Coburger Convent Die Überraschung kommt zum Schluss

Mit dem Fackelzug durch Coburg und der Feierstunde auf dem Marktplatz ist der 153. Pfingstkongress des Coburger Convents Montagnacht zu Ende gegangen. Am Rathaus gibt es eine besondere Inszenierung.

 
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Lichtdurchfluteter Nebel steigt am Coburger Rathaus auf, eine Hubbühne mit dem Redner, Alexander Kliesch, schiebt sich vor der Fassade des historischen Gebäudes in die Höhe und stoppt über dem Balkon, das Transparent „153. Pfingstkongress Coburger Convent 2022“ rollt sich aus: So sieht die Antwort des Coburger Convents (CC) auf die Entscheidung von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) aus, den Rathausbalkon erstmals nicht für die Abschlussrede zur Feierstunde nach dem Fackelzug zur Verfügung zu stellen. Staunen in den Zuschauerreihen und Beifall belegen: Die Überraschung ist Hans-Georg Schollmeyer zum offiziellen Abschluss des Pfingstkongresses am Montag kurz vor Mitternacht gelungen. Schollmeyer ist seit 50 Jahren Cheforganisator seines Verbandes für das jährliche Treffen in der Vestestadt.

Fackelzug

Zuvor waren Mitglieder von rund 45 Landsmannschaften und Turnerschaften mit Fackeln vom Ketschenanger durch die Innenstadt zum Marktplatz gezogen. Der Zug wurde von Protesten begleitet. Stefan Probst, Pressesprecher der Polizeiinspektion Coburg, bezifferte die Zahl der Demonstranten, die überwiegend dem linken politischen Spektrum zugeordnet wurden, auf etwa 200.

Den umstrittenen Fackelzug des Coburger Convents sicherten Beamte der Coburger Polizei, der umliegenden Dienststellen, der Einsatzzüge der oberfränkischen Polizei sowie Einheiten der Bereitschaftspolizei aus Würzburg und Nürnberg. Die Zahl der Polizistinnen und Polizisten, die Pfingstmontagnacht in Coburg waren, nannte Stefan Probst aus einsatztechnischen Gründen nicht; er sprach aber von einem Großaufgebot an Einsatzkräften.

Während des Fackelzugs skandierten Gegner des CC Parolen wie „Nazi-Schweine“, „nie wieder Faschismus“ oder „Burschis raus“. Am Gräfsblock lief, wie schon in den Vorjahren, ein Video von Bücherverbrennungen während der Nazi-Zeit, an denen Verbindungsstudenten beteiligt waren. Eine Sprecherin rief den vorbeiziehenden Fackelträgern immer wieder zu, die Demonstranten seien in Coburg, um an Verbrechen von Studentenverbindungen während der NS-Diktatur zu erinnern.

Zugangswege abgeriegelt

In der Spitalgasse wurden die Protestierer am Erreichen des Marktplatzes gehindert. Auch alle anderen Zugangswege wurden von Polizistinnen und Polizisten abgeriegelt. So wurde ein direktes Aufeinandertreffen von Convent-Teilnehmern und Gegendemonstranten verhindert. Allerdings wurden 79 Platzverweise rund um den Marktplatz ausgesprochen.

Die Bilanz der Coburger Polizei zum Ende des CC-Pfingstkongresses fällt durchwachsen aus. Die Anzahl von Straftaten, die sich gegen Convent-Teilnehmer richteten, sei im Vergleich zum Kongress 2019 gestiegen. Die Zahl der angemeldeten Gegendemonstrationen in der Innenstadt sei hingegen auf gleichem Niveau geblieben, teilte Polizeisprecher Stefan Probst mit.

Die erste angemeldete Gegendemonstration verzeichnete die Polizei am Freitag nach dem Einzug der Präsidierenden sowie vier weitere Versammlungen am Montagabend als Parallelveranstaltungen zum Fackelzug. „Durch das konsequente Einschreiten der Coburger Polizei, den Kräften der benachbarten Coburger Polizeidienststellen und der Bayerischen Bereitschaftspolizei konnten grobe Störungen verhindert werden“, so Probst.

Strafanzeigen

Insgesamt neun Strafanzeigen wegen Mützendiebstahls verzeichnete die Polizei seit vergangenem Freitag im Coburger Stadtgebiet. In acht Fällen ermitteln die Beamten wegen Diebstahls, „in einem Fall sogar wegen Raubes“, erläuterte der Pressesprecher. Drei Convent-Teilnehmer seien während des Wochenendes in der Coburger Innenstadt von CC-Gegnern körperlich attackiert und leicht verletzt worden. In drei Fällen hätten bereits Tatverdächtige ermittelt werden können. „In allen Fällen bittet die Coburger Polizei um sachdienliche Zeugenhinweise zu den Vorfällen“, so Stefan Probst. Diese werden unter der Telefonnummer 09561/645-0 entgegengenommen.

Bei einem Übergriff in der Nacht zum Dienstag attackierte ein Convent-Teilnehmer eine 21-Jährige, ein anderer bedrängte einen Medienvertreter, heißt es abschließend im Polizeibericht.

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