Coburg Stich ins Herz

Die Coburger Handballer verlieren zu Hause gegen Nordhorn-Lingen mit 26:29. Nach einer starken ersten Halbzeit fehlt es dem HSC in Hälfte zwei an Ideen - und Selbstvertrauen.

 
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Coburg - Die ersten drei Gegner des HSC 2000 in der noch jungen Erstliga-Saison waren nicht unbedingt solche, die in den Kampf um den Ligaverbleib verwickelt sein dürften. Der traditionsreiche TBV Lemgo-Lippe, das ambitionierte Team aus Leipzig sowie die Handballer aus Hannover, in der abgebrochenen Saison 2019/20 immerhin Vierter der Tabelle, haben unter normalen Umständen wohl nichts mit dem Abstieg zu tun.

HSC 2000 Coburg - HSG Nordhorn-Lingen 26:29 (14:11)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum, Fabian Apfel - Max Preller, Pouya Norouzi Nezhad (4), Felix Sproß (2), Drasko Nenadic (4), Florian Billek (4/2), Pontus Zetterman (2), Tobias Varvne (4), Paul Schikora, Justin Kurch (3), Stepan Zeman (2), Andreas Schröder (1), Christoph Neuhold.

HSG Nordhorn-Lingen: Bart Ravensbergen, Björn Buhrmester - Toon Leenders, Robert Weber (11/2), Pavel Mickal, Patrick Miedema (1), Markus Stegefelt, Alexander Terwolbeck (3), Luca de Boer (1), Levin Zare, Sander Visser, Anton Prakapenia, Lasse Seidel, Julian Possehl (4), Georg Pöhle (4), Dominik Kalafut (5).

Schiedsrichter: Jannik Otto, Raphael Piper. - Zuschauer: 1000.

Zeitstrafen: 4 (Norouzi Nezhad, Zetterman, Kurch, Zeman)/5 (Mickal, Miedema, Possehl, Pöhle, Kalafut).

Spielfilm: 2:0, 3:1, 5:1, 7:1, 7:3, 7:5, 8:6, 9:7, 10:8, 11:9, 12:10, 14:11 (Halbzeit), 14:12, 14:14, 15:15, 16:16, 16:18, 16:19, 17:20, 18:21, 19:21, 21:21, 22:21, 23:23, 24:24, 24:26, 25:27, 26:28, 26:29 (Ende).

Anders sieht es bei der HSG Nordhorn-Lingen aus, der vierte Gegner der Coburger. Die HSG war vor dem vorzeitigen Ende der Spielzeit abgeschlagenes Tabellenschlusslicht und entkam dem eigentlich sicheren Abstieg nur aufgrund des Saisonabbruchs. Wenn der HSC also ein Wörtchen mitreden will im Abstiegskampf, dann war ein Sieg am Sonntagnachmittag auf der Lauterer Höhe Pflicht. Doch daraus wurde nichts. Einer starken ersten Halbzeit des HSC folgte ein schwacher zweiter Durchgang. "Wir haben gut angefangen, uns im weiteren Spielverlauf aber immer mehr verloren, Fehler gemacht und einige Bälle verworfen", sagte Coburgs Trainer Alois Mráz bei der Pressekonferenz. 26:29 hieß es am Ende gegen den direkten Konkurrenten.

Florian Billek und Felix Sproß auf den Außenpositionen, Pontus Zetterman und Pouya Norouzi Nezhad im Rückraum sowie Andreas Schröder und Stepan Zeman im Mittelblock begannen. Konstantin Poltrum, in Hannover noch stärkster Coburger, stand im Tor. Die 1000 Fans in der HUK-Arena waren von Beginn an da, machten mächtig Betrieb und freuten sich über die erste Führung durch Billek per Siebenmeter. Während die HSC-Profis hellwach waren, ging bei den Gästen in den Anfangsminuten nahezu alles schief: Verworfener Siebenmeter, Fehlabspiel an den Kreis, technischer Fehler. Norouzi Nezhad lief heiß, traf in den ersten sieben Minuten dreimal und bescherte dem HSC eine deutliche 5:1-Führung. Nordhorns Coach Daniel Kubes reagierte sofort mit einer Auszeit, um seine Mannen aus dem Tiefschlaf zu reißen.

Starker Innenblock

Doch es klappte nicht, die Gäste ließen dem HSC in der Offensive Lücken, agierten im eigenen Angriff viel zu einfallslos. Den Rest erledigte der starke Coburger Innenblock mit Schröder/Zeman sowie ein reaktionsschneller Poltrum im Tor. Erst nach 12:06 Minuten kam die HSG zu ihrem zweiten Treffer. Zetterman nutzte in der Offensive wieder eine der Optionen, die Nordhorn dem HSC gewährte, und traf zum 8:2 (17. Minute). Danach packten die Schützlinge von Daniel Kubes in der Abwehr beherzter zu, machten es den Hausherren schwerer. In der 20. Minute kamen die Gäste durch ihre Waffe auf Rechtsaußen, Robert Weber, zum ersten Gegenstoßtreffer. War der HSC im Angriff, bekam meist Kreisläufer Zeman die Körperlichkeit der Nordhorner zu spüren, Dominik Kalafut musste für zwei Strafminuten auf die Bank. In der Offensive mühten sich die Niedersachsen, scheiterten immer wieder an Poltrum, der in Hälfte eins auf knapp 39 Prozent gehaltener Bälle kam.

