Corona Impfmüdigkeit in den Haßbergen

Auch in den Haßbergen gibt es viele Bürger, die nicht zum Impftermin erscheinen. Undenkbar zu den Zeiten, als die Inzidenz noch bei 352 lag. Und bedenklich, angesichts einer erwarteten vierten Welle.

 
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Gut die Hälfte der Landkreisbevölkerung hat mittlerweile die Erstimpfung, knapp 38 Prozent sind vollständig geimpft. Foto: /René Ruprecht

Kreis Haßberge - „Am Anfang wollte jeder geimpft werden, mittlerweile kippt es, nicht nur in den Haßbergen“, stellte Landrat Wilhelm Schneider am Montag in der Kreistagssitzung eine gewisse „Impfmüdigkeit“ auch in den Haßbergen fest. Gerade dadurch, dass die Zweitimpfung bei vielen in die bayerischen Sommerferien falle, befürchtet man auch im Landkreis Haßberge noch mehr abgesagte oder nicht wahrgenommene Impftermine als ohnehin schon. Von diesem Problem berichtete den Kreisräten auch Klaus Roth, der von der Bundeswehr bis vorerst 30. September in die Haßberge abgesandt ist zur Planung und Organisation von Terminen und Impfstoffen an den Impfzentren und in den mobilen Teams. „In Zukunft wird es schwieriger, den Impfstoff komplett zu verimpfen“, prophezeite Klaus Roth. Dafür gibt es in den Haßbergen nun Nachrückerlisten, um kurzfristig übrig gebliebenen Impfstoff nicht wegwerfen zu müssen.

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Undenkbar zu den Hochzeiten im März, als in den Haßbergen allein sechs mobile Impfteams unterwegs gewesen waren. Bis zum 15. April hatten diese alle Patienten durchgeimpft, die nicht selbst zum Impfzentrum kommen konnten: 496 an der Zahl. In den Impfzentren selbst geht es ebenfalls voran, 180 am Tag sind hier mittlerweile durch eine zusätzliche Abendschicht in Hofheim und 240 pro Tag in Zeil möglich. „Wir sind jetzt wirklich schnell und es läuft sehr gut“, lobte Klaus Roth.

Fast die Hälfte der Landkreisbevölkerung hat mittlerweile die Erstimpfung erhalten, knapp 38 Prozent gelten als komplett geimpft. Am Dienstag lag die Inzidenz ohne weitere Neuinfektion weiter bei 1,2; noch immer sind in den Haßbergen keine Fälle der Delta-Variante des Corona-Virus nachgewiesen worden.

Der Optimismus bleibt angesichts der Impfmüdigkeit verhalten, auch am Landratsamt in Haßfurt rechnet man mit einer vierten Welle im Herbst. Zumindest bereite man sich darauf vor, versicherte Christian Mottl vom Kommunal- und Ordnungsrecht. Gerade nach den Erfahrungen im Oktober und November 2020, als „ die Fallzahlen in die Höhe geschnellt“ seien mit dem vorübergehenden Inzidenz-Höchstwert von 280 am 25. November. Zuvor, in der „ersten Welle“, hatte der Höhepunkt noch bei 51 gelegen. Mit einer Inzidenz von 352 hatte die Pandemie am 25. April 2021 dann ihren absoluten Höchststand im Landkreis erreicht. Bundesweit lagen die Haßberge da mit an der Spitze, weitreichende Maßnahmen mussten mit einer Allgemeinverfügung ergriffen und sogar der Präsenzunterricht in Schulen gänzlich gecancelt werden. Mit Erfolg, wie Christian Mottl bilanziert: Bis zur glatten Null sind die Zahlen mittlerweile wieder gefallen.

Betroffen gewesen seien im Übrigen alle Altersgruppen, wobei die schwersten Verläufe und meisten Todesfälle die Hochbetagten getroffen hatten. Nun würden aber auch die Impfungen deutliche Wirkung zeigen.

Noch immer beschäftigt Corona in der Kreisbehörde das Personal; zwischen 50 bis 80 Mitarbeiter sind im direkten Zusammenhang mit der Pandemie permanent im Einsatz, weitere darüber hinaus freilich auch „mittelbar“ betroffen, wie etwa im Jugendamt oder in der Abteilung für Öffentliche Sicherheit und Ordnung. So seien bislang rund 800 Bußgeldverfahren wegen Coronaverstößen eingeleitet und immerhin 670 bisher auch bearbeitet worden.

Nach dem aktuellen Stand zur Einrichtung von Raumluftgeräten in den Schulen fragte SPD-Kreisrat Bernhard Ruß nach. Eine Entscheidung darüber, einheitlich für alle Schulen, sollte möglichst noch vor den Ferien erfolgen, da stimmte auch Landrat Wilhelm Schneider zu.

