Coburger Gaudiwurm Graffiti-Künstler gestaltet Ukraine-Wagen

Sprayer Alex bei der Arbeit: Bis zum Gaudiwurm soll sein ausgefallener Mottowagen fertig sein. Foto: Schäfer/Lukas Schäfer

Sprayer Alex steckt Mitten in den Vorbereitungen für den Gaudiwurm. Aktuell kümmert er sich um die Gestaltung des Wagens der Ukrainischen Gemeinde. Wie er die Schwierigkeit meistern möchte, das sensible Thema Ukrainekonflikt mit einer Faschingsveranstaltung zu verbinden, hat er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt - und gezeigt. 

 
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Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das gilt selbst für die heitere bunte Faschingszeit. Auch Sprayer Alex Reuther steckt wenige Tage vor dem Beginn der närrischen Woche in den Vorbereitungen für den Gaudiwurm am 19. Februar. Doch in seiner Werkstatt lässt sich der Coburger Graffitikünstler keine Anzeichen von Stress anmerken. Dabei muss er sich in den verbleibenden Tagen noch mit so manchen unliebsamen Schwierigkeiten auseinandersetzen. „Grade heute wurde bei einer der Zugmaschinen ein Getriebeschaden festgestellt“, so Alex. „Mir bleibt noch ein Tag als Puffer. Trotzdem heißt es ruhig bleiben und improvisieren.“

Gemeinsam mit seinem Team aus freiwilligen Helfern kümmert sich das Multitalent um die Gestaltung der insgesamt 14 Paradewagen. An diesem Vormittag hat er sich ein sonniges Plätzchen auf seinem Hof ausgesucht, um die bisherigen Arbeitsfortschritte an seinem diesjährigen Herzensprojekt zu begutachten: Dem Festwagen für den Verein „Freunde der Ukraine in Coburg“. In seinen Händen wendet der Baumeister einen Pezzi-Gymnastikball, der später mal als Kopf für eine Spielfigur am Wagen dienen soll. „Das Sessions-Motto lautet ,Zurück auf Start’. Daher will ich versuchen, das Motto auch spielerisch mit verschiedenen Spielfiguren umzusetzen.“

Wie sensibel das Thema Ukrainekonflikt ist, zeigte sich auch in den Vorbereitungen. „Man darf nicht vergessen, dass Ukrainer keinen Fasching kennen. Deswegen mussten wir zunächst erklären, welche Bedeutung der Gaudiwurm hat und was wir in den kommenden Tagen eigentlich genau feiern“, schildert der Künstler. Auch die Google-Übersetzung lief nicht ganz reibungslos. Besonders in Verbindung mit dem Sessions-Motto hätte das engagierte Vorhaben auch schnell negative Gefühle provozieren können. „Zurück zum Kriegsanfang will nämlich keiner. Doch letztendlich stimmte die Ukrainische Gemeinde der politischen Botschaft zu.“ Mehr Gestaltungsdetails sollen aber im Vorfeld noch nicht verraten werden. „Sonst wäre doch die ganze Überraschung schon verdorben. Das muss noch bis zum Umzug spannend bleiben“, lacht Sprayer Alex.

Neben der Gestaltung der Anhänger muss sich das Organisationsteam noch um ein ganz anderes Problem kümmern. So gibt es nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause nicht mehr genügend Helfer, um alle notwendigen Arbeiten zu übernehmen. Daher hat sich Alex hilfesuchend an das THW und die lokalen Feuerwehren gewandt: „Man darf nicht vergessen, dass die Parade eben auch mit Kosten verbunden ist. Allein das Wurfmaterial kostet rund 600 Euro. Daher wäre es im Sinne aller Vestestädter, wenn sich zukünftig wieder mehr Ehrenamtliche an der Planung und Durchführung beteiligen würden und sich vielleicht auch mehr Vereine anschließen“, rechnet der Fachmann vor. Denn der Fasching lebe nicht nur vom Miteinander, sondern auch vom Engagement und der Einsatzbereitschaft. „Halb leere Anhänger sind im Umzug kein lustiger Anblick.“

Doch bislang ist Alex Reuther optimistisch gestimmt. Schließlich ist er ja nicht zum ersten Mal für das Design verantwortlich und hat sich inzwischen eine gewisse Routine angeeignet. Und das zahlt sich auch heute wieder aus. Kurz vor der Mittagsstunde erhält der Coburger Künstler einen erlösenden Anruf. Ein Ersatzfahrzeug für die defekte Zugmaschine steht bereit. „Manches Problem löst sich auch ganz von alleine“, scherzt er erleichtert.

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