Coburger Wirtschaft Am Rande der Rezession

„Im Wirtschaftsraum Coburg sind Unternehmen, Arbeitsplätze, Standort und Wohlstand in großer Gefahr“, betont IHK-Präsident Andreas Engel Foto: NP Archiv

Unternehmen und Arbeitsplätze in der Region seien wegen der Energiekrise in großer Gefahr, warnt die IHK. Sie fordert die Politik zum Handeln auf.

 
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„Wir befinden uns mitten in der schwersten Energiekrise seit Jahrzehnten und stehen am Beginn einer Rezession, die bislang noch nicht absehbare Ausmaße annehmen kann“ – mit diesen Worten kommentiert Präsident Andreas Engel die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK zu Coburg. Im Wirtschaftsraum Coburg seien Unternehmen, Arbeitsplätze, Standort und Wohlstand in großer Gefahr, warnt er: „Natürlich eröffnen Krisen immer auch Chancen – allerdings nur, wenn die Politik die dafür notwendigen Rahmenbedingungen schafft und zwar allein Daten und Fakten verpflichtet, ohne Parteiideologie und Denkverbote.“ Es brauche jetzt zielgerichtete, koordinierte Bemühungen von Bund und Ländern, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft wieder zu stärken und eine Deindustrialisierung zu vermeiden, so Engel: „Dazu gehört auch, dass die Mittel des wirtschaftlichen Abwehrschirms schnellstmöglich bei unseren Unternehmen ankommen, die angekündigte Strompreisbremse auf den Weg gebracht wird und alles ans Netz kommt, was Strom liefert.“

Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, ist nach der ohnehin bereits schwachen Notierung bei 107 Punkten im Frühjahr nun auf 71 Punkte abgestürzt. Das ist der bislang niedrigste im Zuge der Konjunkturumfrage ermittelte Wert. Zu Beginn der Corona-Pandemie lag er bei 74.

Die geschäftliche Situation der regionalen Wirtschaft zum Herbst hin hat sich laut IHK gegenüber dem Frühjahr eingetrübt. Mehr als ein Fünftel der Befragten bezeichnet ihre Lage als schlecht, für 36 Prozent ist die Situation noch gut. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen ist damit im Vergleich zum Frühjahr um fast die Hälfte eingebrochen auf jetzt 15. In Industrie und Dienstleistungswirtschaft ist die Situation generell angespannt, einzig der Maschinenbau meldet noch gute Geschäfte. Immerhin haben sich Gastronomie und Hotellerie im Jahresverlauf weiter aus dem Corona-Tal herausgearbeitet. Dagegen spürt der Handel die Kaufzurückhaltung der Konsumenten.

Die geschäftlichen Aussichten auf die kommenden Monate sind nach Angaben der IHK über die gesamte Breite der Wirtschaft so finster wie noch nie und haben den historisch niedrigen Saldo von minus 56 erreicht. Mit geschäftlicher Aufhellung rechnet kaum noch ein Unternehmen, dagegen gehen rund zwei Drittel von Geschäftseintrübung aus – eine Verdoppelung gegenüber dem Frühjahr. Hauptursache für die negativen Entwicklungen ist der Ukraine-Krieg. Dieser habe darüber hinaus politische Versäumnisse schonungslos aufgedeckt, die schon vorher bestanden hätten, insbesondere bei Energie- und Mobilitätswende, Bürokratie und Steuerbelastung sowie Ausbau der digitalen und Verkehrsinfrastruktur, erklärt die IHK. Mittelfristig bestehe das Risiko, dass die Region massiv und dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit einbüße.

„Neben Sorgen vor weiteren Kostensteigerungen und Risiken in der Versorgungssicherheit bei Energie, Rohstoffen, Vorprodukten und Material sowie vor einem Nachfragerückgang durch verunsicherte Kunden werden über nahezu alle Branchen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als wesentliches Risiko für die Geschäftsentwicklung genannt“, erklärt Engel. „Daraus wird deutlich: Unsere Unternehmen brauchen Zukunftsperspektiven durch verlässliche Politik und wirksame Maßnahmen zur Unterstützung bei der angestrebten Transformation der Wirtschaft. Keinesfalls darf es jetzt noch weitere Belastungen geben“, mahnt der IHK-Präsident.

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