Die Besucher werden traditionell mit einem guten Essen empfangen. Die Menüfolge ist übrigens schon Tradition und hat sich in zwölf Jahren nicht verändert: Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen. Dazu Salate und später leckere Nachspeisen. Glücklicherweise haben sich immer wieder Köche gefunden, die bereit waren, am Heiligabend für fünf oder sechs Dutzend Leute zu brutzeln. Im Moment versorgt Marion Brödenfeld von der Coburger Kloßküche die Gäste. Und: "In diesem Jahr bereitet erstmals ein Frauen-Helferkreis für uns die Salate vor und zaubert einige Nachspeisen", freut sich Hildegard Mogalle.
Apropos Helfer. Ohne die "guten Geister" im Hintergrund gäbe es den Heiligen Abend für Alleinstehende im Haus Contakt wahrscheinlich nicht. Auch wenn Hildegard Mogalles Mann Rudolf Dengel aus heißem Kloßteig leidenschaftlich gern "Rutscher" formt und zwei ihrer drei Töchter bei den Vorbereitungen mit anpacken - allein als "Familienunternehmen" könnten die Mogalles einen solchen Abend niemals stemmen. 13 Personen engagieren sich heuer, damit der Heiligabend gelingt.
Auch hier kommt ein bunter Kreis zusammen: die Hochschuldozentin und der Handwerker, die Studentin und die Hausfrau. "Bis alles wieder picobello ist, kann es bis nachts um halb Zwölf dauern", erzählt Hildegard Mogalle. Die Helfer empfänden es aber nicht als Last, alles herzurichten und anschließend wieder sauber zu machen, sondern als Bereicherung. "Schließlich feiern wir alle gemeinsam das Christfest", betont die Organisatorin.
Da Schenken nun mal zu Weihnachten gehört, erhält übrigens jeder Gast ein kleines Präsent. "Das kann ein Päckchen Kaffee sein oder ein Schal, ein paar Socken oder eine Salami", schmunzelt Hildegard Mogalle und fügt hinzu: "Hauptsache, es ist ein praktisches Geschenk". Finanziert werden die Kleinigkeiten über einen Glühweinverkauf, den der Helferkeis regelmäßig am Ewigkeitssonntag organisiert. Ferner sorgen Spenden der Sparkasse, der Hofapotheke und von Privatleuten dafür, dass der Abend nicht die Finanzen der Moriz-Gemeinde oder der Diakonie belastet. Und wenn etwas übrig bleibt, dann fließt das Geld in die Mittagstafel, die die Diakonie in ihrem Stadtbüro in der Metzgergasse an jedem Samstag anbietet: eine Suppe für einen Euro für diejenigen, die sich keine warme Mahlzeit leisten können.
Am 24. Dezember verdrückt der eine oder andere im Haus Contakt schon mal ein Tränchen, wenn Gerry O' Conell Weihnachtslieder anstimmt. Aber meist herrscht fröhliche Stimmung, und die Menschen kommen sich näher. "Unter unseren Gästen hat sich sogar ein Paar zusammengefunden, und es sind viele Freundschaften entstanden, die über die Weihnachtszeit hinaus reichen", weiß Hildegard Mogalle.
Die amüsanteste Aktion freilich war eine vorgezogene Weihnachtsfeier nur fürs Fernsehen. Von der Aktion "Sternstunden" des Bayerischen Rundfunks hatte das Organisationsteam vor ein paar Jahren einen komplett geschmückten Weihnachtsbaum erhalten. Da der Sender aber an Heiligabend einen kleinen Film von der Weihnachtsfeier für Alleinstehende zeigen wollte, musste schon ein paar Tage vor dem Christfest gedreht werden. "Alle taten so, als wäre Heiligabend und ich musste ganz erstaunt schauen, als der Reporter mit dem Weihnachtsbaum zur Tür herein gekommen ist", lacht die 63-Jährige.
Und wie feiert die Familie Mogalle Weihnachten, wenn am Heiligabend alle auf den Beinen sind? "Bescherung machen wir mittags", sagt Hildegard Mogalle. "Unsere Weihnacht ist das Zusammensein mit den Menschen, die zu Gast sind und später mit den Helfern, wenn alle wieder gegangen sind." Sie könne sich nichts Schöneres vorstellen. "So lange dieses Angebot auf Resonanz stößt, werde ich das weiter machen", kündigt die engagierte Frau an.