Coburger Freibad Abschied vom Wahrzeichen

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Seit Mitte September hat das Freibad in Coburg geschlossen, nun wird der 50 Jahre alte Sprungturm abgebaut. Er war wegen Rissen im Beton seit Monaten gesperrt.

 
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Sprungtürme sind Rampen auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Für das Coburger Freibad Aquaria war der „Zehnmeter“ geradezu ein Wahrzeichen. Generationen von Jugendlichen wagten den kleinen Schritt in die kurze Schwerelosigkeit, der oft einen viel größeren im Arschbomben-Ranking bedeutet. Je heftiger der Aufschlag, desto größer der Applaus am Beckenrand.

Und jetzt ist der Zehnmeterturm Geschichte. Seit diesem Freitag wird das rund 50 Jahre alte Betonbauwerk mit einem Spezialkran von einer Fachfirma Stück für Stück abgebaut. Zunächst schweben die Plattformen an Ketten zu Boden, in den kommenden zwei Wochen wird der Turm abgetragen.

Seit dem Frühling war der Sprungturm gesperrt, laut einem Gutachten der Landesgewerbeanstalt ist er wegen eingeschränkter Standsicherheit nicht mehr nutzbar und kann auch nicht saniert werden. Konkret geht es um tieferliegende Risse in den Stützen und Plattformen. Hinzu kommt, dass nach den aktuellen Richtlinien für den Bäderbau ein Sprungbecken für einen Zehnmeterturm heutzutage 24,85 Meter lang sein muss. Das Becken im Aquaria misst jedoch lediglich 18,6 Meter und eignet sich demnach nur für niedrigere Sprungtürme.

So ist für das neue Jahr laut Betriebsleiter Jörn Kirchner der Kauf eines neuen Sprungturms geplant und muss nur noch vom Aufsichtsrat frei gegeben werden. „Der neue Turm wird aus Edelstahl und nicht mehr aus Beton sein“, sagt Kirchner. Drei oder fünf Meter hoch soll er sein, die Entscheidung für die Höhe soll dann getroffen werden, wenn der alte Turm vollständig abgetragen und klar ist, in welchem Zustand sich das Betonfundament befindet. „Der neue Turm soll für die nächste Freibadsaison da sein, alles ander würde keinen Sinn machen“, so Kirchner der darauf hinweist, dass das Edelstahlgerät ein Fertigteil sei, dass vor Ort nur noch verankert werden müsse und daher in kurzer Zeit installiert werden kann.

Der alte Sprungturm im Coburger Freibad hatte noch vor 20 Jahren eine andere Bedeutung als heute, hat der Betriebsleiter beobachtet. Damals scharten sich demnach 20, 30 Leute auf den Plattformen und am Beckenrand, besonders kühne Springer wurden mit lautem Applaus bedacht. „Wir hatten 2013 die Arschbombenweltmeisterschaft hier bei uns, da hatten wir Arschbombencracks, die in Coburg vorher fleißig trainiert haben“, erinnert er sich. Doch so groß wie damals sei der Andrang am Zehnmeterturm schon lange nicht mehr. Wegen Corona waren Sieben- und Zehnmeterturm für zwei Jahre gesperrt, wodurch das Interesse weiter nachgelassen habe. „Ein Sprungturm gehört zum Freibad dazu, aber wir können mit einem Dreier auch jede Menge Leute bedienen“, sagt Kirchner. Um eine hohe Frequenz zu ermöglichen denkt er darüber nach, möglicherweise statt einem Fünfmeter- zwei Dreimetertürme anzuschaffen.

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