Coburg Kein Weihnachtsmarkt in Coburg

Romantischer Budenzauber rund um das Prinz-Albert-Denkmal auf dem Coburger Marktplatz. Ob hier am Freitag vor dem ersten Advent der Weihnachtsmarkt eröffnet wird, will die Stadt Ende September entscheiden. Auch in anderen Kommunen laufen aktuell die Vorbereitungen. Mitwitz und Weidhausen haben ihre Märkte schon abgesagt. Foto: Archiv Henning Rosenbusch

In Coburg wird es heuer keinen Weihnachtsmarkt geben. Das hat der Verwaltungssenat am Montag einstimmig beschlossen.

 
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Coburg - Es ist laut Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) nicht die Zeit für Experimente: Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen wird es in diesem Jahr weder den Weihnachtsmarkt noch einen "Alternativen Winterzauber" an mehreren Orten der Coburger Innenstadt geben. Das hat der Verwaltungssenat am Montag einstimmig beschlossen. Die Entscheidung sei für alle Betroffenen und insbesondere für Händler und Schausteller bedauerlich, sagte Sauerteig, der gleich zu Sitzungsbeginn aus seiner ablehnenden Haltung keinen Hehl machte. Die aktuelle Covid 19-Entwicklung lasse jedoch keine andere Entscheidung zu, denn "Gesundheit hat Vorrang."

"Eine bodenlose Frechheit"

Ralf Pazdera, Leiter der Sektion Coburg im Verband Süddeutscher Schausteller, kommentierte die Entscheidung des Verwaltungssenats, den Coburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ersatzlos zu streichen, als "bodenlose Frechheit". Beschicker des Marktes seien nicht in die Vorbereitung der Entscheidung, die am Montag gefallen ist, einbezogen worden. Dabei hätte man, so Pazdera, gute Hygiene- und Abstandskonzepte präsentieren können, wie sie sich beispielsweise in Nürnberg bei den "Sommertagen" bewährt hätten. Bei diesem Herbstfest hatte es einen "Volksfestparcours" durch die ganze Stadt gegeben. Eine Ansteckung mit dem Corona-Virus habe es Pazderas Informationen zufolge nicht gegeben. Das Konzept hätte auch auf Coburg übertragen werden können, indem man beispielsweise die Buden des Weihnachtsmarktes über die Untere Ketschengasse, den Albertsplatz, den Marktplatz und die gesamte Fußgängerzone verteilt.

Mit der Absage des Weihnachtsmarktes werde Schaustellern jetzt die wichtigste wirtschaftliche Grundlage genommen, viele seien jetzt in ihrer Existenz bedroht. "Wir hatten seit Weihnachten 2019 keine Einnahmen mehr. Wie wir die nächsten Wochen und Monate wirtschaftlich überleben sollen, weiß ich nicht", sagte Ralf Pazdera. Der Weihnachtsmarkt sei zudem für den Einzelhandel wichtig. Er locke Menschen in die Stadt, was der Frequenz in den Geschäften zugute komme. Auch das sei offenbar nicht bedacht worden. wb

Wochenlang habe man mit Verwaltung und Gesundheitsamt an einer Alternativlösung gearbeitet und "viel Herzblut investiert", um dem gesundheitlichen Schutz der Besucher größtmöglich Rechnung zu tragen, informierte Horst Graf, Leiter des städtischen Eigenbetriebs Coburg Marketing. "Es hätte coronabedingt natürlich massive Einschnitte gegeben, weil vieles eben nur rudimentär möglich gewesen wäre", stellte er fest.

Das aktuelle Infektionsgeschehen bezeichnete Graf als unkalkulierbar und sah beispielsweise in Essen und Trinken ein "großes Gefahrenpotenzial", weil Abstandsregeln nicht eingehalten werden könnten. Selbst wenn sich in den nächsten Tagen die Covid 19-Situation entspanne, sei es unmöglich, binnen vier Wochen doch noch einen "Winterzauber" auf die Beine zu stellen. Graf: "Es tut uns wirklich leid. Wir haben alles versucht, aber die jüngste Entwicklung lässt keine andere Entscheidung zu, wenn wir keine Hotspots bilden wollen." Mit Weihnachtsbeleuchtung und dem geschmückten Baum auf dem Markt müssten die Coburger aber nicht gänzlich auf festliches Flair verzichten.

Als "sehr bitter für die Beschicker und das gesellschaftliche Leben" bezeichnete SPD-Fraktionsvorsitzender Norbert Tessmer die "unumgängliche und daher folgerichtige Absage". Die Alternative seien "irgendwann durch die Decke gehende Zahlen, die wir nicht wollen".

Dem pflichtete Jürgen Heeb (Pro Coburg) bei. Allerdings regte er an, auch an die zu denken, die eine Absage des Weihnachtsmarkt "am meisten trifft". Konkret meinte er die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und schlug vor, ihnen beispielsweise mit einem "Stadtwichteln" etwas weihnachtliche Stimmung zu vermitteln. Diesen Vorschlag begrüßte Barbara Kammerscheid (CSU) ebenso wie die Absage des "Winterzaubers 2020", denn so eine Großveranstaltung sei "in der heutigen Zeit einfach nicht möglich".

Weil die Stadt Vorbildcharakter habe, zeigte sich Klaus Klumpers (ÖDP) erleichtert ob der Entscheidung, auf den Weihnachtsmarkt zu verzichten. "Wir dürfen keine Infektionsgefahren heraufbeschwören."

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