Coburg "Mama mit dem Gürtel" auf der Anklagebank

Mathias Mathes
Allen Eltern kann mal der Kragen platzen. Doch bevor sie ihr Kind ungezügelt anschrein, sollten sie lieber kurz vor die Tür gehen. Foto: picture alliance / Nicolas Armer/dpa

Die 28-Jährige soll ihre Tochter grün und blau geprügelt haben. Beim Bad-Besuch fallen die Verletzungen auf.

 
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Coburg - Überall blaue Flecken. Die Hämatome an Armen und Beinen der Achtjährigen sind auf den am Landgericht Coburg in Augenschein genommenen Bildern nicht zu übersehen. Ein Bein ist ganz grün und blau. Die Verletzungen soll dem Mädchen ihre Mutter zugefügt haben. Wegen Missbrauchs muss sie sich jetzt vor Gericht verantworten.

Die Angeklagte, eine 28-Jährige aus Coburg, soll eine ihrer beiden Töchter mit einem Gürtel geschlagen haben. Der Fall kam bereits im Dezember vergangenen Jahres vor das Coburger Amtsgericht. Die Verhandlung endete mit einem Schuldspruch: Ein Jahr und sechs Monate Haft, allerdings auf Bewährung ausgesetzt, nachdem die Mutter bislang nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten war.

Nachdem sich sowohl die Mutter als auch die Coburger Staatsanwaltschaft mit dem Urteil nicht zufrieden gegeben hatte, wird der Fall nun vor der Jugendkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Richter Halves verhandelt.

Die Mutter kommt aus zerrütteten Verhältnissen. Nach ihren Angaben ist sie ohne Eltern aufgewachsen. Zu ihrer Mutter und ihrem Vater bestehe bis heute kein Kontakt. Auch mit der Großmutter habe sie sich überworfen. Zu den Tatvorwürfen schweigt die Angeklagte allerdings. Ihre Kinder werden getrennt von ihr betreut. Für sie sprach vor der Kammer eine Vertreterin der Stadt Coburg. Nach deren Worten werden die Kinder ihr Recht wahrnehmen, nicht gegen die Mutter aussagen zu müssen.

So stützt sich das Gericht auf andere Zeugenaussagen. Eine zentrale Rolle spielen dabei zwei Betreuerinnen einer Ferienfreizeit. Mit anderen Kindern besuchten die beiden Töchter der Angeklagten das Schwimmbad in Neustadt. Nachdem die Kinder Badekleidung anhatten, fielen einer Betreuerin sofort die vielen blauen Flecken auf. "Wir waren alle ziemlich schockiert", sagte sie vor Gericht. Darauf angesprochen habe das Mädchen gesagt, es sei vom Fahrrad gefallen. Nachdem die Hämatome aber am ganzen Körper verteilt gewesen seien, sei diese Erklärung wenig glaubwürdig gewesen. Ein andere Betreuerin habe gehört, wie die Schwester des Mädchens im Vorbeigehen gesagt habe, sie solle doch zugeben, wie es wirklich gewesen sei. Es sei "die Mama mit dem Gürtel" gewesen. Mittlerweile schrillten beim Betreuerteam sämtliche Alarmglocken. Eine Betreuerin kontaktierte das Jugendamt.

Eine andere Zeugin berichtete, dass die Mutter ungewöhnlich reagierte habe, als sie ihre Töchter von der Betreuung abholte. Konfrontiert mit den blauen Flecken habe sie praktisch keine Reaktion gezeigt. "Sie reagierte emotionslos", so die Zeugin. Weder Mitleid noch Entsetzen habe sie sich anmerken lassen.

"Die Reaktion war einfach nicht stimmig." Dann habe die 28-Jährige erzählt, dass ein Mitschüler ihrer Tochter die Hämatome zugefügt habe. Sie habe die Verletzungen erst gar nicht bemerkt, da sie mit ihrer Tochter schon länger nicht gemeinsam im Bad gewesen sei. Die Zeugin meinte dazu, dass auch diese Aussage wenig plausibel gewirkt habe.

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Die Verhandlung wird am Montag, 13. Juli, 9 Uhr, fortgesetzt.

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