Colbergs Geschichte Ein Kurbad im Museum

Sie suchten Kali und stießen auf Sole: 1907 entdeckten Bohrtrupps die erste Thermalquelle in Colberg. Foto: privat

Ein Rückblick mit Rest-Hoffnung: Das Zweiländermuseum Rodachtal dokumentiert die lange Geschichte der Colberger Reha-Klinik.

 
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Die Winterpause ist vorbei: Mit einer Sonderausstellung startet das Zweiländermuseum Rodachtal in Streufdorf ins neue Jahr. Sie hat einen sehr aktuellen Bezug: Ende 2023 wurde die Kurklinik Bad Colberg geschlossen, weil die Median-Gruppe den Standort aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben hat. Während hinter den Kulissen nach wie vor um eine Rettung der Reha-Einrichtung mit ihren 121 Mitarbeitern gerungen wird, blickt das Museum auf deren Vergangenheit zurück. „Die spannende Bädergeschichte von Bad Colberg – von der ersten Bohrung 1907 bis heute“ gibt einen interessanten Einblick in einen jahrzehntelangen Klinikbetrieb.

Bereits zum 100-jährigen Bestehen der Einrichtung hatte eine kleine Gruppe von Colbergern deren Geschichte mühevoll aufgearbeitet und in den Gemächern der „alten“ Klinik präsentiert. Den Charme der Gebäude und das Flair der Behandlungsräume mit ihren Wannen und Bädern musste man zwar in Bad Colberg lassen, aber in Wort und Bild, garniert mit Urkunden und Utensilien, kann das historische Heilbad im Museum bis zum 9. Juni besichtigt werden. „Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, möchte auch das Zweiländermuseum Rodachtal mit dieser Sonderausstellung ein Zeichen dafür setzen, dass sich der ,Kampf’ um den Erhalt und eine baldige Wiederbelebung lohnt“, betont Museumsleiterin Sybille Knopf, die am Sonntag, 3. März, um 14.30 Uhr zur Vernissage einlädt.

Das Colberger Bad verdankt seine Entstehung einem Zufall: Auf der Suche nach Kali waren Bergarbeiter bei Bohrungsarbeiten im Jahr 1907 auf eine Thermalquelle gestoßen. Wie sich herausstellte, wies diese einen hohen Salzgehalt und eine Temperatur von 36 Grad Celsius auf. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Therme in ihrer Zusammensetzung den Sprudeln in Karlsbad und Wiesbaden ähnelte. Der Quelle wurde außerordentliche Heilkraft besonders bei Diabetes, Adipositas, Gicht, Herz-, Nieren- und Nervenkrankheiten zugeschrieben. Auch bei Frauenkrankheiten versprach man sich Heilerfolge.

1910 eröffnete eine neu gegründete Badegesellschaft ein Bade- und Kurhaus mit einem 11000 Quadratmeter großen Kurpark. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Klinik als Kriegsgefangenenlager für ranghohe Offiziere genutzt. 1921 erwarb die Thüringische Landesversicherungsanstalt die Anlage und baute sie aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Sanatorium Nutzung als Lazarett und Kinderheim genutzt.

Von dieser Infrastruktur zehrte die Gemeinde bis zur Wende, denn in der DDR-Zeit war das im Sperrgebiet liegende Bad Colberg nur mit Sondererlaubnis erreichbar. Die Kurklinik blieb bis 1990 Angehörigen des DDR-Innenministeriums vorbehalten.

Nach der Rückübertragung an die Landesversicherungsanstalt Thüringen veranlasste diese 1994 Bohrungen, die in 1400 Meter Tiefe auf eine schwefelhaltige Thermalsole trafen. Damit begann der Ausbau Bad Colbergs zu einem modernen Kurort. Der Klinikneubau mit 300 Betten und einer Terrassentherme wurde 1997 in Betrieb genommen. Die alten Kureinrichtungen wurden dem historischen Vorbild entsprechend saniert. 2005 pachtete die Dengg Kliniken Consult GmbH die Rehabilitationsklinik und setzte ab 2007 Gebäudeteile in Stand. 2016 übernahmen die Median Kliniken das Objekt.

Das Zweiländermuseum Rodachtal in Streufdorf zeigt die Regionalgeschichte der Grenzregion Thüringen/Bayern auf beeindruckende Weise. Der Bogen spannt sich dabei vom Kaiserreich bis zur friedlichen Revolution von 1989. Öffnungszeiten im März: Donnerstag bis Samstag 13 bis 17 Uhr Sonn- und Feiertage 10 bis 17 Uhr.

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