Coburg liest! Haltung und Humor

„Mensch Prantl“: Persönliche Betrachtungen eines politischen Kopfes bietet die Sachbuchgala mit Heribert Prantl. Foto: Horst Haas

Der bekannte Publizist Heribert Prantl blättert bei den 21. Coburger Literaturtagen in seinem „autobiografischen Kalendarium“. Georg M. Oswald erzählt bei der Autorengala ‚von den fatalen Folgen eines Millionenerbes. Auch der Marathon der Debütanten und ein Textkonzert stehen auf dem Programm.

 
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Haltung zu zeigen, ist wichtig, ehrenwert und in manchen Berufen unabdingbar. Als Kompliment war es dennoch nicht gemeint, als die konservative Neue Zürcher Zeitung Heribert Prantl als „Verkörperung des deutschen Haltungsjournalismus“ bezeichnete. Der einstige Richter wurde als langjähriger Redakteur und Kommentator der Süddeutschen Zeitung zu einem der bekanntesten Publizisten des Landes, dessen Stimme Gewicht hat und polarisiert. Schätzen viele den Träger des Geschwister-Scholl- und des Kurt-Tucholsky-Preises als politischen Vordenker und moralische Instanz, so gilt er rechten Kreisen als liberaler Prediger.

Der „Mensch Prantl“ stellt sich bei den 21. Coburger Literaturtagen selbst vor: Bei der Sachbuchgala am 25. April liest der 70-Jährige aus seinem aktuellen Buch besagten Titels, in dem er sein Leben und seine Arbeit reflektiert. Beides ist in seinem Falle untrennbar, und so spiegelt sein „autobiografisches Kalendarium“ scharfsinnig und humorvoll seine persönliche Sicht auf Politik und Gesellschaft wider.

Ein weiterer Jurist und Schriftsteller gestaltet die belletristische Autorengala am 29. April: Georg M. Oswald, geboren 1963, hat sich mit gesellschaftskritischen Romanen einen Namen gemacht und wurde fürsein erfolgreichstes Werk „Alles, was zählt“ ist mit dem International Prize ausgezeichnet. In seinem aktuellen Roman „In unseren Kreisen“ bringt ein Millionenerbe das Leben einer Familie aus em Lot. Der Geldsegen rettet zwar die schulische Laufbahn der Tochter und befriedigt die Konsumbedürfnisse der Gattin, doch der Vater, ein mittelmäßiger Schriftsteller, reagiert auf den neuen Lebensstil mit Neid, Verachtung und einer Schreibblockade.

Die Autorengala ist Georg M. Oswald gewidmet Foto: Peter von Felbert

Drei Roman-Debüts

Drei Newcomer stellen ihre Debüts traditionell beim Romanmarathon in der Reithalle vor. Am 27. April gehen Konstantin Ferstl, Birgit Matausch und Johanna Sebauer mit je halbstündigen Lesungen, die musikalisch umrahmt werden, an den Start.

Der Autor, Regisseur und Musiker Konstantin Ferstl, geboren 1983 im Altmühltal, erzählt in „Die blaue Grenze“ die Geschichte eines Komponisten, der aus Liebeskummer kurzerhand in den Zug nach Pjöngjang (Nordkorea) steigt. „Eine genial versponnene Rebellenphantasie mit Kultfilmpotenzial“, lobte die Süddeutsche Zeitung.

Birgit Mattauschs Familienroman „Bis wir Wald werden“ erzählt bildstark vom Wurzelnschlagen auf betoniertem Terrain und besticht laut Deutschlandfunk „durch einen besonderen Ton“. Mattausch verarbeitet Eindrücke, die sie selbst als Pfarrerin in einer süddeutschen Gemeinde sammelte, in der viele Aussiedler/innen aus der ehemaligen Sowjetunion angehörten.

Johanna Sebauer geht beim Romanmarathon an den Start. Foto: Birte Filmer

Johanna Sebauers Debütroman „Nincshof“ führt mit viel Humor und doppeltem Boden in ein Dorf, das wieder Willen seiner Bewohner berühmt wird. „Ein leichtfüßiger Sommerroman mit exzentrischen und liebevoll gezeichneten Figuren, skurrilen Geschehnissen und grandios schrägem Witz“, befand die Frankfurter Neue Presse.

Literarische Doppel

Unter dem Motto „Autor und Verlag“ wird am 26. April Matthias Jügler zusammen mit seiner Lektorin Angelika Schedel seinen neuen Roman „Maifliegenzeit“ vorstellen und über die gemeinsame Arbeit sprechen. Die Geschichte handelt vom Albtraum aller Eltern: Nach der Geburt verlieren Katrin und Hans ihr erstes Kind – und kurz darauf auch sich als Paar.

Foto: Ales Vega/Picasa

Mit einem dem neuen Format des Textkonzerts klingt „Coburg liest!“ am 30. April aus: Sylvie Schenk spürt in ihrem Roman „Maman“ der eigenen Familiengeschichte nach. Heribert Leuchter spielt auf dem Sopransaxophon Stücke, die er speziell für diesen Roman komponiert hat.

Zum Auftakt von „Coburg liest!“ bringen wieder Schauspieler/innen des Landestheater Literatur in die Häuser der Stadt. Wohnzimmer, WGs und Büros werden zur Lesebühne. Karten hierfür gibt es nur beim Landestheater.

Coburg liest!

Literatur in den Häusern unserer Stadt: 24. April, 19.30 Uhr, Karten nur beim TheaterSachbuchgala mit Heribert Prantl: 25. April, 19.30 Uhr, St. AugustinAutor und Verlag: Matthias Jügler im Gespräch mit Angelika Schedel: 26. April, 19.30 Uhr, Buchhandlung Riemann’Romanmarathon mit Konstantin Ferstl, Birgit Matausch und Johanna Sebauer: 27. April, 19 Uhr, ReithalleAutorengala mit Georg M. Oswald: 29. April, 19.30 Uhr, St. AugustinTextkonzert Sylvie Schenk und Heribert Leuchter am Saxophon: 30. April, 19.30 Uhr, Foyer WohnbauVorverkauf bei der Buchhandlung Riemann und über www.vhs-coburg.netwww.coburgliest.de

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