Coburg Kinderarmut auch in Coburg

Martin Koch

Sozialbürgermeister Thomas Nowak weist die Mitglieder des Jugendhilfesenats auf ein Problem hin. Es verbirgt sich meist im Dunkeln.

 
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Coburg - Es war die erste Zusammenkunft des neu formierten Jugendhilfesenats der Stadt Coburg nach der Kommunalwahl. Die Tagesordnung hatte zwar locker auf einer DIN-A4-Seite Platz. Es waren aber einige Neueinsteiger bei der konstituierenden Sitzung im Kongresshaus Rosengarten dabei. So gab es reichlich Gesprächsstoff, nicht nur zu altbekannten Themen; auch aktuelle Entwicklungen wurden angesprochen. So bekannte etwa Kerstin Feulner, im städtischen Amt für Jugend und Familie für Sozialpädagogische Dienste zuständig: "Wir haben ein Problem, Pflegeeltern zu finden." In einem anderen Bereich, der oft weniger gut informierte Bürger bewegt, gehe es dagegen eher ruhig zu. Unbegleitete minderjährige Asylbewerber spielen in der Statistik des städtischen Jugendamtes kaum noch eine Rolle. Davon gibt es in Coburg gerade mal noch eine Handvoll und auch nur dann, wenn man die sogenannten "Heranwachsenden" (18 bis 20 Lebensjahre) mitzählt.

In Coburg gebe es derzeit rund 1700 Betreuungsplätze im Vorschulbereich, also in der Krippe und im klassischen Kindergarten. Entgegen früheren Unkenrufen über die künftige Bevölkerungsentwicklung in der Stadt werde der Bedarf aber wachsen, vermutete Jugendamtsleiter Reinhold Ehl. Bis 2023 sollen weitere 90 Betreuungsplätze entstehen. "Wir haben eine Zunahme der Inanspruchnahme", sagte Ehl.

Dritter Bürgermeister und Sozialreferent Thomas Nowak machte auf das Problem der Kinderarmut in Coburg aufmerksam. "So etwas gibt es nicht nur auf RTL II, so etwas gibt es tatsächlich auch in Coburg." So lebten derzeit mehr als 1000 Minderjährige in sogenannten "Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften".

Wenig begeistert waren einige Senatsmitglieder über die aktuellen Einschränkungen beim Ferienpass. So kritisierte etwa der parteilose Stadtrat Alper Hasirci den Wegfall des kostenfreien Eintritts im Coburger Freizeitbad Aquaria. Grund dafür, so die Stadt Coburg, sei die Begrenzung auf maximal 1000 Gäste (statt sonst 6000). Bürgermeister Nowak bekannte aber auch: "Jugendarbeit ist ein wichtiger Baustein der außerschulischen Bildung." Dies sei besonders in Corona-Krisenzeiten wichtig, weil gerade in dieser Lage schon viele Eltern ihre Urlaubsansprüche aufgebraucht hätten.

Aus der offiziellen Administration hat sich der bisherige städtische Kinderbeauftragte Thomas Apfel verabschiedet. Zu den Erfolgserlebnissen seiner Amtszeit zählte er die Kinderkulturwoche, die im Herbst 2019 ihre Premiere feierte. Die zugrunde liegende Idee sei es gewesen, Kinder mit niederschwelligen Angeboten mit Kultur in Kontakt zu bringen und für Kultur zu begeistern. "Kulturelle Bildung macht Kinder selbstbewusst", so die Einschätzung Apfels. Corona zum Trotz solle die Kinderkulturwoche auch in diesem Jahr wieder stattfinden.

An Coburger Schulen sollen Trinkwasserspender aufgestellt werden. Unterstützung gebe es von den städtischen Werken sowie von einem Serviceclub. Im nächsten Schritt sollen solche Automaten auch an Spielplätzen installiert werden.

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