Peter Dahlem erklärt, „tatsächlich behandeln wir immer mehr Kinder, die mit Sars-CoV-2 infiziert sind, sei es, dass sie wegen Covid-19 stationär behandelt werden müssen, oder dass die Infektion als Zufallsbefund im Aufnahmetestscreening festgestellt wird“. Die Erkrankung verlaufe nach Angaben des Chefarztes bei Kindern in der Regel aber sehr mild. Stationäre Aufnahmen wegen einer schweren Infektion seien weniger häufig als bei Erwachsenen, und die Erkrankung lasse sich bei ihnen gut behandeln. „Jedoch können auch bei Kindern und Jugendlichen nach der Infektion Long-Covid-Symptome auftreten“, so Peter Dahlem. „Daneben sehen wir in unserer Klinik leider auch zunehmend das MIS-C, oder PIMS, die Ganzkörperentzündung; im Moment fast wöchentlich. Es erschreckt einen, wie schwer krank die Kinder sind und wie lange sie intensiv medizinisch behandelt werden müssen.“ Trotz des guten Anschlagens der Medikamente hätten die Kinder eine schwere Leidenszeit, „und wir wissen noch nicht, wie dauerhaft die Organschäden wirklich sind“.
„Impfen, impfen, impfen“
Kristina Hoffmann, Kinderärztin am Regiomed-Klinikum Coburg, betont, „wenn man als Intensivarzt auf der Kinderintensivstation diese Kinder betreut, erlebt man, wie sehr Kinder, Eltern und die ganze Familie darunter leiden. Auch für die Pflegenden und uns Stationsärzte stellt die Behandlung von Kindern mit MIS-C eine große emotionale Herausforderung dar, wenn zum Beispiel der Kreislauf total versagt und stärkste Medikamente wie Adrenalin zur Besserung der Symptome eingesetzt werden müssen.“
Kristina Hofmann rät Eltern, „auch wenn es inzwischen abgedroschen klingt: impfen, impfen, impfen. Es ist erwiesen, dass eine Impfung mit dem zugelassenen Impfstoff diese schwere Erkrankung bei Kindern verhindern kann.“ Im Impfzentrum Coburg bereite es der Ärztin „sehr viel Spaß, dazu beizutragen, dass die Kinder davor verschont bleiben“. Gemeinsam mit den Eltern würden im Aufklärungsgespräch Risiken besprochen und abgewogen. „Ich kann für meine Impfeinsätze sagen, dass die Kinder sich sehr vorbildlich verhalten und sich durchaus der Wichtigkeit der Impfung bewusst sind. Sie wollen mit ihrer Impfung sich, aber auch andere schützen. Bisher sind mir auch keine Impfreaktionen bekannt, die über die bereits bekannten Reaktionen hinausgehen“, betont Kristina Hofmann.
Symptome
Die typischen Kriterien für ein Multisystem Inflammatory Syndrom (MIS-C) laut Weltgesundheitsorganisation (WHO):
Alter 0–19 Jahre
Fieber über mindestens drei Tage
Anzeichen einer Erkrankung von mindestens zwei verschiedenen Organen (Haut, Schleimhäute, Augen, niedriger Blutdruck oder Schock, Herzerkrankung, Blutgerinnungsstörungen, akute Magen-Darm-Beschwerden)
erhöhte Entzündungswerte
keine andere Erklärung
Hinweis auf eine Infektion mit dem Coronavirus, entweder durch Nachweis, Bestimmung von Antikörpern oder Kontakt zu einer infizierten Personrm