Landkreis Coburg Impfnachfrage schnellt nach oben

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Die Nachfrage nach Auffrischungs- und Booster-Impfungen gegen das Corona-Virus ist auch in der Stadt und im Landkreis Coburg sprunghaft angestiegen. Wartezeiten in Arztpraxen und im Impfzentrum lassen sich deshalb nicht vermeiden. Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Viele Menschen wollen sich gegen das Corona-Virus immunisieren lassen. Allerdings müssen sie Wartezeiten in Kauf nehmen.

 
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Coburg/Bad Rodach - Die Nachricht, dass der Biontech-Impfstoff knapp wird und jetzt verstärkt Moderna zur Immunisierung gegen das Corona-Virus eingesetzt werden soll, habe bei Patienten und niedergelassenen Ärzten eingeschlagen wie eine Bombe. Das sagte Ullrich Zuber, Vorsitzender des Hausarztvereins Coburg, der Neuen Presse auf Anfrage. Die meisten, die sich jetzt eine Auffrischungs- oder Booster-Impfung geben lassen wollen, hätten erwartet, dass dies mit Biontech geschieht. Schließlich ist dies das in den vergangenen Wochen und Monaten auch im Coburger Land am meisten verwendete Vakzin gewesen. Zuber sieht auf die Haus- und Facharztpraxen jetzt einen erhöhten Aufklärungsbedarf zukommen. „Der ist riesig.“

Zudem müsse man in den Praxen umlernen. Denn Moderna sei etwas komplizierter zu handhaben als Biontech. „Das macht die Sache nicht leichter“, so Zuber.

Eines allerdings freue den Mediziner, der in Kaltenbrunn eine Hausarztpraxis betreibt: „Es kommen vermehrt Personen zu uns, die sich, was das Impfen betrifft, bisher unwillig oder ängstlich gezeigt haben“ – sprich: sich jetzt erstmals eine Spritze gegen das Corona-Virus setzen lassen. Die Mehrheit stellten aber diejenigen, die ihre dritte Impfung erhalten möchten.

Ullrich Zuber räumt ein, dass es bei der Terminvergabe Wartezeiten gibt. Einige Praxen sind mit ihrer Planung bereits Mitte Januar nächsten Jahres angelangt. Der Vorsitzende des Hausarztvereins bittet dafür um Verständnis. „Wir achten darauf, dass zunächst gefährdete Personengruppen, beispielsweise Erkrankte, vorrangig geimpft werden.“ Grundsätzlich, so der Arzt, sollte sich jeder immunisieren lassen. Es zeige sich eindeutig, dass die allermeisten Geimpften einen „flachen Krankheitsverlauf“ durchmachen, wenn sie sich mit Corona angesteckt haben.

Darauf verweisen auch Landrat Sebastian Straubel und Oberbürgermeister Dominik Sauerteig, die in der vergangenen Woche im Auftrag der bayerischen Staatsregierung einen Brief an alle über 60-Jährigen in der Stadt und im Landkreis Coburg verschickt haben. Weil das Interesse an Impfungen sehr groß sei, müsse man in Arztpraxen und im Impfzentrum Coburg Wartezeiten in Kauf nehmen, erläutert Corinna Rösler, Pressesprecherin des Landratsamtes Coburg. Die Telefonhotline im Impfzentrum in Witzmannsberg verfüge über sechs Anschlüsse, „die im Vollbetrieb stehen“. Und auch hier ließen sich, wie in Arztpraxen, wegen der angestiegenen Terminanfragen Wartezeiten „weiterhin nicht vermeiden“.

Im Impfzentrum erfolgen derzeit von Montag bis Freitag 500 bis 600 Impfungen. Zusätzlich sind mobile Teams in Heimen, Einrichtungen und Schulen unterwegs. Und: „Eine neuerliche personelle Aufstockung des Impfpersonals ist im Gange“, so Rösler.

Unabhängig vom Versand des Schreibens an über 60-Jährige sei die Impfnachfrage in jüngster Zeit massiv angestiegen. „Alle Kräfte arbeiten absolut am Limit, um möglichst rasch Termine zu vergeben und die verfügbaren Impfkapazitäten komplett auszureizen“, betont Corinna Rösler. Und: „Um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen, bitten wir, an den stationären Impfstellen nicht mit Anfragen nach Terminen vorstellig zu werden.“ Terminvergaben können nur über die Telefonhotline 09561/733 47 30 oder das Onlinesystem BayIMCO (https://impfzentren.bayern/) erfolgen.

Nachdem das Testzentrum in der Bad Rodacher Stadthalle im Sommer wegen mangelnder Nachfrage wieder geschlossen wurde, freut sich Bürgermeister Tobias Ehrlicher nun über die Eröffnung eines neuen Testzentrums. Dieses wird zeitnah im Außenbereich an der Therme Natur installiert werden. „In einem Zelt“, wie der Bürgermeister ankündigt. Er habe sich in den letzten Tagen stark darum bemüht, ein solches Angebot wieder für die Bürger stellen zu können. Dies sei ein schwieriges Unterfangen gewesen, wie Tobias Ehrlicher einräumt: „Es fehlt einfach auch an den personellen Kapazitäten, die weder von den Ärzten noch von den Apothekern vor Ort erbracht werden können.“ Dass ein lokales Angebot gestellt werden könne, sei jedoch enorm wichtig. Arbeitnehmer und auch Eltern hätten ihn darauf bereits angesprochen. Auch aus dem Blickwinkel der Betreiber, der Therme Natur, sei ein Testangebot erforderlich. „Es fährt ja niemand erst nach Coburg, um sich testen zu lassen, und geht danach in Bad Rodach in die Therme“, gibt das Stadtoberhaupt zu bedenken. Insofern habe es der Stadt am Herzen gelegen, eine eigene Lösung anbieten zu können.

Im Rückblick sei es schon schwierig gewesen, das ursprüngliche Testzentrum in der Stadthalle zu installieren. Gelungen sei dies dann letztlich nur, weil die Johanniter aus Heldburg eingesprungen seien. „Der Vorteil für uns war, dass damals die von den Johannitern betriebene Tagespflege geschlossen hatte“, so der Bürgermeister. So habe der Organisation das Testzentrum als übergangsweises Betätigungsfeld nutzen können.

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