Coburg Leiser Abschied

Yasin Turan muss nach insgesamt sieben Jahren als Spieler, Trainer und Jugendkoordinator des BBC Coburg gehen. Der Grund: Der Verein will sparen.

 
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Coburg - Bei den Fans kommt die Nachricht nicht gut an. Yasin Turan verlässt den BBC Coburg nach sieben gemeinsamen Jahren. Am Dienstagmittag gab der Basketballverein auf seiner Facebook-Seite bekannt, dass sich die Wege trennen werden. Für viele Anhänger des Pro B-Ligisten eine enttäuschende Neuigkeit. Die Bandbreite der Reaktionen auf den Post reicht von "sehr schade" über "sehr traurig" bis hin zu "kann es absolut nicht verstehen".

Yasin Turan, 29, gehört zum Inventar des Klubs, ist seit 2013 in der Vestestadt. Viele sehen in ihm die Identifikationsfigur, die es braucht im Profisport. Der Point Guard ging als Spieler der ersten und zweiten Mannschaft stets voran, war bei den Fans überaus beliebt. Und nun der Schlussstrich. "Es gab natürlich Gespräche zwischen dem Verein und mir. Aber das Aus kam dann doch sehr überraschend für mich", gibt der Aufbauspieler am Mittwochmittag zu. Dass Turan bei der Anhängerschaft einen hohen Stellenwert hatte und immer noch hat, freut ihn. "Es ist sehr traurig. Ich habe hier einige Menschen kennen gelernt, die ich sehr ins Herz geschlossen habe."

Noch mehr trifft ihn aber der Gedanke, in Zukunft nicht mehr für den Klub-Nachwuchs sorgen zu können, für "meine Kids", so drückt er es selbst aus. "Die Kinder brauchen einen hauptamtlichen Coach, der immer für sie da ist. Es geht doch um ihre Zukunft." Seit dreieinhalb Jahren arbeitete er hauptamtlich als vom Verein angestellter Jugendkoordinator, war in Schulen präsent, kümmerte sich um alles, was im Nachwuchsbereich anfiel. "Die Aussicht, das nicht mehr zu können, tut schon weh."

Dabei standen die Zeichen eigentlich nicht auf Trennung - zumindest bis vor einigen Monaten. "Vor Corona wurde mein Vertrag noch verlängert", sagt Turan. Für welchen Zeitraum, das will er nicht verraten. "Längerfristig auf jeden Fall", meint er dazu nur. Doch mit Corona änderte sich alles. Sportlich qualifizierte sich der Klub für die Playoffs, kam aber nicht in den Genuss, sie zu spielen. Das bedeutete Verluste für die Klubs, Ticketeinnahmen brachen weg. "Wir wollen uns neu organisieren", betont Wolfgang Hörnlein. Der 1. Vorsitzende spricht von "extremen Personalkosten", mit denen der Pro B-Ligist zu kämpfe habe.

Für einen hauptamtlichen Jugendkoordinator gibt es damit kein Budget mehr. "Das war ein relativ schwerwiegender Punkt", sagt Hörnlein angesprochen auf die Gründe für das Turan-Aus. "Yasin ist ein super netter Kerl. Er hat hervorragend mit den Kindern in der Halle gearbeitet. Es tut uns sehr leid." Künftig will der Klub die Arbeit, für die der 29-Jährige zuständig war, auf mehrere Schultern verteilen, Hörnlein bringt "noch mehr Ehrenamt" ins Spiel. Aber eines sei klar: "Wir wollen keinesfalls einen Schritt zurückgehen. Die Jugendarbeit soll und muss fortgesetzt werden."

Yasin Turan ist da allerdings nicht mehr involviert, sondiert derzeit den Markt nach Alternativen. Er habe sich mit seinem Agenten besprochen und bereits ein paar Teams und Coaches angeschrieben, die er persönlich kennt. Dem langjährigen Profi ist aber bewusst, dass es schwer werden könnte, einen neuen Klub zu finden. "In der aktuellen Situation ist das nicht einfach."

Nichtsdestotrotz steht für ihn fest, dass er am liebsten wieder in der Pro B spielen würde, aber auch das Ausland sei eine Option. Der frühere BBC-Profi Kevin Franceschi ist derzeit für vier Wochen bei Kumpel Turan zu Gast, wohnt bei ihm, die beiden trainieren zusammen. Fitnessstudio, Einheiten in der Halle, Joggen, Stretching - das volle Programm eben. Alles, um sich für einen neuen Verein zu empfehlen. "Ich hoffe irgendwo unterzukommen."

Als Spieler einer Mannschaft helfen und sich zeitgleich als Trainer weiterentwickeln - das wäre Turans Idealvorstellung. Ob es klappt? Fraglich. Die Hoffnung gibt er zumindest nicht auf. Bis es soweit ist, wohnt Turan weiter in Coburg und verfolgt die Entwicklung bei seinem Ex-Verein. "Ich hoffe sehr, dass der Weg des BBC weiterhin nach oben führt", sagt er und betont, keinen Groll zu hegen. "Ich bin kein Mensch, der anderen böse ist. Ich muss die Entscheidung des Klubs akzeptieren."

Der Facebook-Post des BBC endete mit dem Satz: "Vielen Dank für viele Erinnerungen, Yasin." Welche in den sieben Jahren war die schönste? "Den Entwicklungsprozess des Vereins mitzuerleben, würde ich sagen. Wir sind innerhalb von vier Jahren von der Bayernliga in die Pro B gekommen."

Der Weg der Coburger Basketballer ist noch nicht zu Ende, die Entwicklung geht weiter. Yasin Turan wird daran aber keinen Anteil mehr haben. Der Guard blickt dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft, hat sich trotz aller Enttäuschung seine positive Grundeinstellung bewahrt. Genau die war es, die ihn in Coburg zum Sympathieträger hat werden lassen. "Wenn eine Türe zugeht, dann geht eine andere irgendwo auf. So sehe ich das", erklärt er.

Am Dienstag, etwa eine Stunde nach der offiziellen Facebook-Nachricht des Klubs, richtete Turan selbst über das soziale Netzwerk emotionale Worte an die Fans und bedankte sich für eine "Wahnsinns-Reise" während seiner sieben Jahre in der Vestestadt. Seinen ehemaligen Schützlingen gab er indessen ein Versprechen. "Trotz allem werde ich für die Kids in Coburg immer erreichbar sein und ihnen helfen."

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