Kreiskämmerer Marcus Fröhlich informierte anschließend über die Ausgaben und Aufwendungen für die Impfzentren, die durch den Freistaat Bayern übernommen, vom Landkreis jedoch im laufenden Haushalt gebucht und ausgelegt werden müssen. Bisher sind von der Regierung 958 846 Euro zugewiesen worden, was jedoch bei Weitem nicht ausreicht. Pro Monat belaufen sich die zu erwartenden Kosten auf rund 487 300 Euro. Für die Monate April bis August werden somit Kosten von rund 2436500 Euro anfallen. „Die Auszahlungen sind unabweisbar, da der Landkreis zum Betrieb der Impfzentren beauftragt wurde, um die Weiterverbreitung des Corona-Virus durch die Impfung einzudämmen“, so Marcus Fröhlich. Aufgrund der fehlenden Mittelzuweisung durch die Regierung müsse der Landkreis die Rechnungen verauslagen.

Priorisierung in Impfzentren aufgehoben

Bayern hat die Impfpriorisierung in den Impfzentren aufgehoben. Ab sofort kann jeder unabhängig von Vorerkrankungen und je nach Verfügbarkeit des Impfstoffs auch in den Impfzentren ein Impfangebot bekommen. Alle Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren können sich über das Onlineportal BayIMCO (www.impfzentren.bayern) registrieren, die bislang darauf verzichtet haben, weil sie keine Priorisierung haben. Die Reihenfolge zur Termineinladung wird ausschließlich über das Datum der erfolgten Registrierung in BayIMCO vergeben. Besonders gefährdete Menschen der ehemaligen Priorisierungsgruppen 1 und 2 sollen aber, wenn sie sich neu in BayIMCO anmelden, trotz der Neuerung bevorzugt einen Termin bekommen können. Darüber hinaus spielen nun das Lebensalter und Vorerkrankungen bei der Terminvergabe keine Rolle mehr. Bereits bestehende Terminbuchungen und Termineinladungen ändern sich nicht.

Wichtiger Hinweis: Bei einer Coronaimpfung für Kinder/Jugendliche unter 18 Jahren ist eine Einverständniserklärung von beiden sorgeberechtigten Elternteilen notwendig. Wenn Elternteile nicht mit zum Impftermin kommen, ist eine kurze schriftliche Einverständniserklärung notwendig.

Wer bereits geimpft ist, bitte Account löschen

Weil viele Impfwillige mehrgleisig fahren und sich neben den Impfzentren auch bei den niedergelassenen Ärzten und Betriebsärzten um einen Corona-Impfschutz bemühen, bittet das Landratsamt Haßberge alle Bürgerinnen und Bürger, ihre Registrierung im Impfportal BayIMCO zu überprüfen und zu löschen, falls sie schon auf einem anderen Weg geimpft wurden. Wird der Account nicht gelöscht, wird die Anzahl der wartenden Impflinge verfälscht und führt letztlich zu längeren Wartezeiten für diejenigen, die tatsächlich noch auf eine Impfung warten.

Anmelden für Nachrückerliste

Aktuell besteht auch die Möglichkeit, sich auf die „Nachrückerliste“ setzen zu lassen, die dafür sorgt, dass keine Impfdosis verfällt. Wenn Dosen übrig sind, muss die Impfung sehr zeitnah stattfinden. Wer sich also in die Nachrücker-Liste einträgt, muss schnell auf dem Handy erreichbar sein, um den möglichen Impftermin zuzusagen und darüber hinaus innerhalb kürzester Zeit (innerhalb von 30 Minuten) im Impfzentrum erscheinen können.

Um auf diese Nachrückerliste zu gelangen, melden Sie sich bitte auf der Homepage des Landkreises Haßberge unter folgendem Link: www.hassberge.de/impfnachruecker an. Bei Bedarf an Nachrückern werden die Impfwilligen telefonisch kontaktiert, hierbei unterscheiden sich die gerade vorhandenen Impfstoffe (Biontech, Moderna, Johnson&Johnson oder AstraZeneca). Die Grundvoraussetzungen für die Aufnahme auf die Nachrückerliste sind:

•Telefonische Erreichbarkeit ist dauerhaft sichergestellt.

•Bereitschaft kurzfristig zu einem Impftermin zu kommen (Vorlaufzeit von ca. 30 Minuten), an 7 Tagen in der Woche, bis 22:30 Uhr

•Registrierung im bayerischen Impfportal „BayIMCO“

Bitte beachten: eine Meldung für die „Nachrückerliste“ ist NICHT mit einem sicheren Impfangebot verbunden ist. Deshalb bitte unbedingt weiterhin im Impfportal angemeldet bleiben und einen Impftermin, der über das System gebucht werden kann, auch wahrnehmen.