Coburg Stadt streicht Bus zur Jean-Paul-Schule

Die Grundschüler aus Cortendorf müssen bald zur Schule laufen oder die Stadtlinie nutzen. Foto: ZB/Peter Gercke

Zu wenige Kinder sind nur noch berechtigt zur Beförderung. Der Elternbeirat befürchtet eine Zunahme von Elterntaxis.

 
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Der Schulbus, der Grundschulkinder aus Cortendorf am Morgen in die Jean-Paul-Schule bringt, wird ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr fahren. Das hat die Schule am Montagvormittag den Eltern mitgeteilt.

„In den vergangenen Jahren wurden grundsätzlich alle Grundschüler aus dem Stadtteil Cortendorf sowie dem Hahnweg und der Rosenauer Straße kostenlos zur Jean-Paul-Schule befördert. Die Beförderung erfolgte bisher freiwillig durch die Stadt Coburg, obwohl ein Anspruch auf kostenlose Schülerbeförderung nur dann besteht, wenn der einfache Schulweg länger als zwei Kilometer ist“, erklärt Tina Lehmann, stellvertretende Leiterin des Schulamtes auf NP-Anfrage. Diese Voraussetzung werde aktuell nur noch von drei Schülerinnen und Schülern aus dem Stadtteil erfüllt, „sodass eine grundsätzliche Überprüfung erfolgte.“

Für das Schuljahr 2022/2023 ermittelte man, dass voraussichtlich sieben Kinder einen Beförderungsanspruch haben. „Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und aus Gründen des Umweltschutzes, da bereits parallel eine Stadtbuslinie fährt, kann ab Herbst von diesen sieben Kindern die Linie 3 beziehungsweise 2 verwendet werden.“ Das Schulamt schlägt vor, dass die Grundschüler aus Cortendorf mit der Linie 3 bis zur Haltestelle Steinweg fahren, dort die Straße überqueren und auf der gegenüberliegenden Seite in die Linie 2 umsteigen, die sie dann zur Haltestelle Querstraße bringt, wo sie vor der Bahnschranke aussteigen, erneut die Straße queren und dann zur Schule laufen. Alternativ könne morgens mit der Linie 3 bis zur Haltestelle „Badweg“ oder „Aquaria“ gefahren und dann 900 Meter zur Schule gelaufen werden. Die dafür notwendigen sieben Bus-Monatskarten kosten die Stadt rund 190 Euro pro Monat. Dem gegenüber stehen die derzeitigen Buskosten von 1790,41 Euro sowie Taxikosten am Nachmittag in Höhe von 1279 Euro pro Monat – gesamt also 3000 Euro. „Die Linie fährt sowieso, Platzkapazitäten sind reichlich vorhanden – einen zusätzlichen Schülerverkehr braucht es nicht“, fasst Tina Lehmann zusammen.

Eine Rechnung, die der Elternbeirat der Schule so nicht stehen lassen will. „Die Streichung des Schulbusses verdeutlicht, wie wenig die Belange von Kindern und Eltern bei bedeutenden Entscheidungen berücksichtig werden“, so der Vorsitzende des Elternbeirats, David Röseler. Die zu geringe Zahl von Schülern, die zur Beförderung berichtigt ist, ist für ihn kein stichhaltiges Argument. „Denn es machen sehr viel mehr Kinder von dem Schulbus Gebrauch, auch weil für Erst- und Zweitklässler ‚nur’ 1,7 Kilometer ein sehr langer Weg sind“, betont er. Angesichts der Alternativvorschläge aus dem Schulamt befürchtet er eine Zunahme von Elterntaxis. „Auch wenn die Wunschvorstellung der Stadt vielleicht ist, dass die Kinder ab nächstem Jahr den Schulweg zu Fuß zurücklegen, wird die Realität so aussehen, dass fast alle von ihren Eltern mit dem Auto gefahren werden. Das wird die Verkehrssituation morgens vor der Schule noch verschärfen.“

Hans Haberzettl, von 1998 bis 2016 Leiter der Jean-Paul-Grundschule, hat damals erlebt, wie bereits der Nachmittagsbus gestrichen wurde. „Und zwar, als die Mittagsbetreuung an der Schule aufgebaut wurde“, erinnert er sich. Weil viele Kinder nach dem Unterricht weiter betreut wurden, sei der Bus abbestellt und die verbliebenen Kinder mit Taxis nach Hause gebracht worden. Dieses Vorgehen wird auch heute noch praktiziert. „Am Morgen gab es aber schon immer einen Bus zur Schule“, betont Haberzettl.

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