Beim Stand von 10:7 streckte Georg Pöhle Coburgs Kapitän Schröder mit einem Schlag ins Gesicht nieder, musste für zwei Minuten vom Feld, die Hausherren nutzten die Überzahl mit einem sehenswerten Nenadic-Zuspiel an den Kreis, Kurch traf zum 11:7 (25.). Kreisläufer-Kollege Zeman schloss einen starken HSC-Spielzug kurz vor der Pause zum 13:11 ab. Kuriose Randnotiz der ersten Hälfte: Erst ließ sich bei einer Spielunterbrechung die Zwei-Minuten-Strafe für Justin Kurch am Zeitnehmertisch nicht eingeben, anschließend konnte die Uhr nicht angehalten werden. Erst als der Hausmeister das Problem am Tisch gelöst hatte, ging es weiter.

HSG legt deutlich zu

Rechtsaußen Weber agierte zu Beginn der zweiten Hälfte im Rückraum der Gäste, traf selbst und setzte seine Mitspieler gut in Szene, sollte es am Ende auf elf Treffer bringen. Nordhorn wechselte Bart Ravensbergen als neuen Keeper ein, der gleich mehrfach HSC-Würfe parierte. Als die Gäste bis auf ein Tor dran waren, übernahm Norouzi Nezhad Verantwortung und traf zum 16:14 (34.).

Das Kubes-Team war nun wesentlich konzentrierter, trat im Vergleich zum Beginn der ersten Halbzeit völlig verändert auf. Kalafut sorgte vom Kreis für den 16:16-Ausgleich, was HSC-Trainer Alois Mráz zur Auszeit veranlasste. Die Drei-Tore-Führung zur Pause war innerhalb von nur fünf Minuten dahin. Die fehlende Konstanz im Coburger Spiel, auch ein Problem der vergangenen Partien, machte Nordhorn-Lingen wieder stark. Nach 37:48 Minuten leuchtete die erste Gäste-Führung von der Anzeigetafel, die Weber direkt ausbaute (17:19, 39.). Kurch vergab im Anschluss mutterseelenallein am Kreis, auf der Gegenseite beschäftigte 116-Kilogramm-Brocken Kalafut den HSC-Mittelblock.

Nach 44 Minuten kam Jan Kulhanek erstmals in die Partie, war aber bei einem Treffer von Rechtsaußen Weber chancenlos. Coburg kämpfte, doch im eigenen Angriff fehlten die zündenden Ideen. Billek setzte Zeman am Kreis schön in Szene, der schloss zum 20:21 ab (45.), Nenadic sorgte für den Ausgleich. Zwei Kulhanek-Paraden und ein Varvne-Treffer brachten dem HSC wieder die Führung (22:21, 48.). Die Schlussminuten wurden zum Krimi, kein Team konnte sich entscheidend absetzen. Sechs Minuten vor dem Ende kamen die Gäste durch Alexander Terwolbeck zur Zwei-Tore-Führung und verteidigten diese mit großem Körpereinsatz. Coburg tat sich schwer, fand kaum noch Lücken.

Weber macht alles klar

Es blieb hochspannend, Mráz nahm bei 58:52 Minuten eine Auszeit, sein Team lag mit 26:28 zurück. Für Coburg konnte es nur noch um einen Punkt gehen, die HSG legte alles rein, um den ersten Saisonsieg zu verteidigen. Ein Missverständnis im HSC-Angriff zwischen Billek und Sproß nutzte Weber für die Entscheidung. "Wir haben in der zweiten Halbzeit das Selbstvertrauen verloren und nicht gut zusammengespielt", sagte Pontus Zetterman nach der Partie. Wie ist das zu erklären nach einer starken ersten Hälfte? "Keine Ahnung", suchte der Schwede nach einer Antwort, "das darf nicht sein."

Von den Rängen kamen nach der Schlusssirene keine Pfiffe, doch die Mehrheit der 1000 Zuschauer verließ unmittelbar nach Spielende die Arena, wartete nicht auf die Ehrenrunde der Profis. Der HSC 2000 steht nach vier Niederlagen in vier Spielen noch immer ohne Punkt da und wird am nächsten Spieltag erneut versuchen, die ersten Zähler aufs Konto zu bringen. Gegner am kommenden Sonntag: kein Geringerer als die SG Flensburg-Handewitt. "Wir müssen nach vorne schauen", sagte Zetterman.

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