„Coburg zeigt Gesicht“ Lautstarker Protest gegen die Bundespolitik

Etwa 200 Menschen marschieren durch die Innenstadt. Zaungast Anton Hofreiter bekommt das mit, will zunächst aber nichts dazu sagen.

 
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Ob es die Pikiertheit über den journalistischen Überfall, die Unruhe in der Stadt oder eine Mischung aus beidem ist? Die stoisch unbewegte Miene von Anton Hofreiter lässt fast nur einen Schluss zu: Es nervt. Wir schreiben Montagabend, kurz nach 18 Uhr. Hofreiter, einer der bekanntesten Grünenpolitiker und im Bundestag Vorsitzender des Ausschusses für die europäischen Union, bereitet sich im Welt-Basar im Steinweg mit Parteifreunden, darunter sein Coburger Kollege Johannes Wagner, auf die Diskussion in St. Augustin vor. Derweil ziehen vor der Tür rund 200 Demonstranten im Steinweg vorbei. Sehr lautstark einige, recht krass ein paar wenige, die gegen gegen „die Todesspritze“ in Deutschland wettern.

Die anderen sind eher so gegen allerlei. Als da wäre, ohne Garantie der Vollständigkeit: Inflation, explodierende Wohnnebenkosten, Benzinpreise. „Jetzt geht es um unsere Existenz“, ist auf Plakaten zu lesen. Und: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerstandslos hinnehmen“. Oder auch: „Milliarden für den Krieg, aber kein Geld für Familien, Rentner und Kinder“.

Das dürfen sie ruhig sagen, wo und wann auch immer. Nur nachhaken sollte man nicht, denn mit der Presse reden möchte vor Ort niemand. Nichteinmal der Leiter der Veranstaltung, die im Gegensatz zu vielen Montagsdemos während der emotionalen Hochphase der Corona-Pandemie ordnungsgemäß angemeldet ist. „Ein Interview?“ Will der Herr so gerade noch mittleren Alters genauso wenig wie seinen Namen verraten. Was wir von ihm doch gerne gewusst hätten: Wie hält es „Coburg zeigt Gesicht“, so nennt sich der Veranstalter, beispielsweise mit der AfD? Beispielsweise. Und rechten Tendenzen in Sonneberg. Denn in den Thüringer Nachbarkreis besteht ein sehr enger Bezug.

„Absolut friedlich“

Rund 200 Menschen beteiligten sich an der Demo durch die Innenstadt, den Hahnweg und zurück durch die Rosenauer Straße. Laut Stephan Kaiser, dem Einsatzleiter der Polizei Coburg, verlief sie bis 18.45 Uhr „absolut friedlich“. Alle Auflagen wurden erfüllt.

Ob Anton Hofreiter Sorge vor dem Winter hat, in dem nicht wenige eine Zunahme sozialer Spannungen im ganzen Land befürchten? Wir wollten da nicht weiter stören. Aber der Spitzenpolitiker der Grünen ließ kurz durchblicken, dass es von ihm darauf Antworten in St. Augustin geben werde.

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