Coburg "Petit Kwilu" für Kaffee-Fans

Von Cornelia Stegner
Klaus Rückert (links) und Dr. Georg Roth haben eine gemeinnützige GmbH gegründet. Sie wollen Kaffee aus dem Kongo importieren. Foto: Stegner

Klaus Rückert und Georg Roth gründen eine gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Coburg. Sie soll dem Kaffee- und Kakaoanbau im Kongo wieder auf die Beine zu helfen.

 
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Coburg - "Petit Kwilu" ist eine Kaffeesorte der Gattung "Robusta". "Petit Kwilu" gedeiht gut im Kongo, genauer gesagt in der Region Mayombe. "Ein schöner Kaffee!", so habe das Urteil eines deutschen Kaffeerösters nach einer ersten Proberöstung gelautet. Dies sagen der Coburger Klaus Rückert und sein Partner Georg Roth, der normalerweise an der Hochschule Coburg einen Lehrstuhl im Fachbereich Maschinenbau innehat. Wenn es nach den Plänen von Klaus Rückert und seines Mitstreiters geht, dann duftet "Petit Kwilu" nach Jahresfrist aus deutschen Tassen. Der Jurist im Ruhestand und der promovierte Maschinenbauer haben es sich zum Ziel gesetzt, den Kaffee- und Kakaoanbau der Mayombe-Region im Kongo wiederzubeleben. Und zwar so, dass durch den Vertrieb der Ernte in Europa den Bauern dort ein besseres Leben ermöglicht wird.

Im Osten der Demokratischen Republik Kongo verhindern nach wie vor Krieg und Gewalt eine wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Und im Westen, wo sich die Mayombe-Region befindet, liegt eine einst blühende Landwirtschaft darnieder. Die Kaffee- und Kakaoplantagen, für die die Region einst berühmt war, sind einer Landwirtschaft gewichen, die der Selbstversorgung ohne nennenswerte Überschüsse dient. Ohne Geld können die Bauern ihre Kinder nicht zur Schule schicken - eine scheinbar unausweichliche Abwärtsspirale aus Landflucht und zunehmender Verarmung ist die Folge.

Mit dem Kongo sind Klaus Rückert und Georg Roth schon lange verbunden. Beruflich hatte Klaus Rückert lange Zeit als Berater im Kongo verbracht. Er ist Gründungsvorsitzender des Vereines "Coburger Initiative für Ärzte im Congo", der sich seit 2009 um die Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Provinz Bas-Congo bemüht. "Bei einem Besuch einer Klinik dort fuhren wir durch ein Dorf namens Lukula. Dort lernten wir drei Männer kennen, die am Straßenrand Maniok und Weizen gemahlen hatten und eben auch Kaffeepulver herstellten", erzählt Georg Roth. In diesem Moment sei die Idee geboren worden, den Kaffee- und Kakaoanbau, der in dieser Gegend lange Tradition hat, wiederzubeleben. Und zwar nicht in Form einer Hilfsinitiative oder eines Vereines, sondern mit Hilfe eines professionellen Vertriebsunternehmens als Stütze einer lokalen Kooperative, der rund 800 Bauern angehören.

Das Konzept, den Kaffee und Kakao der Kooperative COPROCOM nach den Prinzipien des fairen Handels nach Europa zu importieren, findet gleich Unterstützer. Der "Senior Experten Service", kurz SES, eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, ermöglichte mehrere Einsätze eines belgischen Argarbiologen der Universität Bonn, um vor Ort den Grundstein für das Projekt zu legen. "So jemanden zu finden war gar nicht so einfach. Er muss französisch sprechen und von Kaffeeanbau eine Ahnung haben!", erklärt Georg Roth. Außerdem gewährt die Deutsche Botschaft in Kinshasa der Kooperative als Anschubfinanzierung einen Kredit in Höhe von fast 19 000 US-Dollar, um Baumschulen einzurichten und Schulungen durchzuführen. Die gemeinnützige GmbH namens "Lukula-Café-Cacao-Congo" mit ihren beiden Geschäftsführern Klaus Rückert und Georg Roth und Sitz in Coburg will die Kooperative mit der Akquise finanzieller Ressourcen unterstützen. Dabei müssen alle Akteure in längeren Zeiträumen denken. Vier Jahre dauert es, bis von einer neu gezogenen Pflanze erstmals Kaffee-Bohnen geerntet werden können.

Eine Proberöstung eines größeren mittelständischen Kaffeerösters, für die 120 Kilogramm "Petit Kwilu"-Bohnen aus dem Kongo nach Unterfranken transportiert wurden, habe dem Kaffee der Kooperative eine gute Qualität bescheinigt. "Ein Catering-Unternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet, zu dessen Konzept ein fairer Handel gehört, hat auch schon Interesse gezeigt", berichten die Unternehmensgründer Rückert und Roth.

"Die Exklusivität diese Kaffees passt ideal in die Nachfragelandschaft", so Georg Roth. Demnächst sollen fast 20 Tonnen "Petit Kwilu" per Container nach Deutschland exportiert werden. Ein Container Kakao geht an einen Käufer aus England. Bis zum Jahr 2019 soll sich die Zahl auf je 6 Kaffee- und Kakaocontainer erhöhen.

Bis dahin gilt es, Baumschulen aufzubauen, Kaffeeverarbeitungsmaschinen sowie Kakaofermentations- und Trocknungsanlagen anzuschaffen, eine kleine Rösterei für den lokalen Absatz einzurichten und eine Lager- und Verarbeitungshalle zu bauen. Auch in Coburg soll der Kaffee aus dem Kongo innerhalb der kommenden zwei Jahre erhältlich sein, wünschen sich die Unternehmensgründer Rückert und Roth. Ein Logo und ein Verpackungskonzept sei bereits entwickelt.

Die Exklusivität diese Kaffees passt ideal in die Nachfragelandschaft.

Georg Roth

Info

Wer die Bauern im Kongo unterstützen möchte, wendet sich an die: Cafè-Cacao-Congo (CCC UG) gemeinnützige Gesellschaft Friedrich Rückert-Str. 13, Coburg

E-Mail: cafecacaolukula@gmail.com

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