Okay, ich habe neulich mein Faible für „Tatort“-Krimis gestanden. Und dass man mich dabei nicht stören darf. Bitte alles löschen und vergessen. Ich nehme zurück und korrigiere: Manchmal sind die Fälle im „Tatort“ richtig spannend. Meistens aber, und das wollte ich bisher nicht richtig wahrhaben, geht mir etwas gehörig auf den Geist, und das sind die persönlich-familiären Verwicklungen der Tatort-Kommissare. Zum einen ist nahezu jeder Kommissar allein erziehender Vater einer pubertierenden Tochter oder eines widerborstigen Sohnes. (Warum habe ich diese tollen Typen nicht getroffen, als ich noch solo war!) Die Tatort-Drehbuchautoren scheuen sich nicht, diese Sprösslinge in einen Sog von Totschlag, Diebstahl, Erpressung und Entführung zu verwickeln, aus dem sie nur von ihrem Erzeuger wieder gerettet werden können. Ein Serienmörder spricht nachts im Park junge Frauen an? Klar, auch die Tochter des Kommissars trifft auf ihren nächtlichen Streifzügen auf den Bösewicht. Bringt er sie kurzzeitig in seine Gewalt, so wird sie doch noch rechtzeitig befreit. Eine Bank wurde ausgeraubt? Rein zufällig ist der fast erwachsene Sohn des Ermittlers mit dem Täter befreundet und gewährt im just im elterlichen Keller Unterschlupf. Die Reihe kann beliebig fortgesetzt werden. Ja, ja, ich weiß, Krimis sind keine Spiegelung der Realität. Aber sie müssen doch auch nicht komplett an den Haaren herbeigezogen sein. Sonst gehe ich nämlich nächstens am Sonntagabend lieber ins Theater als mir einen Fernseh-Tatort anzutun.