Coburg Irritationen beim Festakt

Von Katja Nauer
Sie erhielten eine Urkunde über die Vergabe der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Strauss Gesellschaft: Der ehemalige Vorsitzende, Professor Dr. Norbert Linke (links) und Strauss-Forscher Norbert Rubey (rechts). Es gratulierten der amtierende erste Vorsitzende Dr. Ingolf Roßberg (Zweiter von rechts) und 2. Vorsitzender Albrecht Tauer. Foto: Katja Nauer

Gäste aus dem In- und Ausland feierten mit der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft ihr 40-jähriges Jubiläum im Kongresshaus. OB-Rede sorgt für Nachfragen.

 
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Coburg - Er hatte nicht nur gute Nachrichten für die Jubilarin im Gepäck: Zu allererst warb Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer in seiner Festrede vor Gästen aus dem In- und Ausland mit den Pfunden von "Straussens Kerngebiet", dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und der Stadt Coburg, in dessen Rathaus eine Gedenktafel an den berühmten Bürger der Stadt erinnert.

"Johann Strauss war Coburger und nicht nur der Liebe wegen hier", betonte Tessmer, der die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft seinen Worten nach immerhin 15 Jahre kontinuierlich begleitet habe. Schon lange vor der Aufgabe seiner österreichischen Staatsbürgerschaft 1886 und seiner dritten Hochzeit 1887 habe der Komponist künstlerische Verbindungen nach Coburg gepflegt, sagte der OB. "Die letzten zwölf Jahre seines Lebens war er Coburger." Die Gesellschaft habe ihren Sitz zu Recht in der Vestestadt, betonte er. Als kulturelles Oberzentrum sei Coburg der Ort, wo sich das Erbe von Johann Strauss bestens pflegen lasse. Auch das Coburger Landestheater warf er als Pfund, mit dem sich wuchern lasse, in die Waagschale: Immer wieder bringe es Johann-Strauss-Produktionen auf die Bühne, so zur neuen Spielzeit "Aschenbrödel" mit original Ballettmusik des Komponisten. Die Premiere am 16. April kommenden Jahres legte er den Gästen besonders ans Herz. "Sie sehen, Coburg betreibt eine engagierte Strauss-Pflege", sagte er.

Tessmer sagte aber auch, dass zukünftig "mutige Entscheidungen" auch in der Kultur anstünden. Die Worte des OB ließen den 2. Vorsitzenden der Gesellschaft, Albrecht Tauer, aufhorchen: "Auch in Zukunft unterstützt Coburg die Johann Strauss Gesellschaft?", hakte er unter zaghaftem Beifall der Gäste nach. Eine Antwort darauf erhielt er jedoch vorerst nicht, wenngleich auch der erste Vorsitzende Dr. Ingolf Roßberg mahnte, Coburg habe sich der Verantwortung gestellt, die deutsche Johann Strauss Stadt zu sein, "samt Gedenkstein im Rosengarten". Er versah "die Signale von der Stadt und dem Oberbürgermeister mit einem Fragezeichen" und bat um ein Gespräch.

Trotz dieses Wehrmutstropfens galt es, das Bestehen der Gesellschaft zu feiern: Hochkarätige Gäste wie Karin Fodor, die Präsidentin der Johann Strauss Society in Kanada, lobten die Mühen des ehrenamtlichen Präsidiums, der Obmann des seit drei Jahre bestehenden Kulturvereins "Wiener Blut", Professor Helmut Reichenauer, wünschte sich, in 37 Jahren ebensolche Erfolge wie die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft feiern zu können, und Peter Kemp, der Ehrenpräsident der Englischen Johann Strauss Society hob sein "metaphorisches" Glas auf die nächsten melodiengefüllten 40 Jahre.

Dr. Eduard Strauss, der Ururgroßneffe des Walzerkönigs, aus Wien und Präsident des Wiener Instituts für Strauss-Forschung, fragte, wie man sich zukünftig auch in Hinblick auf die Jugendarbeit positionieren wolle. "Wollen wir Massenunterhaltung fördern oder gesicherte Informationen und Echtes in der Interpretation?", fragte er und riet, nicht wahllos alles zu sammeln, was mit Strauss zu tun hat. Er pochte auf Qualität: "Es ist nicht immer Strauss drinnen, wo Strauss drauf steht", sagte er. "Es muss unser Ziel sein, die Ausschaltquote bei André Rieu zu erhöhen", fuhr er fort. Seine Kritik gehe nicht gegen diejenigen, die ihn einschalten: "Sie wissen es halt nicht besser."

Nach einem langen Abriss der bisherigen Arbeit der Gesellschaft stellte Roßberg die beiden Festschriften vor: Ein Heft mit 90 Seiten, ausschließlich gefüllt mit exklusiven Fachbeiträgen und "einmalig im deutschsprachigen Raum", wie er erklärte und eine Jubiläumsausgabe mit gesammelten Fotografien der Mitglieder. Rund 2500 Fotos, insgesamt rund 15 Kilogramm Material seien gesichtet worden, sagte er. 100 Fotos wurden ausgewählt.

Für besondere Verdienste um die Förderung von Johann Strauss Ansehen, Werk und Bedeutung verlieh Roßberg seinem Amtsvorgänger Professor Dr. Norbert Linke und Norbert Rubey vom Wiener Institut für Strauss-Forschung die Ehrenmitgliedschaft.

Unterstützt Coburg die Johann Strauss Gesellschaft auch in Zukunft?

Albrecht Tauer,

2. Vorsitzender

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