Coburg hat das Sambafestival. Wird das fränkische Rio demnächst um Zuckerhut und Christusstatue vervollständigt? Der umtriebige Rödentaler Bürgermeister Gerhard Preß bringt seine Gemeinde als Standort für eine kolossale Christusstatue mit Pilgerhotel ins Gespräch. Die schon mal auf den Namen „Pilgershöhe“ getaufte Erdaushub-Deponie bei Unterwohlsbach wäre mit 60 Metern zwar nur ein kümmerlicher Zuckerhut. Die geplante 55 Meter hohe Statue aber würde alle Rekorde sprengen – und ganz sicher die Grenzen des guten Geschmacks. Zweimal ist das Statuen-Projekt in Bayern bereits am Widerstand der Bürger und den Bedenken der beiden großen Kirchen gescheitert. Erst in Bad Reichenhall, jetzt im mittelfränkischen Wassertrüdingen. Bürgermeister Preß ficht das nicht an. Er hofft auf Touristenströme und Arbeitsplätze, wenn der Monumental-Jesus sein Haupt zwischen Veste und Muppberg in die Wolken erhebt. Ja, für Disneyland-Pilger oder Touristen auf der Suche nach Superlativen könnte die monströseste Statue der Welt eine durchaus reizvolle Destination sein. Nur: Christus als gigantische Hummelfigur gleich neben Schloss Rosenau und dem Europäischen Museum für Glaskunst – wollen wir das? Die Kirchen brauchen diese Statue nicht, in die fränkische Landschaft passt sie nicht, für den Kultur-Tourismus im Coburger Land wäre sie ein Schlag ins Gesicht und eine Bewerbung um das Projekt hätte endlosen Streit zur Folge. Preß ist ein rühriger Bürgermeister mit pfiffigen Ideen. Nicht so schlimm, wenn mal eine Schnapsidee dabei ist. Verbissen festhalten daran sollte er nicht.