Harter Lockdown im Landkreis Hildburghausen
Der Landrat des Kreises Hildburghausen, Thomas Müller (CDU), sagte, die Protestteilnehmer seien organisiert gewesen und formiert durch Hildburghausen gezogen. „Die sind untereinander alle vernetzt, das ist dasselbe Strickmuster wie in Leipzig und Berlin - nur kleiner.“ Es habe eine aggressive Stimmung geherrscht, Mitarbeiter des Ordnungsamtes und Polizeibeamte seien beschimpft worden. Nach Angaben von Bürgermeister Tilo Kummer (Linke) sprachen die Teilnehmer von einem „Spaziergang“. Es habe bereits seit Tagen Aufrufe im Netz gegeben, einige Teilnehmer hätten Transparente und Kerzen getragen.
Im Kreis Hildburghausen gilt aufgrund explodierender Infektionszahlen seit Mittwoch ein harter Lockdown. Die rund 63 000 Einwohner in der Region dürfen bis zum 13. Dezember ihre Wohnungen nicht mehr ohne triftigen Grund verlassen, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen. Am Donnerstag wurde mit 602,9 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche erstmals ein Wert von mehr als 600 erreicht. Das ist deutschlandweit weiter der höchste Wert.
Bodo Ramelow appelliert an die Bürger
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) appellierte an die Menschen im Landkreis Hildburghausen, sich an die neuen Infektionsschutzregeln zu halten. Es gebe ein großes Bemühen, mit strengeren Maßnahmen „Leib und Leben von Menschen zu schützen“, sagte Ramelow. Die Protestierenden hätten das Signal gegeben, dass sie das Infektionsgeschehen in ihrem Kreis nicht interessiere.
Landrat Müller kritisierte die Proteste als unverantwortlich. Die Teilnehmer hätten nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet. Rathauschef Kummer sagte: „Es fehlt das Verständnis für die Maßnahmen. Die Information war bisher nicht die beste.“ Das sei ein Stück weit auch als Selbstkritik gemeint.
Thüringens Grünen-Fraktionschefin im Landtag, Astrid Rothe-Beinlich, zeigte sich entsetzt: „Das hat mich fast sprachlos gemacht, als ich die Bilder gesehen habe. Die haben offenkundig nicht verstanden, wie ernst die Situation ist.“ CDU-Landesparteichef Christian Hirte kritisierte das Verhalten auf Twitter ebenfalls als „völlig unverantwortlich und inakzeptabel“.