Coburg Wohnen mit Zuschuss für fast jedermann

Das erste Gebäude mit geförderten 30 Wohnungen steht bereits und soll im August 2021 bezugsfertig sein. Ein zweites, identisches befindet sich gerade im Rohbau. Foto: Steffi Wolf

Bis zu 428 Euro Förderung zur Kaltmiete gibt's in den 60 Wohnungen auf dem Brockardt-Areal. Doch viele wissen gar nicht, dass sie berechtigt sind.

 
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Coburg - Vier Jahre hat man am Konzept gebastelt, am Samstag nun fiel der offizielle Startschuss für die Bewerbung von 60 Wohnungen, die aktuell an der Milchhofstraße entstehen und die von der Regierung von Oberfranken gefördert werden. "Bis zu 50 Prozent der Menschen hierzulande leben mit einer Einkommensstufe mit Anspruch auf geförderten Wohnraum", betonte Thomas Siebenhaar, Geschäftsführer der Projekt Bauart GmbH aus Forchheim. Sein Unternehmen realisiert auf der ehemaligen Industriebrache Brockardt die "Kalendergärten", das sind zehn Wohngebäude mit insgesamt 167 Wohnungen - 60 dieser zukünftigen Zuhause werden bezuschusst.

Und so geht’s

Das Prozedere der Wohnungsvergabe erläuterte Christoph Reichl von der Regierung von Oberfranken:

Der Investor (Projekt Bauart GmbH) bewirbt die Wohnungen, für die man einen Wohnberechtigungsschein braucht. Der Interessent nimmt Kontakt zum Investor auf (das geht über die Internetseite www.dein-zuhaus.de) und reicht alle notwendigen Angaben zum Haushaltseinkommen ein. Die Stadt Coburg ist für die Einkommensberechnung zuständig und stellt dann den Wohnberechtigungsschein aus. Die endgültige Auswahl, wer die Wohnung erhält, trifft der Investor. Dieser schließt dann auch den Mietvertrag.

Die Höhe des Mietzuschusses an die Bewohner orientiert sich an deren Bruttohaushaltseinkommen. Das Programm richtet sich daher auch an Facharbeiter, Angestellte und sogar Beamte - der Zuschuss zur Kaltmiete kann monatlich bis zu 428 Euro betragen. "Viele können sich gar nicht vorstellen, dass sie Anspruch auf solch eine Wohnung haben", verdeutlichte Christoph Reichl von der Regierung von Oberfranken, der aus Bayreuth gekommen war. "Eigentlich tun wir das bei solchen Terminen nicht", bekannte er. Doch die Coburger Wohnungen gelten als Leuchtturmprojekt und sollen mithelfen, eine Antwort auf die Frage zu finden, wer eigentlich ganz konkret bezahlbaren Wohnraum benötigt. "Jeder weiß, wie viele Menschen mit niedriger Einkommensstufe auf Wohnen warten, aber wer in den weiteren Stufen Bedarf hat, darüber konnte mir bisher keine einzige Stadt konkret Auskunft geben", erzählte Thomas Siebenhaar.

In Coburg werden entlang der Bahnschiene 25 Zweizimmer, 20 Dreizimmer und 15 Vierzimmer-Wohnungen entstehen - allesamt barrierefrei, mit Fußbodenheizung, Balkonen und bodentiefen Fenstern. Fertigstellung soll Mitte und Ende 2021 sein. Anfragen von Mieterinteressenten gebe es bereits, betonte Siebenhaar, doch viele würden überhaupt nicht in Erwägung ziehen, dass sie für geförderten Wohnraum in Frage kommen. "In München wissen das die Leute, in Coburg muss sich das noch rumsprechen", so Christoph Reichl.

Um die Informationen möglichst breit zu streuen, hat Projekt Bauart die Seite www.dein-zuhaus.de eingerichtet. Hier können Einkommenstufen errechnet werden. Die Prüfung der Berechtigung übernimmt die Stadt Coburg (siehe Infokasten ).

Deren Oberbürgermeister erinnerte an ein Zitat seines Vorgängers Norbert Tessmer, der das Brockardt-Areal als "Band der Brachen und Ruinen" bezeichnet hatte. "Ich freue mich, dass hier nun wirklich bezahlbarer Wohnraum verwirklicht wird", betonte Dominik Sauerteig.

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