Coburger Hütte Mit dem Zinnenmann zum Gipfelglück

Bettina Knauth
Begleitet vom bekannten Alpinisten Christoph Hainz (Bildmitte, vor dem Gipfelkreuz) erreichten zwei Drittel der von Radio Eins auf die Coburger Hütte eingeladenen 30 Hörerinnen und Hörer den Hinteren Tajakopf in 2409 Metern Höhe. Mit dabei: Redaktionsleiterin Anja Hampel (links vor Hainz) und Studioleiter Thomas Apfel (rechts). Foto: Bettina Knauth

Zum 30. Geburtstag des Senders Radio Eins ging es für ausgewählte Hörer hoch hinaus. Geführt wurden sie dabei vom Südtiroler Extremkletterer Christoph Hainz.

 
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Er brachte schon Prominente wie den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier auf mehrere Gipfel. Jetzt begleitete Christoph Hainz, bekannt auch als „der Zinnenmann“, 30 Wanderfreudige aus der Region auf die 1920 Meter hoch gelegene Coburger Hütte und den Hinteren Tajakopf. Der bekannte Extremkletterer und Bergführer aus Südtirol gab dabei den Amateuren wertvolle Tipps und stand ihnen nach einem eindrucksvollen Filmvortrag über einige seiner bekanntesten Touren Rede und Antwort. Hainz’ Motto: „Nur der Berg ist mein Boss.“

Auf halbem Weg, zwischen der Ehrwalder Alm und der Coburger Hütte, traf die Gruppe beim Aufstieg an der Seeben-Alm auf den bekannten Alpinisten. Außer den „Reiseleitern“ Thomas Engel und Rolf Schmidt, Vorsitzende der Sektion Coburg des Deutschen Alpenvereins (DAV), waren auch aus dem Radio-Eins-Team Anja Hampel, Thomas Apfel und Julian Übelhack dabei. „Ich habe selten einen Menschen getroffen, der so bodenständig und durch seine kumpelhafte Art mega sympathisch ist“, fasste Apfel später seinen Eindruck über „einen der besten Bergsteiger, Extremkletterer und Wanderführer auf der Welt“ zusammen. Und fügte hinzu: „Wenn man mit ihm in den Bergen unterwegs ist, fühlt man sich immer sicher.“

Das konnten die aus über 500 Bewerbungen von Radio Eins zum 30. Geburtstag des Senders zufällig für die Tour Ausgewählten am nächsten Tag selbst erleben: Schon beim Aufstieg ins Hintere Tajatörl (2249 Meter) gab Hainz Tipps, etwa zum richtigen Stockeinsatz. Beim herausfordernden Aufstieg auf den Hinteren Tajakopf (2409 Meter) wies er der Gruppe den rechten Weg und sorgte mit seiner ruhigen Art dafür, dass sich selbst Teilnehmer die Tour auf den knapp 500 Meter über der Hütte gelegenen Gipfel zutrauten, die noch am Morgen gezweifelt hatten. „Auch mental muss sich jeder so vorbereiten, dass es für die ganze Strecke reicht“, meinte Dana Rolle. Die Sonnebergerin zeigte sich von der Gelenkigkeit und Beweglichkeit des gerade 60 Jahre alt Gewordenen beeindruckt: „Ich glaube, sein Krafttraining ist der Berg!“ „Christoph stand immer an den gefährlichsten Stellen und hat aufgepasst“, registrierte Siegfried Rauch (Wildenheid). „Ich habe schon beim Aufstieg gesehen, wer einen sicheren Tritt hat – und wer nicht“, berichtete Hainz später, als sich die ganze Reisegruppe im Schulungsraum der Hütte versammelt hatte.

Sprachlos verfolgten dort die Amateur-Wanderer auf der Leinwand, wie der Extremkletterer die Eigernordwand, den Ortler oder die Große Zinne erklimmt. 2009 eröffnete der damals 46-Jährige mit dem 16 Jahre jüngeren Schweizer Roger Schäli mit „Magic Mushroom“ am Eiger eine neue Route, im alpinen IX. Grad. Nachdem er den Ortler schon über den bisher nicht begangenen Westgrat bestiegen hatte, bezwang er dessen Nordwand auf einer Eistour, um dann vom Gipfel mit Skiern über eine enge Rinne abzufahren, im Video festgehalten von einem Fernsehteam. Auch seine Free-Solo-Begehung der Großen Zinne auf der Comici-Führe verfolgen die Hüttengäste aus Oberfranken mit angehaltenem Atem. „Das war wie ein Krimi!“, fand Sabine Schneider (Reitsch). Ob er es nicht selber für verrückt halte, wenn er sich so im Film ohne Sicherung in der Wand hängen sieht, wollte Jan Gottschalk (Kronach) wissen. Hainz verneinte, begleitet von einem schelmischen Grinsen: „Ich kenne den Typen ja – und weiß, wie der tickt.“ Vor allem aber vermag der versierte Alpinist den Berg zu lesen. „Ein Wahnsinn! Es ist extrem zu sehen, wie er im Berg hängt“, äußerte Andreas Carl (Weitramsdorf). Ihn faszinierte, wie Hainz „auf Steine klopft, ohne Gewähr, dass die halten“. Nadine Müller (Ahorn) stimmte ihm zu: „Er hängt da nur mit drei Fingern in der Wand, ist aber voll in sich selbst konzentriert.“

73 Erstbegehungen kann Hainz aufweisen. Seit über 20 Jahren oft dabei: Thomas Engel. „Christoph ist jemand, der mich total motiviert, mit ihm auf die Berge zu gehen. Er strahlt eine Sicherheit aus, die direkt auf einen überspringt“, so Engel. Welche Herausforderungen Hainz noch locken, mochte der 60-Jährige nicht verraten.

Ins Grübeln komme er während längerer Wartezeiten schon einmal, räumte der vielseitige Alpinist am Montag ein. Bis auf einen Armbruch habe er sich aber in den rund 40 Jahren, seit er die Gipfel für sich entdeckt hat und vom Kfz-Mechaniker zum Bergführer wurde, nichts gebrochen, berichtete Hainz auf Nachfrage. Ein Umstand, dem Ulrike Umlauft (Ahorn) angesichts seines Alters Hochachtung zollte: „Wenn ich mir überlege, dass sich manche schon mit 50 Jahren nicht mehr bewegen.“

Beim folgenden Hüttenabend gab es dann ein Dankesständchen an Radio Eins und den DAV. Katja Heußel, Musiklehrerin an der Coburger Rudolf-Steiner-Schule, hatte ihn verfasst und mit Kathrin Planner (Coburg) intoniert. „Es stürzte niemand ab, es wurden nur einige schlapp“, heißt es darin selbstironisch. Zurück an der Hütte waren alle Gewinner stolz auf ihre Leistung.

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