Unterhaltung übers Telefon Coburger Ratsch kommt gut an

Andreas Teodoru
Das ehrenamtliche Telefonangebot für leichte Themen und unbeschwertes Palavern. Foto: Stadt Coburg

Wem die Decke auf den Kopf fällt oder wer einfach mal jemanden zum Ratschen braucht, kann sich seit Februar über ein besonderes Angebot freuen. Ehrenamtliche hören zu.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Sechs Anrufer, eine Anruferin: Insgesamt ist das Team um Hildegard Mogalle mit seiner ersten Arbeitswoche zufrieden. Denn das ehrenamtliche Projekt „Coburg Ratsch“ bietet seit dem 1. Februar ein Redeangebot für alle an, denen der tägliche Plausch mit seinen Mitbürgern fehlt. Eine Ergänzung – keine Konkurrenz – zu anderen Seelsorge-Angeboten.

Von Montag bis Sonntag stehen jeweils drei freiwillige, geschulte Helfer bereit, den Anrufern zuzuhören und mit ihnen „einen Plausch im Alltag, vergleichbar mit einem netten Ratsch bei Begegnungen auf dem Markt, im Bus, in der Begegnungsstätte oder im Treppenhaus, zu bieten“, heißt es auf dem Flyer der Stadt. Für eine Stunde ab 17 Uhr von Montag bis Samstag sowie zwei Stunden ab 10 Uhr am Sonntag sind die Leitungen für Ratsch-Willige offen. Dabei liegt der Fokus auf das zu- und hinhören. Es gibt keine Ratschläge, keine professionelle Hilfe, kein Aufzeichnen des Gesprächs, dafür aber garantierte Anonymität und Datenschutz.

Ehrenamtler haben noch Plätze frei

„Natürlich wären mehr Anruferinnen und Anrufer schön gewesen“, sagt Mogalle, „doch ich glaube, wir müssen Geduld haben. Die Aktion muss noch bekannter werden und die Anrufer müssen sich erst einmal trauen.“ Das gesamte Team von 17 ehrenamtlichen Frauen und Männern kommt aus dem Landkreis oder der Stadt und bringt viel Redeerfahrung mit. „Schön wären aber auch noch ein paar jüngere Telefonistinnen und Telefonisten“, beteuert Mogalle, denn das Angebot richte sich unabhängig vom Alter an jeden, der Reden möchte. Drei Plätze für Helfer wären noch frei, doch Aufnahme und Schulung von Bewerbern könnten erst im Herbst erfolgen, sagt Teammitglied Helga Ebert. Je nach zeitlichen Möglichkeiten des Ehrenamtlichen könne man sich eintragen und müsse eine Stunde Zeit für den jeweiligen Tag mitbringen.

Gesprochen wurde in der ersten Woche über Beruf, Haustiere, Computer, Corona und Freizeitangebote in Coburg sowie Stadtgeschichte und Lokalpolitik. Dabei gab es nur zwei Anrufer, mit denen es nicht so gut geklappt hat, berichtet Mogalle: „Wir nehmen an, dass dies keine ernst gemeinten Gesprächssuchende waren.“ Auch Teammitglied Helga Ebert wünscht sich lieber seriöse Anrufe, schließlich bleibe es jedem selbst überlassen, ob er oder sie sich zu erkennen gebe.

Das Konzept von Coburg Ratsch

„Wegen der aktuellen pandemischen Lage fänden Austausch und Einführungstreffen für Teammitglieder zweimal im Monat über Zoom-Konferenzen statt“, erklärt Axel Lindner die Organisation des Projekts: „Terminvergabe, wichtige Dokumente und Mitteilungen werden im Logbuch einer eigens entwickelten Datenbank verteilt. Wir können über einen deutschen Anbieter mit Apps auf dem jeweiligen privaten Smartphone des Ratsch-Teams praktisch ein kleines Callcenter kostengünstig nachbilden.“ Somit könne jedes Teammitglied von zuhause zu den Sprechzeiten angerufen werden. Die technische Ausstattung und Gebühren seien durch einen großzügigen Zuschuss des Rotary Club Gemeinwesen ermöglicht worden. Jeder Mitarbeiter unterschreibe zudem eine Schweigepflichterklärung, wie Hildegard Mogalle versichert. Angelegt ist das Projekt, welches in Kooperation der Stadt Coburg, der Hochschule, der Diakonie und des Projekts „Engagierte Stadt“ entstanden ist, für solange, wie es gebraucht wird. Wem also nach Ratschen ist, kann sich an Telefon 09561/97 69 677 wenden.

Bilder