Anti-Impf-Appell Chefarzt gegen Corona-Regeln

Ein Chefarzt gehört zu denen,die gegen Corona-Regeln, Impf- und Testnachweise kämpfen: Das Klinikum in Hildburghausen. Foto: frankphoto.de/Bastian Frank

Mitten in der vierten Corona-Welle und der Debatte um eine Impfpflicht fordern Dutzende Mediziner aus dem Raum Hildburghausen/Coburg das Ende aller staatlichen Corona-Regeln und den Verzicht auf alle Test- und Impfnachweise. Zu den Unterzeichnern einer Erklärung von rund 50 Ärzten und Gesundheitsbeschäftigten gehört auch der Chefarzt der Altersmedizin am Klinikum in Hildburghausen.

 
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Hildburghausen/Coburg/Erfurt - Rund 50 Ärzte und Medizin-Beschäftigte aus Südthüringen und dem Coburger Land haben ein Ende aller Corona-Regeln und den Verzicht auf Impf- und Testnachweise gefordert. Man solle „die notwendigen Schutz- und Abwehrmaßnahmen in die Hände des Bürgers legen“, heißt es einer Erklärung, die am Mittwoch in einem Hildburghäuser Anzeigenblatt veröffentlicht wurde. Zu den Unterzeichnern gehören zahlreiche Ärzte aus der Region, darunter drei leitende Mediziner der Regiomed-Kliniken in Hildburghausen und Coburg. Einer davon ist Volker Heinbuch, Chefarzt der Geriatrie in dem vor allem auf Senioren spezialisierten Klinikum Hildburghausen. Die beiden anderen sind Oberärzte in der Geriatrie/Palliativmedizin und der Urologie im Klinikum Coburg. Außerdem weitere Fach- und Hausärzte, Psychologen, Therapeuten und Pfleger aus dem Raum Hildburghausen/Coburg auf der Liste, zudem eine Apothekerin aus der Gemeinde Auengrund.

Die Leitung des Klinikverbundes Regiomed, die immer wieder zum Impfen und zur Beachtung der Pandemiemaßnahmen aufruft, äußerte sich am Mittwoch auf Anfrage zunächst nicht. Der Chefarzt sowie die zwei Oberärzte waren nicht zu erreichen.

Die Mediziner stellen sich insbesondere hinter die in der Region zahlreich vertretenen Impfgegner. „Wir treten ein für das Recht auf körperliche Unversehrtheit und wenden uns entschieden gegen die Diskriminierung von nicht gegen Covid-19 ,geimpften’ Menschen“, schreiben sie. Es sei „entwürdigend“, wenn man Leute fragen müsse, ob sie geimpft, genesen oder getestet sind. Die Unterzeichner berufen sich auf den Vizechef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister, der Mitte September ein Ende aller staatlichen Corona-Vorschriften gefordert hatte. Hofmeister hat inzwischen seine Meinung radikal geändert. „Die Impfpflicht wird der einzige Ausweg sein, wenn es nicht gelingt, die 13 Millionen Erwachsenen, die noch nicht geimpft sind, zu impfen“, sagte er am Mittwoch dem Fernsehsender ntv.

Am gleichen Tag haben zahlreiche Vertreter von Politik und Gesellschaft in Thüringen einen Appell pro Impfung verbreitet. „Lassen Sie sich impfen – für die eigene Gesundheit und um andere zu schützen: Kinder und Großeltern, Freunde und Kollegen“, heißt es in dem Appell, den Vize-Ministerpräsidentin Anja Siegesmund (Grüne) erarbeitet und das Kabinett der Landesregierung verabschiedet hatte. Er ist inzwischen vielfach mitunterzeichnet worden, darunter von Ex-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), den Industrie- und Handelskammern Südthüringen und Erfurt, der Landesärztekammer sowie Verbänden von Bauern, Feuerwehr, Naturschützern, Richtern und Polizei.

Es sei ausreichend Stoff vorhanden, um jedem, der wolle, eine Grund- oder Auffrischungsimpfung verabreichen zu können, sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Bis Ende des Jahres hätten etwa 1,1 Millionen Thüringer Anspruch auf eine Booster-Impfung. Ziel sei es, etwa jedem Zweiten diese bis dahin tatsächlich anzubieten. In Südthüringen ist die Impfbereitschaft niedriger als anderswo. Am geringsten ist sie im Kreis Hildburghausen, wo nur 47,3 Prozent vollständig geimpft sind.

Wissenschaftler sehen mehrheitlich im Impfen den einzigen Ausweg aus der Pandemie. Inzwischen mehren sich politische Stimmen in Land und Bund, die eine Impfpflicht fordern. Zuletzt hatten sich Markus Söder (Bayern) und Bodo Ramelow (Thüringen) offen dafür gezeigt. er/sh Seite 3

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