Corona-Demo in Ebern Aufmarsch mit Versammlungsleiter

Christian Licha

Begrenzt auf den Bahnhofsvorplatz in Ebern sollte der „Spaziergang“ diesmal stattfinden, weil sich wieder kein Organisator outete. Kurzfristig fand sich dann doch einer – ein junger Mann aus dem Landkreis Bamberg.

 
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Ebern - Eine unerwartete Wendung nahm der nicht bei den Behörden angemeldete „Spaziergang“ am Mittwochabend in Ebern. Nach einer am Dienstag durch das Landratsamt Haßberge neu erlassene Allgemeinverfügung, durfte die unangemeldete Versammlung nur ortsfest und mit Maskenpflicht vor dem Eberner Bahnhof stattfinden. Nachdem Polizeieinsatzleiter Detlef Hauck, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Ebern, vor Ort die Auflagen verkündete, fand sich überraschend eine Person bei der Polizei ein, die ihr Ansinnen vortrug, als Versammlungsleiter zu fungieren. Und tatsächlich, der 25-jährige Mann aus dem Landkreis Bamberg übernahm diese Verantwortung und rekrutierte aus den Anwesenden auch spontan zehn Ordner, die für einen Demonstrationszug durch Ebern notwendig waren.

Zusammen mit der Polizei wurde als Wegstrecke eine etwa eineinhalb Kilometer Route durch die Altstadt und entlang der Coburger Straße und der Georg-Nadler-Straße zurück zum Bahnhof festgelegt. Der Versammlungsleiter führte den Marsch mit einer Handtrommel an und wurde akustisch durch andere Personen mit Trillerpfeifen unterstützt. Einige Frauen und Männer hatten sich offensichtlich während des Zuges dem Geschehen angeschlossen. Waren es zum Start am Bahnhof rund 150 Personen, die teilnahmen, wurden zum Abschluss circa 200 Menschen gezählt.

Der Versammlungsleiter, der für eventuelle Verfehlungen der Teilnehmer geradestehen muss, dankte den Anwesenden am Ziel für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. „Das nächste Mal werden wir 2000 Leute sein“, kündigte der junge Mann über ein Megafon an und gab damit kund, dass er wohl auch für zukünftige Aufmärsche als verantwortliche Person zur Verfügung stehen werde.

Dennoch musste die Polizei einschreiten, die mit einer großen Anzahl von Unterstützungskräften aus Oberfranken präsent war. So wurden in der Martin-Luther-Straße einige Personen festgestellt, die unter dem Deckmantel eines „Spazierganges“ wohl ihre eigene Versammlung veranstalteten. Von etwa 15 bis 20 Personen wurden hier die Personalien aufgenommen, da diese gegen Auflagen verstoßen hatten. Sie erwartet nun eine Ordnungswidrigkeitsanzeige, wie Erster Polizeihauptkommissar Detlef Hauck in einem Gespräch mit der Neuen Presse bestätigte. Gleichzeitig machte Hauck darauf aufmerksam, dass dieser Personenkreis nicht an der angemeldeten Versammlung teilgenommen hat, sondern offensichtlich aus Eigeninitiative seinen persönlichen Demonstrationszug abhielt.

Noch am Mittwochabend verkündete die Gruppierung „Kollektiv Zukunft schaffen Heimat schützen“ im Internet, dass ihre Anhänger bei dem Zug durch Ebern teilgenommen hätten. Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz ordnet das Kollektiv als rechtsextremistisch ein.

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