Coburg Hitze beeinflusst auch Benzinpreis

Auch im August kostet Diesel rund zwei Euro. Foto: Lukas Schäfer/Lukas Schäfer

Diesel ist an den Zapfsäulen auch im August ungewöhnlich hoch. Durch die anhaltende Hitze sinken die Flusspegel, was zu Engpässen führen kann.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Auf den ersten Blick hat sich die Lage an den Coburger Tankstellen in den vergangenen Wochen deutlich entspannt. Lange Autoschlangen, die sich kurz nach der Einführung des Tankrabatts im Juni auf den innerstädtischen Straßen gebildet hatten, sind schon lange kein Thema mehr. Auch der Preis für Super der Sorte E 10 hat sich einigermaßen stabilisiert, liegt zwischen 1,75 Euro und 1,85 Euro pro Liter. „Man kann sagen, der Liter Super hat das Preisniveau erreicht, auf dem er sich vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar bewegt hat“, bestätigt Hans-Joachim Büttner, Pächter einer Tankstelle in der Vestestadt.

Doch der Schein trügt, denn es gibt da ja noch den Diesel-Treibstoff, der auch in der zweiten Ferienwoche rund zwei Euro den Liter kostet, und der somit sogar teurer ist als vor der Einführung des Tankrabatts. Für viele Autofahrer ist dieser Zustand kaum erklärbar: „Eigentlich habe ich mich im vergangenen Jahr bewusst für den Dieselmotor entschieden, weil der Treibstoff in der Regel ja etwas günstiger ist“, sagt Bastian Schmidt, der gerade seinen Kombi betankt. „Heute ärgere ich mich doch sehr, dass ich mich nicht für den Benziner entschieden habe.“

Selbst für die Experten des Automobilclubs ist dieser Zustand an den Zapfsäulen ungewöhnlich. Nach Einschätzung des ADAC lässt sich der Preisunterschied mit der momentan hohen Nachfrage nach Heizöl begründen: „Das ist eigentlich saisonuntypisch, aber offenbar kaufen die Leute derzeit Heizöl, weil sie nicht wissen, wie es im kommenden Winter wird“, erklärt ein Sprecher des Automobilclubs in einer Pressemitteilung.

Laut einer aktuellen ADAC-Auswertung lag der Preis für einen Liter Super E 10 im Monatsmittel (Juli) bei 1,79 Euro. Das sind 11,6 Cent weniger als im Vormonat. Grund für den Preisrückgang ist die niedrigere Rohölnotierung. Anfang Juli kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent rund 111 Dollar, zum Monatsende lag der Preis bei 103 Dollar. Beim Diesel fiel der Preisrückgang schwächer aus. Pro Liter waren im Juli 1,95 Euro fällig. Ein Minus von 6,3 Cent gegenüber dem Vormonat.

Auch im August sind die Kraftstoffpreise aus Sicht des ADAC mit Blick auf den Rohölpreis weiter viel zu hoch. Doch der aktuelle Rekordpreis für Diesel hat noch eine andere Ursache, die in den kommenden Wochen noch weiter an der Preisschraube drehen könnte. „Schon in den vergangenen Jahren hat der Pegel der Flüsse eine entscheidende Rolle gespielt“, erklärt Hans-Joachim Büttner, der Tankstellenpächter. „Wenn der Pegel niedrig ist, können die Tankschiffe weniger Treibstoff transportieren. Es kommen deutlich weniger Diesel und Heizöl aus den Niederlanden nach Deutschland. Dadurch wird das Angebot kleiner, die Preise steigen.“

Neben Niedrigwasser und Corona-Ausfällen sorgen auch Kapazitätsprobleme in einzelnen Raffinerien für die aktuelle Preissituation in der Region. Schon Anfang August meldeten erste Tankstellen in Ost-Bayern Spritmangel an ihren Zapfsäulen. „Ich habe am ersten Augustwochenende eigentlich Besuch von einem Freund aus der Nähe von Amberg erwartet. Als er mir am Telefon sagte, er könne nicht kommen, da an seiner Tankstelle der Treibstoff ausgegangen sei, habe ich das zunächst für einen Witz gehalten“, sagt Norbert Althoff, ein Kunde an Büttners Tankstelle. „Bis ich die Meldungen im Fernsehen gesehen habe.“

Zusätzlich läuft auch der Tankrabatt in knapp vier Wochen aus. Benzin dürfte dadurch ab September wieder deutlich mehr als zwei Euro pro Liter kosten. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die Teuerungsrate mit dem Auslaufen des Tankrabatts sowie des Neun-Euro-Tickets wieder auf deutlich mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorjahr ansteigen wird. Auch vor sprunghaft steigenden Benzinpreisen in der letzten Augustwoche wird gewarnt. Daher will so mancher Autofahrer rechtzeitig vorsorgen und seinen Benzinbedarf noch schnell decken. So wie Ali Özcan: „Ich habe in der Garage noch drei Reservekanister stehen. Die werde ich Ende August noch bis zum Rand füllen. Ich hoffe, damit noch ein paar Wochen überbrücken zu können.“

Der ADAC hingegen setzt große Hoffnungen in die Marktuntersuchung des Bundeskartellamtes, das nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bereits erste Hinweise auf zuletzt deutlich größere Gewinnmargen entdeckt hat. Ob die Mineralölkonzerne den niedrigen Rohstoffpreis und ihren Rabatt-Einkauf an ihre Kunden ab September weitergeben, ist indes nicht abzusehen.

Autor

Bilder