Coburger Land Storchenkids auf den ersten Ausflügen

Anflug auf den Horst in Trübenbach. Das wartende Geschwisterchen traut sich noch nicht in die Luft. Foto: Andreas Giese/Andreas Giese

Die Jungstörche in der Region sind auf ihren ersten Rundflügen unterwegs. Am schnellsten war der Nachwuchs aus Kaltenbrunn; sie sind bereits Ende Juni ausgeflogen. Allerdings gelingen die Flugübungen nicht immer – ein Storchenjunges verunglückte in Lahm.

 
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Die Jungstörche des Coburger Landes sind flügge: Wie der Storchenbeauftragte der Kreisgruppe Coburg des Landesbund für Vogelschutz (LBV), Hans Schönecker, in seinem Newsletter mitteilt, sind inzwischen in zehn von 15 Horsten insgesamt 28 Jungstörche ausgeflogen. Am schnellsten war der Storchennachwuchs in Kaltenbrunn – sie sind bereits Ende Juni das erste Mal ausgeflogen. Die vier Jungstörche konnten nach langen Flugübungen im Horst durchstarten, um dann fleißige Runden um ihr Nest zu drehen, wie ein Vorortbeobachter berichtete. Anfang Juli gelang es dem LBV-Storchenbeobachter dann, die vier Kaltenbrunner Storchenkids in den Itzwiesen bei der Nahrungssuche zu fotografieren. „Ihre Schnäbel und Beine werden schon langsam rot“, so der Fachmann.

Ausgeflogen sind auch bereits die Storchenkinder aus Beiersdorf. Wie Hans Schönecker berichtet, habe er bei einer Nachschau Mitte Juli einen leeren Horst vorgefunden. Sein Fazit: „Die Jungstörche sind also schon unterwegs. Bei der Nachsuche in den Wiesen konnte ich weit entfernt nur einen Altstorch – erkennbar am roten Schnabel – entdecken.“ Offenbar haben die Beiersdorfer Störche zusätzlich zu ihrem Horst ein sogenanntes Spielnest gebaut, das unmittelbar neben dem Horst liegt. Das komme nach Auskunft von Hans Schönecker immer wieder vor. „Manche Storchenpaare können sich bei den ständig bettelnden Jungen nicht im Horst aufhalten - sie nerven. Sie bauen sich dann in der Nähe einen Ruhepunkt, ein sogenanntes Spielnest. Dort haben sie ihre Ruhe und können die Jungen beobachten und gegen feindliche Angriffe verteidigen“, erläutert er dazu und meint: „Auf diesem Nest soll nicht gebrütet werden. Es wird nie so groß ausgebaut, wie der eigentliche Horst. Manchmal ist es bei großen Jungen schon zu eng im Horst für beide Partner, für die Nachtruhe. Dann schläft einer im Spielnest. Manchmal wird das Material in den Horst eingebaut, wenn die Jungen weg sind.“

In Hassenberg ist der Nachwuchs ebenfalls bereits Mitte Juni zu den ersten Rundflügen aufgebrochen; Fotonachweise haben Vorortbeobachter geliefert. „Alle drei Jungstörche fliegen wie die Wilden über Hassenberg, turnen auf dem Dach des alten Schlosses herum und trauen sich sogar schon Richtung Flurbereinigung zwischen Hassenberg und Mitwitz. Aber nur kurz, sie drehten ein paar Runden, dann landete ein Storch bei den Altstörchen und alle fünf flogen zurück zum Nest“, schrieb eine Vorortbeobachterin an Hans Schönecker.

Auch aus Lahm traf zunächst die erfreuliche Nachricht bei Hans Schönecker ein, dass drei von vier Jungstörchen um den Horst fliegen. Allerdings wurde kurze Zeit später an der B4 in Richtung Hemmendorf auf einem Acker, unter einer Stromleitung, ein toter Weißstorch gefunden. „Der Laufknochen des einen Beins war gebrochen. Es dürfte sich um einen typischen Anflugtod an die Stromleitung handelt“, meint der LBV-Storchenbeauftragte, der den toten Jungstorch nun an das Coburger Naturkundemuseum zum Präparieren übergeben wird. Traurige Nachrichten erreichten Hans Schönecker auch aus Dörfles-Esbach. Dort wurde ein toter Storch auf dem Dach eines Verbrauchermarktes entdeckt und vom Storchenbeauftragten geborgen. Direkt gegenüber des Supermarktes zieht ein Storchenpaar auf einem Mobilfunkmast drei Jungtiere groß – alle drei Storchenkinder befanden sich bei einer Nachschau durch Hans Schönecker jedoch gesund und unversehrt auf dem Horst. „Vermutlich handelt es sich um einen der Altstörche“, meint Hans Schönecker daher. Gut zwei Stunden beobachtete er den Horst, um sicherzugehen, dass die Jungstörche auch weiterhin gefüttert werden. Kurz nach 22 Uhr gibt es dann Entwarnung: „Ein Altstorch kommt und bringt viel Futter mit. Die Jungen sind so aufgedreht und kräftigen danach weiter bei Flugübungen ihre Muskulatur.“ Da sich die Storchenkids bereits in einem recht fortgeschrittenen Zustand befinden, könne der verbleibende Partner diese auch alle sicher bis zum ersten Ausfliegen füttern und begleiten.

Noch etwas Zeit bis zu ihrem ersten Ausflug brauchen die Jungstörche aus Schottenstein, Neustadt 2, Neida und Wiesenfeld. Hans Schönecker: „Bei den Neidaer Jungstörchen kann es nicht mehr lange dauern. In den letzten zehn Tagen des Juli sollten sie bereit sein für den Erstflug in die Freiheit. Das Umfeld um den Horst ist dafür optimal.“ Auch die beiden Storchenkinder in Wiesenfeld sind nach den Beobachtungen des Storchenbeauftragten bereits gut entwickelt. Hans Schönecker hat sie fotografiert. „Ganz rechts steht ein Wache haltender Altstorch, Er hält Abstand, weil sonst die Jungen ständig nach Futter betteln. Sie brauchen noch zehn bis 14 Tage bis zu ihrem ersten Flug über die Baustelle des Kreisverkehrs.“

Erfreulich ist auch eine Beobachtung aus dem Seßlacher Ortsteil Hattersdorf. Denn dort konnte eine Wildkamera einen seltenen Schwarzstorch fotografieren, der hier unterwegs war. Hans Schönecker hat das Foto begutachtet und meint: „Bei genauem Hinsehen kann ich einen schwarzen Schnabel erkennen, so dass es sich um einen in diesem Jahr ausgeflogenen Jungstorch handeln dürfte.“ Der Horst könnte seiner Einschätzung nach im nahen Landschaftsschutzgebiet „Tongruben bei Muggenbach“ liegen, für das in Teilen ein Betretungsverbot gilt. „Aber auch auf der thüringischen Seite – im Alstergrund mit Grenzstreifen – oder im Tambacher Forst“, mutmaßt der Storchenbeauftragte.

Wie der LBV auf seiner Homepage informiert, galt der Schwarzstorch noch vor rund 100 Jahren in Bayern als ausgerottet. Heute brütet er vor allem in nord- und ostbayerischen Mittelgebirgen, aber auch im südlichen Unterfranken, Mittelfranken und im Alpenvorland. Durch seine meist heimliche Lebensweise bleibt sein Vorkommen vielen Menschen verborgen.

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