Coburg – In der Stadtbücherei Coburg wurde gestern Abend eines unrühmlichen Jubiläums gedacht. Vor 75 Jahren, am 7. Mai 1933, loderte im äußeren Hof des Schlosses Ehrenburg ein Scheiterhaufen. Hitlerjugend, Jungvolk und Bund Deutscher Mädchen verbrannten Zeitschriften und Bücher, die den neuen braunen Machthabern nicht genehm waren: Sogenannte Schund- und Schmutzliteratur, marxistische und pazifistische Schriften, aber auch die Arbeiten „fremdrassiger“ Autoren wurden den Flammen überantwortet.

„Es ist wichtig ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen“, betonte Oberbürgermeister Norbert Kastner in einem Grußwort. Wichtig gerade in Coburg, jener Stadt, die schon lange vor 1933 zu einem Experimentierfeld der Nationalsozialisten geworden war. Beim bloßen Gedenken dürfe es aber nicht bleiben, meinte Kastner. „Was nötig ist, ist ein aktives Zeichen in Richtung Zukunft – gegen Intoleranz, Willkür und Tyrannei.“ Das sei heute notwendiger denn je, denn der „braune Mob“ formiere sich neu. Eine „unheilige Allianz aus Biedermännern und Brandstiftern“ suche bewusst und dreist die Provokation, nutze die Probleme unserer Zeit, um rechtsradikales Gedankengut wieder hoffähig zu machen. Kastner erinnerte in diesem Zusammenhang an die vom Verfassungsschutz beobachtete Zunahme von rechtsextremistischen Gewalttaten sowie an die Neonazi-Aufmärsche in Nürnberg und anderswo.