Coburg - Ein neuer Zeugnistermin im November: Mit der Veröffentlichung des ersten "Deutschen Lernatlas" hat die renommierte Bertelsmann-Stiftung zum Wochenbeginn ein Bild der schulischen Leistungen und der Bildungschancen in ganz Deutschland gezeichnet. Die Grundtendenz: Je südlicher, desto erfolgreicher. Wer in Bayern und Baden-Württemberg zur Schule geht, hat mit Abstand die besten Zukunftschancen.

Stadt und Landkreis Coburg kann man zu den Gewinnern der Studie zählen. Unter den 43 kreisfreien Klein- und Mittelstädten belegt Coburg im Bundesvergleich den vierten Platz. "Ein Ergebnis, auf das wir stolz sein können. Das sind die Früchte der Arbeit, die wir in den vergangenen Jahren geleistet haben", freut sich Coburgs 2. Bürgermeister Norbert Tessmer.

In einer der vier untersuchten Kategorien, schaffte es die Vestestadt sogar auf Platz ein: Beim "Berufliches Lernen" - hier wurden unter anderem die Chancen von Jugendlichen, eine qualifizierende Ausbildung abzuschließen, und der Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeitslose untersucht - lag der Wert Coburgs weit über dem Bundesdurchschnitt. "Dieser erste Platz ist eine Verdienst unserer Unternehmen, der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer", betont IHK-Präsident Friedrich Herdan. "Das Ergebnis zeigt, dass wir die Schwerpunkte der Arbeit in der Region richtig setzen."

Auch in der Rubrik "Persönliches Lernen" sammelte Coburg kräftig Punkte. Platz drei zeigt: Die Bürger nutzen Kurse zur persönlichen Weiterbildung und engagieren sich beim Sport und im kulturellen Leben. "Diese sehr gute Platzierungen sind laut Statistik auch ein Verdienst der Volkshochschule", freut sich vhs-Geschäftsführer Rainer Maier.

In der Kategorie "Schulisches Lernen" landete Coburg "nur" auf Platz 20. Das liegt unter anderem an dem schlechten Ergebnis im Bereich "Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss". Laut Studie verlassen 16,2 Prozent in Coburg die Schule ohne Hauptschulabschluss - bundesweit sind es im Durchschnitt nur 7,49 Prozent - bayernweit sogar nur 6 Prozent.

Wie aussagekräftig diese Statistik, die sich auf das Schuljahr 2009/2010 bezieht, ist, steht allerdings nicht fest. Die Bertelsmann-Stiftung bezieht sich bei vielen Daten auf das statistische Landesamt und somit auf Zahlen, die zu einem bestimmten Stichtag eingereicht werden. "Bei der Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss kommen wir nach eigenen Recherchen auf eine Quote von 2,9 Prozent", berichtet Michaela Hofmann von der Stadt Coburg.

Ein Blick auf die Landkreisrangliste zeigt: Coburg landet im Sektor "Kreise mit verdichtetem Umland" auf dem 12. Platz. Damit rangiert man unter den 144 Landkreisen unter anderem vor Bamberg (Platz 15). Auch in dieser Untersuchung kann Coburg besonders in den Rubriken "Berufliches Lernen" und "Schulisches Lernen" überzeugen.

Auffällig ist aber: In der Kategorie "Persönlichen Lernen" landet der Landkreis nur auf dem 116 Rang. Vergleichsweise schlechte Noten bekam man in den Themenbereichen "Breitband-Internetzugang" und "Theater- und Konzertbesuche".

Daten fehlen

Und auch in der Kategorie "Soziales Lernen" landet der Landkreis mit Platz 43 im Mittelfeld. Während hier das Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr und im Deutschen Roten Kreuz vorbildlich ist, liegt man beispielsweise beim Engagement für Kinder und Jugend unter dem Bundesdurchschnitt.

Direkte Schlüsse auf die jeweiligen Schulleistungen lässt der Lernatlas übrigens nicht zu. Wie Dr. Miika Blinn, einer der Mitautoren der Studie einräumte, fehlen dafür die Daten. Die Ergebnisse der jährlichen Pisa- und Iglu-Tests gibt es nur auf das jeweilige Bundesland bezogen. So bekamen alle Städte und Landkreise die Spitzennote, die Bayern hier erreichte.

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www.deutscher-lernatlas.de

Wie die Gutachter zu ihrer Bewertung kommen

Wie bewertet man die Lernerfolge und das Lernangebot einer Industrienation mit 16 Bundesländern samt 412 Landkreise und kreisfreien Städte? Um zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen, haben die Autoren des "Deutschen Lernatlas 2011" sechs Kategorien von Städten und Landkreisen geschaffen. Schließlich macht es keinen Sinn, die Stadt Köln mit dem Landkreis Coburg zu vergleichen. Weil Lernerfolge sich nicht nur in Schulnoten dokumentieren, wurden zudem vier Kategorien von Bildungsstätten untersucht.

Im Mittelpunkt der Studien stehen das "Schulische Lernen" und das "Berufliche Lernen". Die Ergebnisse wurden mit zwei Dritteln für die Ermittlung der Rangziffer gewertet. Die Ergebnisse aus schulischen Vergleichstests von der Lesekompetenz der Grundschüler bis zur Sitzenbleiber-Quote flossen hier ebenso ein wie die Erfolge beim Abschluss der Berufsausbildung und Maßnahmen zur Eingliederung am Arbeitsmarkt.

Unter der Überschrift "Soziales Lernen" wurde das Engagement der Bürger in Feuerwehr und Rotem Kreuz ebenso erfasst wie die Wahlbeteiligung. Beim "Persönlichen Lernen" untersuchten die Autoren, welches Angebot dem Bürger zur persönlichen Weiterbildung zur Verfügung steht und wie es genutzt wird.