Aber ganz ohne medizinische Begleitung, die am Ende nicht benötigt wird, ist der Fahrradkorso nicht unterwegs. Johannes Wagner von Critical Mass Coburg ist Kinderarzt und stünde für den Notfall bereit, wie er den Polizeibeamten sagt.
Um 19 Uhr rollen die Radler am Marktplatz ein. In einer kurzen Kundgebung erläutern sie ihre Forderungen für Coburg. Dazu gehört, dass der Fahrradverkehr in der Vestestadt im Jahr 2025 einen Anteil von 25 Prozent haben soll. Dafür müsse ein Radwegekonzept umgesetzt werden.
"Fahrradfahrer und Fußgänger müssen mehr Platz bekommen", sagt Johannes Wagner beim Start am Albertsplatz. Später, am Marktplatz, wird er betonen, dass Radler und Fußgänger von der Politik derzeit noch gegenüber dem Auto vernachlässigt würden: "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Autos, Fahrradfahrer und Fußgänger im Straßenverkehr gleichberechtigt sind." Dazu treffe man sich jeden letzten Freitag im Monat um 18 Uhr am Albertsplatz.
Helena Lakemann von Fridays for Future hat beim Start am Albertsplatz darauf hingewiesen, dass es ihrer Organisation zudem um den Klimaschutz geht. Dafür steht das Schild, das im Korso mitgeführt wird: "Das Fahrrad ist CO2-frei, gesund und leise, das Auto eine CO2-Schleuder, Luftverschmutzer und laut".
Die Innenstadt, so Lakemann weiter, müsse für den Radverkehr attraktiver und für Autos unattraktiver werden. Fußgänger und Radler benötigten mehr Sicherheit auf den Straßen der Stadt. "Wir müssen den Radverkehr nach vorne bringen und den Autoverkehr zurückdrängen", so die Sprecherin von Fridays for Future Coburg. Für die Mitarbeit hin zu diesem Ziel wolle man Bürger und Politiker gewinnen, beispielsweise mit der Aktion vom Freitag.
Auf der Tour durch die Stadt treffen die Radler auf Verständnis, aber auch auf Kritik. Ein Autofahrer ruft ihnen zu "das ist in Ordnung". Ein anderer meint, "die bekommen noch andere Probleme". In der Fußgängerzone applaudiert ein älteres Paar, während zwei Männer "Dieselpower, Dieselpower" skandieren. Zu ernsthaften Zwischenfällen kommt es aber nicht.