Coburg - Überall in Deutschland strömen die Menschen an den Weihnachtsfeiertagen 1945 in die Kirchen, die so voll sind wie lange nicht mehr. Auch in Coburg ist das nicht anders. Die abendliche Ausgehzeit am Heiligabend, einem Montag, ist in Stadt und Landkreis eigens bis drei Uhr morgens am 25. Dezember verlängert worden, um den Menschen den Besuch der Gottesdienste in der Christnacht zu ermöglichen. Nach den "Orgien des Todes", wie es Oberbürgermeister Ludwig Meyer in seiner Weihnachtsbotschaft an die Coburger Bevölkerung formuliert, ist es die erste Friedensweihnacht nach sechs Jahren Krieg. Bereits am Tag vor Heiligabend hat die evangelische Gemeindejugend in der Morizkirche ein Krippenspiel aufgeführt: "Das heilig Licht leucht' uns herfür". Nach all den dunklen Jahren, nach den Millionen "Opfern des Schlachtfeldes, der Bombenangriffe, der Konzentrationslager und einer wild gewordenen Verbrecherjustiz" (Meyer) sehnen sich die Menschen nach Trost und neuer Zuversicht.