„Schuld lässt sich nicht vererben. Coburg ist keine Täterstadt mehr!“ Ein nachdrückliches Statement aus berufenem Munde, das leicht von jenen missverstanden werden könnte, die Coburgs NS-Vergangenheit noch immer beschweigen, ignorieren, verdrängen möchten. Doch solcher Schlussstrich-Mentalität will Gert Melville keineswegs Vorschub leisten, ganz im Gegenteil: Der Historiker weiß um die Bedeutung der Erinnerungsarbeit und warnt vor einer „Kultur des Vergessens“. Doch plädiert er fast 80 Jahre nach dem Ende der Tyrannei für eine Erinnerungskultur, die nicht aus Schuld und Sühne erwächst, sondern aus Verantwortung, Menschlichkeit und Mitgefühl.