Coburg Vergifteter Habicht gefunden

Cordelia Hiller
Bereits im Februar hatte ein Wanderer am Bausenberg den toten Habicht gefunden und den LBV Coburg zu Hilfe gerufen. Foto: Tunka Zdenek/LBV-Archiv/Archiv

Bereits im Februar wurde am Bausenberg in Coburg ein verendeter Greifvogel entdeckt. Nun ist die Todesursache klar.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Am Bausenberg in Coburg ist ein vergifteter Habicht gefunden worden. Der Täter hat dabei das für Kinder und Hunde besonders gefährliche Mittel Bendiocarb verwendet. „Zur eigenen Sicherheit rufen wir zu erhöhter Vorsicht bei Spaziergängern und Hundehaltern in der Gegend auf“, sagt Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter für Naturschutz. Da die Tötung geschützter Vogelarten eine Straftat darstellt, haben die Naturschützer Strafanzeige gestellt. Mit dem Projekt „Tatort Natur“ setzen sich der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und die Gregor-Louisoder-Umweltstiftung gegen Naturschutzkriminalität ein.

Bereits im Februar hatte ein Wanderer am Bausenberg den toten Habicht gefunden und den LBV Coburg zu Hilfe gerufen. Um die Todesursache zu klären, wurde der Vogel in die Tierklinik Wicklein nach Lautertal gebracht. Nach ihrer Einschätzung war das Skelett des Vogels einwandfrei, es wies keinerlei Knochenbrüche oder ähnliches auf. „Den Mitarbeitern in der Klinik ist aber ein merkwürdiger chemischer Geruch am Habicht aufgefallen, der nicht zur Verwesung passte“, berichtet Julian Hauschild, ehrenamtlicher Beauftragter des LBV Coburg für Naturschutzkriminalität. „Deswegen haben wir den Greifvogel zum Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach Erlangen geschickt und anschließend eine toxikologische Untersuchung in Auftrag gegeben.“

Im August nun endlich das Ergebnis: Der streng geschützte Wildvogel wurde tatsächlich vergiftet. Bei der toxikologischen Untersuchung des Habichts konnte eindeutig das Pflanzenschutzmittel Bendiocarb nachgewiesen werden. „Bei dem Wirkstoff handelt es sich um ein Insektizid aus der Gruppe der Carbamate. Dieses darf lediglich in Gebäuden oder Fahrzeugen gegen Ameisen eingesetzt werden. Darüber hinaus ist die Verwendung des Gifts illegal, derzeit ist kein Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff in der EU zugelassen“, erklärt Andreas von Lindeiner. Der LBV und die Gregor-Louisoder-Umweltstiftung appellieren an alle Bürger, Kinder keine herumliegenden toten Tiere oder anderes Verdächtige anfassen zu lassen und Hunde an die Leine zu nehmen. „In den vergangenen Jahren wurden bei derartigen Fällen immer wieder Gifte eingesetzt, die zum Teil bereits bei Hautkontakt wirken und selbst in geringen Dosen zu Krämpfen führen. Sowohl der Schutz der Öffentlichkeit als auch die Aufklärung der Vergiftungsfälle sind uns ein zentrales Anliegen“, sagt Claus Obermeier, Vorstand der Umweltstiftung.

Schwierige Aufklärung

In der Nähe des Bausenbergs fürchtet die LBV-Kreisgruppe derweil weitere Vergiftungsfälle. „Die Dörfleser Weißstörche wurden 2021 mit dem verbotenen Gift Promecarb getötet. Auch heuer fehlte am Ende der Brutsaison ein Storch aus unerklärlichen Gründen. Nun haben wir natürlich Sorge, dass auch er vergiftet worden sein könnte“, berichtet Frank Reißenweber, Vorsitzender des LBV Coburg.

Die Aufklärung solcher illegalen Wildtiertötungen ist schwierig, deshalb hoffen der LBV und die Stiftung auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Spaziergänger, die in der betroffenen Gegend einen toten Wildvogel oder Köder finden, sollten dies der Polizei melden“, erklärt Andreas von Lindeiner.

Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern müsse. Die Naturschützer starteten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen“. In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen. Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt sollen auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter und Ansprechpartner sind die Biologen Franziska Baur (Gregor-Louisoder-Umweltstiftung) und Andreas von Lindeiner (LBV). Fälle illegaler Verfolgung von Vögeln dokumentiert der LBV seit diesem Jahr im Auftrag des bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU).

Bilder