Coburger Weihnachtskonzert Haydn toppt Bach

Gisela M. Paul
Megumi Ikeda und Beatrix Seydlitz gestalteten als Solistinnen Bachs d-Moll-Konzert für zwei Violinen und Orchester. Foto: /Gisela M. Paul

Beim offiziellen Weihnachtskonzert der Stadt Coburg erfreut das Collegium musicum sein Publikum in der St.-Morizkiche mit erlesenen Werken aus Barock und Klassik.

 
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Vier Kerzen brennen am Adventskranz und auch der Weihnachtsbaum steht schon in der Morizkirche: Eine wahrhaft festliche Kulisse für das Weihnachtskonzert des Collegium musicum, das die Stadt am Sonntag ihren Bürgern zum Geschenk machte. Dritter Bürgermeister Can Aydin begrüßte freudig das Publikum, das durch zahlreiches Erscheinen kundtat, dass es dieses Geschenk dankbar annahm. Die Kirche war nicht ganz bis auf den letzten Platz besetzt, manch einer nahm auch nur einen Teil des Geschenkes an, verabschiedete sich früher oder kam erst später, was aber bei einem Konzert ohne Eintrittsgelderhebung sicherlich legitim ist.

Nach zweijähriger Pause aus hinlänglich bekannten Gründen konnte dieses Jahr das gewohnte Weihnachtskonzert des Collegium wieder stattfinden, immerhin zum 68. Mal. Leiter Thomas Ehrle hatte dafür ein durchaus besonderes Programm gewählt. Nicht weniger als drei Sprosse der Bach-Familie waren vertreten: der bekannteste Johann Sebastian und sein Sohn Johann Christian, dazu der weitläufig verwandte Johann Bernhard, der in Erfurt und Magdeburg wirkte. Sebastian und Bernhard sind nach Lebensdaten und Stil ihrer Musik eindeutig dem Barock zuzuordnen, Christian steht schon mit mindestens einem Fuß in der sogenannten Klassik, gilt sogar als deren „Erfinder“. Er wirkte in Mailand und London und war ein großes Vorbild für Wolfgang Amadeus Mozart, der ihn als den „Vater“ bezeichnete, von dem er und seine Komponistenkollegen viel gelernt hätten.

Die Ouvertüre Nr. 1 g-Moll von Johann Bernhard Bach wies neben dem Streichorchester eine Solovioline auf – gespielt von Megumi Ikeda – die sich von Zeit zu Zeit schön aus dem Gesamtklang herausschälte. Johann Christians 3. Londoner Sinfonie für Streichorchester kam schon ohne obligates Cembalo aus und bestach durch ein gesangliches Allegro und ein schwingendes Rondo grazioso. Hier verzichtete Thomas Ehrle darauf, selbst die erste Geige zu spielen und stellte sich seinem Orchester ganz als Dirigent zur Verfügung.

Johann Sebastian Bach war der Schluss des Konzerts vorbehalten. In seinem bekannten d-Moll-Konzert für zwei Violinen und Orchester waren Megumi Ikeda und Beatrix Seydlitz, die zuvor in der 2. Violine des Orchesters schon gut beschäftigt war, die versierten Solistinnen. Hier war auch wieder das Cembalo gefragt, das einmal mehr bei Gerhard Deutschmann in besten Händen lag. Am Schluss des Konzerts wurde bekannt gegeben, dass es wohl Deutschmanns letzter Auftritt im Collegium war.

Ergänzt wurde das Programm durch die frühe Haager Sinfonie in B-Dur KV 22 von Mozart, die durch voluminösen Orchesterklang bestach und niemandem, wenn er es nicht hätte im Programm lesen können, verraten hätte, dass hier ein Achtjähriger am Werk war. Offensichtlich kam das dreisätzige Werk dem Publikum viel zu kurz vor, denn der Applaus setzte erst ein, als Thomas Ehrle sich nach drei Sätzen von seinem Pult wegbewegte – wenn das kein Zeichen dafür ist, wie entzückend diese kleine Sinfonie war!

Pardon, lieber Johann Sebastian Bach: Aber der Höhepunkt dieses Konzerts war nicht sein Doppelkonzert, sondern war Joseph Haydn vorbehalten. Im Hornkonzert Nr. 2 D-Dur füllte das Soloinstrument den ganzen Kirchenraum mit wohlig-warmem Wohlklang, Jonathan Baur behandelte es meisterhaft, gab dem ganzen Ensemble Geschmeidigkeit und Fülle. Im heiteren Allegro moderato brachte der Hornist eine bemerkenswerte Kadenz unter, mit schönem Echo und überraschender Anmutung von Zweistimmigkeit. Der Mittelsatz endete schwebend und das Schlussallegro brachte noch einmal reizvollen Wechsel zwischen Solist und Orchester. Mit anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum bei den Mitwirkenden, bevor es angeregt plaudernd und beschwingt in die Kälte hinaus und vielleicht noch auf den Weihnachtsmarkt strebte.

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