt werden.

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Wer sich also mal so richtig unter Niveau amüsieren will und über hinreichend geschmackliche Elastizität verfügt, ist bei Bembers Hardcore-Humor genau richtig. Und kann sich dabei sogar noch der frommen Hoffnung hingeben, dass hinter der raubauzigen Rockerfassade ein menschenfreundliches Herz tickt. Ein Schaf im Wolfspelz, sozusagen. Oder gar ein Undercover-Gutmensch?

Immerhin legt sich der 53-Jährige in einem seiner aberwitzig eskalierenden Sketche mit rechtsradikalen "Flachwichsern" an, die einen "Neger" angreifen. Als Multikulti-Franke freut es Bembers, dass in seinem Südstadt-Kiez 130 Nationalitäten friedlich zusammenleben. Nur "grenzdebile Kampfhundbesitzer" dürfen nicht auf seine Toleranz hoffen: Ihren possierlichen Vierbeinern zieht er genüsslich das Fell über die Ohren.

Bei Tierschützern kommt das nicht so gut an, bei seinen Fans dafür umso besser: Es wird viel und schallend gelacht bei diesem Finale der Open-Air-Reihe am Samstag im kleinen Amphitheater am Coburger Kunstverein. Auch dieser Abend ist ausverkauft, so wie fast alle Veranstaltungen, die unter dem Motto "Coburg trotz(t) Corona" hier seit Ende Juni vor über 900 Zuschauern über die Bühne gegangen sind.

Veranstalter Andre Streckenbach zeigt sich rundum zufrieden mit dem Erfolg dieses kurzfristig organisierten Experiments seiner Agentur, die mit Hilfe der Stadt, des Kunstvereins und einiger Sponsoren doch noch ein wenig Open-Air-Feeling in den Sommer 2020 gebracht hat. Co-Geschäftsführer Oli Schneider fühlt sich bestätigt: "Ich habe nicht einen Moment gezweifelt, dass es klappen könnte. Was mich persönlich sehr freut, ist, dass mit Gizela eine regionale Band so eine positive Zugkraft entwickelt hat, dass wir sogar noch einen Zusatztermin eingeschoben haben."

Neben Gizela waren der Bluessänger Andreas Kümmert, der Comedian und Liedermacher Stefan Eichner (einmal mit Songs von Reinhard Mey, einmal als "Das Eich"), der Coburger Zauberkünstler Marcus Geuss alias "Marcelini", das Comedy-Duo Streckenbach & Köhler und die Jazzsängerin Laura Mann (gemeinsam mit dem Gitarristen Florian Berndt) auf der Freilichtbühne zu Gast.

Und Bembers soll nicht der letzte Act an dieser Stelle gewesen sein, versichert Oli Schneider: "Wir bleiben am Ball und denken bereits jetzt für 2021 nach. Wir machen im Amphitheater auf jeden Fall weiter."