Coburg Staatsakt im Zelt?

Katja Diedler
Die Postkarte aus dem Jahr 1919 zeigt, wie ein Coburger den Grenzpfahl an das "Müchner Kindl" übergibt. Die Stadt Coburg hat unter www.coburg.de/co-by noch mehr historische Bilder bereitgestellt. Foto: Staatsarchiv Coburg

Coburg feiert dieses Jahr ein wichtiges Jubiläum: Vor 100 Jahren entschieden sich die Bürger, Bayern werden zu wollen. Corona erschwert jedoch die Planung der Feiern.

 
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Coburg - Vor 100 Jahren haben sich die Coburger entschieden, Bayern zu werden. Es war der erste demokratische Volksentscheid in der deutschen Geschichte. Eigentlich ein Grund zu feiern, wäre da nicht die grassierende Corona-Pandemie. "Dass 450 Menschen im Landestheater heuer für einen offiziellen Festakt zusammenkommen, das kann ich mir derzeit nicht vorstellen", sagt Michael Selzer, er ist für das Stadtmarketing und damit auch für die Organisation der Jubiläumsfeiern verantwortlich.

Ganz ausfallen soll aber weder der Staatsakt noch die anderen Feiern. Für ersteren arbeitet Selzer gerade an einem Konzept: "Es ist zum Beispiel denkbar, dass wir den in einem Zelt am Schloßplatz begehen. Dort haben wir so viel Platz, dass wir den nötigen Abstand einhalten können."

Auch ansonsten gibt sich Selzer "vorsichtig optimistisch", dass die geplanten Veranstaltungen trotzdem über die Bühne gehen können. "Wir planen zum Beispiel einen Ball im Kongresshaus Rosengarten, der die Gäste in die 1920er Jahre zurückversetzt", verrät Selzer. Es sei möglich, dass der Ende November stattfindet, sicher sei das aber noch nicht: "Wir werden sehen müssen, was dann möglich ist."

Mit Sorgen blickt Selzer auf ein anderes Vorhaben. Gemeinsam mit Jürgen Brückner will er Stummfilme aus dem Coburg der 1920er Jahre zeigen, untermalt mit Piano-Musik. "Das ist ein Projekt, für das ich besonders brenne. Allerdings wird es bei einer solchen Veranstaltung nahezu unmöglich werden, Abstandsregeln, wie sie derzeit gelten, umzusetzen", bekennt er. Die Räume seien dafür schlicht zu klein. Abgesagt sei aber auch die Filmvorführung noch nicht, sie müsse jedoch vielleicht in das kommende Jahr verschoben werden.

"Wir sind in der glücklichen Situation, dass die Förderzusagen auch für das Jahr 2021 gelten", erklärt Selzer. Er habe diesbezüglich bereits Gespräche mit den Geldgebern, zum Beispiel der Niederfüllbacher Stiftung, geführt. "Auch die Veranstaltungen werden dann noch ihre Wirkung entfalten, da bin ich mir sicher", so Selzer. Trotzdem hoffe er, dass dieses Jahr noch einige stattfinden.

Relativ sicher sei, dass sich die Coburger auf Vorträge freuen können, die von der Historischen Gesellschaft organisiert werden. Deren Mitglieder werden einzelne Aspekte des Anschlusses Coburgs an Bayern beleuchten. Hierfür gebe es in der Vestestadt ausreichend große Räume. Zusätzlich soll ein Buch erscheinen, das sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Zudem wird ein Lesebuch zum Coburger Stadtgedächtnis, das sich mit den Ereignissen rund um das Jahr 1920 befasst, erscheinen.

Bereits jetzt erleben lässt sich das Jubiläum in einer Ausstellung im neuen Raum "Rückert 3", der über das Puppenmuseum zugänglich ist. Mit verschiedenen Exponaten zeigt hier das Stadtarchiv, welche Entwicklungen Coburg als bayerische Stadt genommen hat. Die ersten Stationen widmen sich der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Der Schwerpunkt liegt aber auf den Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg. "Wir wollen die Ausstellung auch in Neustadt und Bad Rodach zeigen. Die dortigen Veranstalter werden sie um eigene Exponate ergänzen", kündigt Selzer an.

Eine andere Ausstellung sei dagegen für 2021 geplant: die der Initiative Stadtmuseum. Sie werde sich mit der Stadt Coburg zu Zeiten der Weimarer Republik beschäftigen.

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